Port Royal

Männer, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Säbeln sein. Oder mit Bärten. Und wenn sie keine Säbel oder Bärte haben, dann sollten sie wenigstens eine Pulle Rum im Gepäck haben. Alexander Pfister ging im Herbst 2017 mit seinem Push-Your-Luck-Klassiker in die dritte Runde. Zeit für einen Rückblick.

von Kai Melhorn

Ich konnte es ja kaum glauben, aber auf www.ringbote.de war keine Rezension zu „Port Royal“ zu finden. Dieser Klassiker von Alexander Pfister verfügt nun wirklich über alles, was man für ein schnelles, einfaches und lustiges Spiel benötigt. Einfache Regeln, einfaches Material und vor allem: Piraten! Außerdem stach dieses Spiel im Herbst letzten Jahres mit der zweiten Erweiterung ein drittes Mal in See. Anlass genug, das Grundspiel sowie der erste Erweiterung von „Port Royal“ rückblickend genauer unter die Lupe zu nehmen. Beginnen wir mit dem Grundspiel.

Das Material

In der kompakten Packung sucht man vergebens, wenn man außer 120 Spielkarten und der Anleitung noch weitere Dinge erwartet. Da die Karten recht stabil daherkommen und das gesamte Spiel sehr schön von Klemens Franz illustriert wurde, ist an dieser Stelle auch schon nicht viel mehr zu sagen. Die Anleitung ist dem Spiel entsprechend kurz und knackig und ebenso schnell gelesen, wie das gesamte Spiel erklärt ist.

Das Spiel

Ziel ist es, am Ende des Spiels, das pro Partie zwischen 20 und 50 Minuten dauert, die meisten Siegpunkte gesammelt zu haben. Dabei wird das Spielende durch den Spieler getriggert, der als erster zwölf Siegpunkte erlangt hat. Diese erhält man natürlich durch Karten, die man offen vor sich auslegt, sofern man sie sich erst einmal kaufen konnte. Die Karten kann man in verschiedene Kategorien einsortieren: Schiffe in fünf verschiedenen Farben, Personenkarten, Steuerkarten und Expeditionen.



Der Spieler, der an der Reihe ist, deckt eine Karte nach der anderen auf und legt sie in eine Reihe neben den Nachzugstapel: den Hafen. Wenn er sich entscheidet aufzuhören, darf er sich eine Karte aussuchen, die ihm entweder Gold oder permanente Vorteile bringt. Anschließend dürfen die Mitspieler im Hafen einkaufen gehen. Sollten genug Schiffskarten mit verschiedenen Farben im Hafen liegen, darf sich der aktive Spieler sogar zwei oder gar drei Karten aussuchen. Aber natürlich ist das nicht so einfach. Deckt man nämlich ein Schiff in einer Farbe auf, die bereits im Hafen zu finden ist, endet die Runde sofort und alle Karten kommen auf den Ablagestapel.

Die Schiffe dienen dabei der finanziellen Ausstattung der Spieler während die Personenkarten wichtig sind, um Siegpunkte zu erhalten. Auf den Personenkarten finden sich noch die jeweilige Spezialfertigkeit und die Kosten. Denn die gerade mit den Schiffen verdienten Taler müssen investiert werden, um überhaupt an Personenkarten zu kommen. Der dritte Kartentyp, die Expeditionen, werden ausgelegt, sobald sie aufgedeckt werden. Mit bestimmten Personenkarten können diese Expeditionen erledigt werden, gehen dann in den Besitz des Spielers über und stehen den anderen Spielern nicht mehr zur Verfügung.

Die Steuerkarten werden beim Aufdecken sofort ausgeführt und verhindern, dass man zu viel Geld anhäuft. Sollte man mehr als 12 Gold auf der hohen Kante haben, muss man die Hälfte abgeben. Bedenkt man, dass man für sechs Gold schon recht mächtige Personenkarten kaufen kann, tut das ganz schön weh.

Wer sich nun fragt, wie man denn sein Gold zählt, wenn es denn gar keine Spielsteine gibt, hat natürlich vollkommen recht. Hier hat Herr Pfister auf einen sehr schönen Mechanismus zurückgegriffen und die Rückseiten der Spielkarten schlicht und einfach als Goldmünze deklariert. Verdient man Geld nimmt man es sich vom Nachzugstapel und legt es mit der Rückseite nach oben vor sich ab. Muss man bezahlen, kommen die Karten auf den allgemeinen Ablagestapel. Die Funktion der Karte auf der anderen Seite spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr. Das hat den sehr schönen Nebeneffekt, dass man während eines Durchlaufs des Nachzugstapels nicht alle Karten zu Gesicht bekommt. Man kann sich also nicht ausrechnen welche Karten noch kommen müssten, wenn der Nachzugstapel zur Neige geht. Daher lohnt es sich nicht, auf einen bestimmten Kartentyp zu warten, denn es könnte noch ewig dauern, bis das begehrte Stück endlich auf dem Tisch liegt.

Abgesehen von den Spezialfertigkeiten der Personenkarten ist das gesamte Spiel damit auch schon erklärt.



Wie bei Spielen mit erheblichem Glücksfaktor üblich, kommt es auch bei diesem Spiel zu diesen Momenten wo man vor dem aufdecken der nächsten Karte hofft und bangt, um dann seiner Freude oder seinem Unmut lautstark Luft zu machen. Natürlich haben die anderen Spieler immer viel mehr Glück und überhaupt ist das alles total unfair und vor allem: macht es einfach Spaß.

„Port Royal“ lässt genug Raum für Taktiken und wer einfach blind einkaufen geht, wird bei diesem Spiel eher selten erfolgreich sein. Auf der anderen Seite muss man die Zeichen der Zeit erkennen und darf sich nicht zu sehr auf eine Taktik festlegen, denn auch dann wird man scheitern. Man muss zur richtigen Zeit die richtige Richtungsentscheidung treffen und am Ende ist es manchmal einfach ein wenig Glück, das über den Sieg entscheidet.

Fazit: Schon zu zweit ist das Spiel ein schöner Zeitvertreib und funktioniert prima. Mit noch mehr Spielern wird es noch interessanter, da einige Personenkarten ihre volle Stärke erreichen. Als Spiel zum Einstieg oder als Absacker für einen Spieleabend, aber auch für mehrere Partien, wenn es mal nicht so kompliziert werden muss oder als Familienspiel mit den Kids: Absolut empfehlenswert.

Port Royal
Kartenspiel für 1 bis 5 ab 8 Jahren
Alexander Pfister
Pegasus Spiele 2014
EAN: 4250231705595
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 9,95

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