Der Dunkle Mhanadi (Heldenwerk)

Es bleibt abwechslungsreich in der Reihe der „Heldenwerk“-Abenteuer. Die neueste Ausgabe, „Der Dunkle Mhanadi“, führt die Heldengruppe nach Khunchom. Auch das Genre wird ein weiteres mal – zumindest in Teilen – gewechselt. Wie gelungen ist die neueste Ausgabe?

von André Frenzer

Es ist schwierig, Abenteuer zu rezensieren, ohne allzu viele Details der Handlung vorwegzunehmen. Immerhin sollen sich interessierte Spielleiter ein umfangreiches Bild machen können. Spielern sei daher angeraten, die nächsten Abschnitte zu überspringen und gleich das Fazit zu lesen.

Worum geht es also nun in „Der Dunkle Mhanadi“? Die Helden verweilen – aus dem einen oder anderen Grunde – in Khunchom. Hier werden sie auf die verzweifelte Nedime aufmerksam, deren Mann verschwunden ist. Der erfahrene Deltagänger war in das Mhanadi-Delta aufgebrochen weil er auf der Spur eines sagenumwobenen Schatzes war und kehrte nicht zurück. Genug Grund für echte Helden, dem verlustig gegangenen Mahmud hinterherzuspüren.

Auf ihrer Reise durch das Delta treffen die Helden dabei auf mancherlei unangenehmes Getier – vom Moskito bis zum Alligator – sowie auf andere Deltagänger, Piraten, Sumpflöcher und Ruinen. Am Ende ihrer Reise steht der halb versunkene Zikkurat einer altertümlichen Skorpiongöttin, in dessen Inneren nicht nur Verschwundene zuletzt gesehen wurde, sondern in dem auch ein Grauen aus altvorderer Zeit auf die Gruppe lauert.

„Der Dunkle Mhanadi“ ist – für seine gerade einmal sechzehn Seiten – ein erstaunlich facetten- und abwechslungsreiches Abenteuer. Neben dem spannenden und dank des ungewohnten Settings auch ungewöhnlichen Erkundungspart im ersten Teil des Abenteuers kommt es im zweiten Teil zu einem saftigen Dungeoncrawl. War mir das letzte „Heldenwerk“-Abenteuer „Der Wandelbaren Schicksal“ noch zu willkürlich und durcheinander, so macht Autor Bernd Ochs mit diesem zünftigen Dungeon (fast) alles richtig. Knackige Rätsel, ein intelligenter und furchteinflößender Gegner, Geheimtüren, Schatzkammern und Folterkammern sorgen für eine gesunde Mischung.

Bei dieser Vielfalt muss man – natürlich – leider auch Abstriche machen. Es gibt eine Begegnung mit Flusspiraten, die als Bindeglied zwischen der Suche nach Mahmud und dem Betreten des Tempels fungiert. Zwar gelingt es dem Autoren, eine interessante Ausgangslage im Piratenlager zu schaffen und verschiedene Optionen für das Eingreifen der Helden anzubieten; letzten Endes bleibt gerade in diesem Kapitel sehr viel Arbeit für den Spielleiter übrig. Außerdem wurden nicht alle empfohlenen Spielwerte abgebildet, sondern erstmals findet sich im Rahmen eines „Heldenwerk“-Abenteuers der Hinweis auf das „Bestiarium“. Doch das sind alles Platzprobleme, die dem Abenteuer nicht anzulasten sind.

Das Design gleicht – wie üblich – den Vorgängerbänden. Die Bebilderung ist deutlich reichhaltiger als im Vorgängerband und weiß zu gefallen. Auch die Karten sind wieder etwas lesbarer ausgefallen, was ich als weiteren Pluspunkt werten möchte. Das Lektorat hat wieder gute Arbeit geleistet und so erhält der handwerkliche Teil der Publikation von mir wiederum eine gute Note.

Fazit: „Der Dunkle Mhanadi“ ist ein rundum gelungenes Abenteuer mit abwechslungsreichen Szenen, interessanten Nichtspielercharakteren, einem zünftigen Dungeoncrawl und einem wirklich finsteren Endgegner. Gepaart mit einem ungewöhnlichen, da selten besuchten, Setting ist es eines der Highlights der „Heldenwerk“-Reihe.

Der Dunkle Mhanadi (Heldenwerk)
Abenteuerband
Bernd Ochs
Ulisses Spiele 2017
ISBN: n.a.
16 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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