Meisterschirm „Katakomben & Ruinen“

Spielleiterschirme – oder „Meisterschirme“, wie sie passender für „Das Schwarze Auge“ betitelt werden – sind wohl der Rollenspieler beliebtestes Gimmick, auch oder gerade, weil sich trefflich über Sinn und Unsinn der Pappkameraden streiten lässt. Wie gelungen ist denn die „Katakomben & Ruinen“-Ausgabe für die fünfte Edition des „Schwarzen Auges“?

von André Frenzer

Das Meisterschirm-Set mit dem Untertitel „Katakomben & Ruinen“ ist bereits der dritte Spielleiterschirm, der für die fünfte Edition des „Schwarzen Auges“ erscheint. Die erste Variante widmete sich den als Startpunkt ins Abenteuer allseits beliebten Tavernen, während auch die erste große Kampagne, das „Erbe der Theaterritter“, seinen eigenen Spielleiterschirm erhielt. Nun widmen sich Spielleiterschirm und das zugehörige Begleitheft also „Katakomben & Ruinen“, was im aventurischen Sprech schlussendlich „Dungeons“ bedeutet.

„Dungeons“ sind natürlich aus der Rollenspiellandschaft nur schwer wegzudenken. Kein Wunder, dass der Urvater der Rollenspiele eben jene besondere Spielumgebung im Titel trug. Und auch die ersten Gehversuche des „Schwarzen Auges“ fanden seinerzeit in mehr oder minder gelungen zusammengestellten Gemäuerkellern statt. Monsterhatz, die Jagd nach Schätzen, die Spannung, die aus der Fremdheit und Unbekanntheit des Ortes gezogen wird und der Nervenkitzel, was einen wohl hinter der nächsten Biegung erwarten mag – Dungeons sind nicht ohne Grund Bestandteil vieler abenteuerlicher Geschichten. „Das Schwarze Auge“ allerdings wandte sich bereits vor Jahrzehnten dem klassischen Dungeon ab, um sich mehr seiner Spielwelt und der dort entfaltenden Geschichte zu widmen. Ganz verlassen hat aber auch „Das Schwarze Auge“ den Dungeon nie, und so scheint es folgerichtig, ihm in einer eigenen Publikation noch einmal etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Der Spielleiterschirm selbst ist rasch besprochen: Auf vier hochformatigen Pappseiten erhält der Meister auf der einen Seite ein hübsch anzusehendes Motiv, das eine zusammengewürfelte Heldengruppe bei der Erkundung eines klassischen Gewölbes zeigt. Auf der anderen Seite sind die gängigsten Grundregeln stark zusammengerafft aufgeführt, wobei eine Seite dem Spiel im Dungeon gewidmet ist. Hier werden die im Begleitheft ausgeführten Regeln kurz und übersichtlich dargestellt. Wie bei nahezu jedem Spielleiterschirm bleibt damit auch der „Meisterschirm“ schlussendlich Geschmackssache.

Interessanter ist hier schon das 48-seitige Begleitheft. Neben einer kurzen Einleitung über Sinn und Unsinn eines Dungeons im aventurischen Kontext finden sich – natürlich – ein Haufen neuer Regeln, um den Aufenthalt im Gewölbe detailgetreuer zu machen. Lichtquellen und Beleuchtung werden behandelt, ebenso wie Orientierung unter Tage. Ein knappes Bestiarium ergänzt einige dungeontypische Gegner, einige typische Dungeonfallen werden vorgestellt und mit Regeln zum Entdecken und Aushebeln unterfüttert und abschließend finden sich einige neue Ausrüstungsgegenstände, die das Überleben unter Tage vereinfachen sollten. Herz- und Glanzstück des Bandes sind allerdings vier ausgearbeitete Gewölbe, die es für die Helden zu erkunden gibt. Mit einer verlassenen Zwergenbinge, einem uralten Grabmal, einer natürlichen Tropfsteinhöhle und einem Abschnitt einer Kanalisation sind sehr unterschiedliche Orte abgedeckt – und ein jeder ist nicht nur einen Besuch wert, sondern trägt auch problemlos über einen Spieleabend. Auch wenn den Orten unterschiedlich viel Platz gewidmet wurde.

Das Layout und Design des Begleitheftes halten letztendlich keine großen Überraschungen parat. Hübsch designt sind die großzügigen Dungeonkarten, welche die Beispielgewölbe bebildern. Hier hätte ich mir sogar noch ein paar Karten mehr gewünscht, um improvisationsfreudigere Spielleiter zu unterstützen. Technisch bleibt aber auf jeden Fall eine gute Note.

Fazit: Ich kann den „Meisterschirm Katakomben & Ruinen“ vorbehaltlos empfehlen, wenn man diese besondere Spielart des Rollenspiels mag. Schlussendlich würde ich dazu tendieren, Dungeons mit einem anderen Spielsystem als dem „Schwarzen Auge“ zu bespielen, schlicht, weil mir die oft hohe Gegnerdichte in Dungeons in zu langatmigen Kämpfen münden würde. Das ändert aber nichts daran, dass die Übersicht verschiedener Fallentypen, die netten Ausrüstungsgegenstände und insbesondere die ausgearbeiteten Dungeons gut gelungen sind und auch Spieler anderer Systeme ansprechen dürften.

Meisterschirm Katakomben & Ruinen

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