Das Schwarze Auge Regelwerk: 5. Edition (Taschenbuchausgabe)

„Das Schwarze Auge“ ist ein Fantasy-Rollenspiel, in dem du und deine Freunde die Hauptrollen übernehmt: Bestehe als tapferer Ritter, elfische Waldläuferin oder gelehrter Magier Heldentaten und entdecke mit deinen Gefährten das von vielen Kriegen geschwächte Mittelreich, die exotischen Länder der Tulamiden, die dampfenden Dschungel des Südens oder die finsteren Schattenlande. Gemeinsam könnt ihr unschuldige Opfer aus den Händen namenloser Kultisten befreien, Intrigen am Hof der Kaiserin erleben oder bedrohten Städten gegen Heerscharen von Orks beistehen. Was immer ihr für Abenteuer erleben wollt: In Aventurien gibt es für mutige Helden mehr als genug zu tun!

von Karohren

Ein Pen-and-Paper-Grundregelwerk sollte in meinen Augen eine Weltbeschreibung, eine Regelbeschreibung, Hilfe zur Charaktererstellung und grundlegende Ausrüstungen sowie Gegner enthalten. Wie schneidet das „DSA“-Grundregelwerk, das hier in der farbigen Softcover-Version mit Leimbindung im kleineren Format (etwa A5) basierend auf der 4. überarbeiteten Auflage vorliegt, in diesen Rubriken ab?

Die Weltbeschreibung

Leider kommt diese sehr kurz. Sowohl die Weltbeschreibungen als auch die verschiedenen Kulturen sind meist nicht mehr als eine schöne Ausformulierung klassischer Fantasy-Klischees. Allerdings heißt es auch direkt, dass dieses Werk die Welt gar nicht richtig beschreiben möchte, sondern dass dies im „Aventurischen Almanach“ (einem anderen Buch) geschieht. Dann verstehe ich jedoch nicht, warum man sich überhaupt die Mühe gemacht und die entsprechenden Seiten nicht besser genutzt hat. Als neuer Spieler habe ich immerhin etwas mehr Lust auf die Welt bekommen, da ich weiß, wie welche Klischees eingesetzt werden. In den Beschreibungen einzelner Beispielcharaktere erfährt man ein paar interessante Dinge, sodass es wenigstens etwas Tiefe gibt. Der Nutzen ist aber minimal. Weder alten „DSA“-Spielern, die das neue Regelwerk nutzen wollen, noch neuen Spielern, die nur mit dem Buch in die Welt einsteigen wollen, helfen die gegebenen Informationen.

Regelbeschreibungen

Der wichtigste Teil des gesamten Buches sind natürlich die Regeln. Diese, das muss ich sagen, haben mich absolut überzeugt. Sie kombinieren sehr gut verschiedenste Bereiche: Kampf, Magie, das Wirken von Geweihten und allgemeine Tätigkeiten wie Jonglieren. Den Machern ist es sehr gut gelungen, diese Vielseitigkeit in sehr exakte und auch sinnvolle Regeln zu fassen. Auch die Regeln für verschiedene Zustände und deren Einsatz ermöglichen ein komplexes aber auch gut überschaubares Spiel. Die Regeln werden an Beispielen durchgegangen und es gibt sogar ein Mini-Abenteuer, um den Ablauf zu verstehen. Was mich hier etwas stört, ist der Aufbau des Buches. Nach den wichtigsten Grundregeln kommt die Charaktererstellung und dann folgen die weiteren Regeln. Das ist zwar für das erste Lesen vorteilhaft, sorgt beim Einsatz als Nachschlagewerk jedoch für sehr viel unnötiges Blättern.

Hilfe zur Charaktererstellung

Hier wird man Schritt für Schritt bei der Erstellung des ersten Charakters begleitet. Wieder gibt es gute Beispiele und nach zweimaligem Lesen hatte ich ein gutes Gefühl für die Grundkonzepte. Dazu kommen auch noch 12 Beispielcharaktere mit Hintergrundbeschreibung, bei denen man erneut merkt, worauf es ankommt, um einen runden Helden zu entwickeln. Der Charakterbogen am Ende ist etwas sperrig und in meine Augen für das wirkliche Spiel schlecht gestaltet, man findet aber online viele gute Verkürzungen. Es gibt sogar ein gratis Programm „Optolith“, das sämtliches Rechnen übernimmt und sehr übersichtlich gestaltet ist. Damit ist es unglaublich einfach, schnell verschiedenste Helden zu erstellen und ein besseres Gefühl für alles zu kriegen. Auch muss man sich keine Sorgen um Rechenfehler machen.

Ausrüstungen

Insgesamt ein sehr vielseitiges Angebot. Von den verschiedensten Waffen und Rüstungen (mit schönen Bildern zur besseren Imagination) über normale Kleidung, Werkzeuge, Instrumente bis hin zu Genuss und Luxusgütern gibt es mehr Dinge in verschiedensten Ausführungen als ich zu träumen gewagt hätte. Um mit dem ganzen Angebot wirklich zu spielen, ist es zu viel, es eignet sich jedoch hervorragend für sehr individualisierte Helden und als Hilfe für einen Spielleiter, der gefragt wird, was denn jetzt Pferdefutter kostet.

Gegner

Dieser Teil ist wieder sehr kurz geraten. Es gibt nur fünf echte Gegner. Drei Dämonen und zwei Elementare; damit kann man nicht so viel anfangen. Wenn man die Beispielhelden verwendet, hat man noch 12 humanoide Gegner (von denen man sich beliebig viele erschaffen kann, das dauert aber viel Zeit). Immerhin kann man gratis auf das Ulisses-Regelwiki zugreifen, dadurch kommt man an weitere Werteblöcke ohne Beschreibungen. Also eine Hilfe beim Spielen, aber eben nicht in Aventurien, da man sich den Hintergrund selbst ausdenken muss.

Fazit: Ein vielseitiges Regelwerk, das für sämtliche Fantasy- und Mittelalter-Settings geeignet ist. Es ist einsteigerfreundlich und hat sogar viele gute Tipps, worauf Anfänger achten sollten, um mehr Spaß zu haben. Wenn man bereits eine Welt hat oder sich ausdenken möchte, ist dieses Werk mehr als ausreichend, für ein Spiel in Aventurien reicht es nicht aus. Über das Inhaltsverzeichniss am Anfang und das Stichwortverzeichnis am Ende lässt es sich gut und schnell einsetzen, was einen sauberen Spielfluss ermöglicht.

Das Schwarze Auge Regelwerk: 5. Edition

Grundregelwerk
Alex Spohr, Jens Ullrich u. a.
Ulisses Spiele 2020
ISBN: 978-95752-237-5
414 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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