Sehnsuchtsmelodie (Heldenwerk)

Zuletzt führte das 30. „Heldenwerk“, „Hinter der Fassade“, die Helden in den hohen Norden. Die 33. Ausgabe der Abenteuerreihe, die dem „Aventurischen Boten“ beiliegt, geht noch ein paar Meilen weiter und stellt den Charakteren eine nicht ganz einfache Aufgabe im ewigen Eis.

von André Frenzer

Das Abenteuer beginnt im äußersten Norden des besiedelten Aventuriens, genauer in dem Weiler Glyndhaven. Natürlich obliegt es dem Spielleiter, seine Heldengruppe ausgerechnet in diese karge Gegend zu führen. Die Möglichkeit, allerhand zu erleben, liefert dann „Sehnsuchtsmelodie“. Doch der Reihe nach – und Achtung, liebe Spieler: Die nachfolgende Besprechung enthält durchaus den einen oder anderen Spoiler, sodass sie nur für die Augen des Meisters gedacht ist.

In Glyndhaven stoßen die Helden auf den Schatzjäger Tirulf Karparenko. Dieser ist extra aus dem Bornland angereist, um einen sagenumwobenen Schatz zu bergen. Denn sein Onkel, Pedder Ruderoskow, soll es zu beträchtlichem Reichtum gebracht haben, bevor er in den eisigen Weiten des Nordens spurlos verschwand. Karparenko nun heuert die Helden an, da er auf seiner Schatzsuche mit einer Gruppe Firnelfen aneinandergeraten ist. Die Helden sollen als diplomatische Vermittler auftreten und einerseits die Firnelfen besänftigen, andererseits Karparenko und seinen Helfern bei der Schatzsuche helfen.

Einmal im Gebiet der Firnelfen angekommen, stoßen die Helden auf eine Firnelfin in Nöten – die junge Elfe verteidigt sich gerade verbissen gegen eine monströse Erscheinung. Nach ihrer Rettung bringt die junge Odanya die Helden in das Dorf der Firnelfen, wo diese erfahren, dass die seltsame Erscheinung die Jagdgründe der Firnelfen terrorisiert. Die Firnelfen bieten der Gruppe einen Handel an: Die Helden nehmen sich des Problems mit der geisterhaften Erscheinung an, dafür haben Karparenko und Gefolge freies Geleit durch das Gebiet der Firnelfen. Doch im Rahmen der weiteren Ermittlungen müssen die Helden schließlich feststellen, dass sich die Ziele beider Gruppen sehr ähnlich sind – viel ähnlicher, als sie je vermutet hätten …

„Sehnsuchtsmelodie“ lebt in erster Linie von der Atmosphäre des Abenteuers. Mit den Firnelfen hat der Autor eine nur selten verwendete Variante des „edlen Wilden“ ausgesucht, welche nur von wenig Klischees beladen ist. Dazu kommt das nervenkitzelnde Abenteuer einer Schatzjagd, gepaart mit unbarmherziger Wildnis und einem eiskalten Gegner, der alle Vorteile auf seiner Seite zu haben scheint. Nur wer neben körperlichen auch geistige Fähigkeiten mitbringt, die Hintergründe aufdeckt und so die besten Entscheidungen trifft, findet die beste Lösung für den Ausgang dieses Abenteuers.

Das Abenteuer bietet also eine ganze Menge. Doch das hat natürlich seinen Preis. Um auf gerade einmal 16 Seiten präsentiert werden zu können, können viele Informationen nur fragmentarisch dargestellt werden. Es bleibt also ein weiteres Mal eine Menge Arbeit für den Spielleiter übrig, um hier seinen Spielern eine runde Geschichte zu präsentieren. Doch der Plot und die Atmosphäre sind es durchaus wert, diese Arbeit zu investieren, davon bin ich überzeugt.

Optisch unterscheidet sich „Sehnsuchtsmelodie“ nicht von den Vorgängerbänden. Layout und Optik sind bekannt, die Illustrationen machen einen ordentlichen Eindruck. Einzig das Fehlen einer Umgebungskarte, um die Fortschritte der Helden auch plastisch zu machen, ist ein Manko, das ich ankreiden könnte. Allerdings erhöht sich so auch die Flexibilität des Abenteuers – nichts ist langweiliger, als in der falschen Ecke der Karte zu suchen. Das Korrektorat hat eine gute Arbeit abgeliefert, sodass ich technisch zufrieden bin.

Fazit: „Sehnsuchtsmelodie“ ist ein atmosphärisches und abwechslungsreiches Abenteuer, das wieder einmal eine Menge Arbeit für den Spielleiter übriglässt. Doch in meinen Augen überwiegen die Vorteile.

Sehnsuchtsmelodie (Heldenwerk)

Abenteuerband
Eric Schanz
Ulisses Spiele 2020
ISBN: n. a.
16 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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