Glück auf – Das große Kartenspiel

Inzwischen ist es schon fast Standard, aus einem erfolgreichen Brettspiel auch eine Karten- oder Würfelspiel-Version zu machen. Auf den ersten Blick scheint mit „Glück auf – Das große Kartenspiel“ Ähnliches passiert zu sein. Doch der erste Anschein täuscht: Das Kartenspiel ist vielmehr eine Art Fortsetzung des Vorgängers.

von Michael Wilhelm

Ging es beim Brettspiel noch um das Fördern der Kohle aus den Tiefen der Erde, werden im Kartenspiel nun die schon mit Kohle gefüllten Loren auf Waggons verladen. Ganze Züge voll davon wollen dann an Mietskasernen, Hochöfen, Dampfschiffe und Fabriken ausgeliefert werden. Nur, wer es schafft, lukrative Lieferaufträge zu erfüllen, Anteilsscheine zu erwerben und Geschäftsziele zu erreichen, wird in „Glück auf – Das große Kartenspiel“ Erfolg als Kohlebaron haben.

Der Untertitel „Das große Kartenspiel“ ist auf jeden Fall gerechtfertigt. Die Schachtel hat mit 28 x 19 cm geradezu Brettspiel-Größe. Auch der Umfang des Spielmaterials kann sich sehen lassen: Neben 239 hochwertigen und optisch sehr ansprechenden Karten finden sich 4 Spielertableaus aus Pappe, ein paar Marker, ein Wertungsblock und die Anleitung auf Deutsch und Englisch.

Zu Spielbeginn werden die 239 Karten in zwei Reihen auf neun Stapel aufgeteilt: zwei Stapel für Loren-Karten, zwei Stapel für Waggon-Karten, ein Stapel für Lok-Karten sowie je einer für Auftragskarten, Geschäftsziel-Karten, Anteils-Karten und Innovations-Karten. Außerdem werden in der unteren Reihe noch die fünf Aktionskarten für Fördern (in 3 Stufen), Ausliefern und Freie Wahl ausgelegt.

Diese allgemeine Kartenauslage ist zentrales Stück des Spiels. Da jeder der zwei bis vier Spieler noch Raum für eine eigene Auslage benötigt, ist schon zu Spielbeginn auch ein Standard-Küchen- oder Esstisch ganz schön voll. Aufgrund des schnell verinnerlichten Spielprinzips sowie des klar strukturierten Karten-Designs verliert man aber kaum die Übersicht.

Zusätzlich zum Spielertableau hat jeder Spieler noch (je nach Spielerzahl) 8 bis 10 Arbeiterkarten der Werte 1 bis 5 auf der Hand. Reihum legt nun jeder Spieler eine Arbeiterkarte an einen Kartenstapel oder eine Aktionskarte in der Auslage und nimmt sich die oberste Karte oder führt die zugehörige Aktion aus. Das dauert immer nur wenige Augenblicke, sodass alle Spieler eigentlich ständig am Zug sind. Jede Aktion kann mehrfach gewählt werden, auch vom selben Spieler. Dazu muss nur bei jeder weiteren Wahl genau ein Arbeiter mehr eingesetzt werden als zuvor.



Am Spielertableau gibt es eine Förderreihe für Loren-Karten und drei Gleise, an denen Waggons und Loks angelegt werden. Die mit vier verschiedenen Symbolen markierten Loren müssen dann am passenden Gleis in einen passenden Waggon mit jeweils den gleichen Symbolen umgefüllt werden. Erst wenn die Loren verladen sind und eine Lokomotive vor den Zug gespannt ist, kann mit einer vorher erworbenen Auftragskarte und der Aktion Ausliefern der Zug abfahren. Der ganze Zug wird dazu als Stapel unterhalb des Tableaus abgelegt.

Wenn alle Spieler alle ihre Arbeiter-Karten eingesetzt haben, endet eine Runde und jeder Spieler nimmt die eigenen Karten zurück. Nach (je nach Spielerzahl) fünf bis sieben Runden ist Schluss und es kommt zur Endwertung. Dazu werden Siegpunkte für Loren, erfüllte Aufträge, erworbene Anteilskarten und erreichte Geschäftsziele auf dem beiliegenden Wertungsblock zusammengerechnet.

Nach den ersten ein oder zwei Runden nimmt das Spiel richtig an Fahrt auf. Auf den ersten Blick mag die Auslage etwas unübersichtlich sein, aber aufgrund des schnellen und logischen Spielablaufs kommt man in Schwung. Zwar baut jeder Spieler alleine vor sich hin, da aber alle die gemeinsame Kartenauslage für den Nachschub benutzen, hat man auch immer wieder die der Mitspieler im Auge, um einzuschätzen, wie bald man zuschlagen sollte, um vom Symbol her passende Loren, Waggons oder einen lukrativen Auftrag zu ergattern.
Mit 50 bis 80 Minuten Spieldauer ist die Angabe auf der Schachtel realistisch. Das erste Spiel mag vielleicht ein wenig länger dauern, in einer geübten Runde zu zweit kann man die Zeit auch unterbieten. Überhaupt eignet sich das große Kartenspiel auch absolut als Zwei-Personen-Spiel.

Ein großes Lob möchten wir auch für den praktischen Schachteleinsatz aussprechen, in dessen Fächer die Karten fein sortiert nach dem Spiel wieder untergebracht werden können. Davon wünscht man sich definitiv mehr, wenn man in der Vorfreude aufs Spielen erstmal mit langwierigem Sortieren und Ordnen der Spielmaterialien gebremst wird.

Fazit:
„Glück auf – Das große Kartenspiel“ ist ein kurzweiliges und stimmungsvolles Kartenspiel für zwei bis vier Spieler, das als thematischer Nachfolger des Brettspiels zwar eher in den Kennerspiel-Bereich fällt, aber keine Kenntnisse des Vorgängers verlangt.

Glück auf – Das große Kartenspiel
Kartenspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Pegasus Spiele 2016
EAN: 4250231709432
Sprache: Deutsch, Englisch
Preis: EUR 19,95

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