Von Drachen und Schafen

In Kosmos neuem Kartenspiel „Von Schafen und Drachen“ schlüpfen die Spieler in die Rolle eines nach Schätzen jagenden und Schafe sammelnden (oder fressenden?) Drachens. Die 101 prächtigen, beidseitig bedruckten Spielkarten zeigen die Titel gebenden Schafe auf der einen Seite und auf der anderen Seite heißbegehrte Schätze und Aktionskarten. Es gilt, mithilfe der farblich passenden Schafe sich in bester Drachenmanier möglichst wertvolle Schätze unter die Kralle zu reißen.

von Michael Wilhelm

 

Wie von Kosmos nicht anders zu erwarten, sind die 101 Spielkarten von hoher Qualität und sollten eine große Zahl von Spielrunden problemlos überstehen. Die stimmungsvollen Illustrationen von Jonas Akerlund helfen, schnell ins Thema einzusteigen. Auf 5 Übersichtskarten sind, wie beispielsweise von „Love Letter“ bekannt, die Funktionen der Aktionskarten beschrieben, sodass auf den Spielkarten selbst mehr Platz für die hübschen Illustration ist. Die restlichen 96 sind dann tatsächlich Spielkarten, darunter 40 Schatzkarten, 40 Aktionskarten, 5 Wilde Schafe und 10 Höhlen. Alle dieser Karten zeigen auf der Rückseite Schafe in fünf Farben (blau, gelb, rot, orange, violett). Die Schafe bilden sozusagen die Währung des Spieles, ähnlich wie die auf die Kartenrückseite gedruckten Goldmünzen bei „Port Royal“, das im Jahr 2014 bei Pegasus erschienen ist.

Zu Beginn des Spieles werden diese 96 Karten gemischt, an jeden Spieler werden (neben einer Übersichtskarte) 4 Karten ausgeteilt und der Rest bildet den Ziehstapel, von dem 4 weitere mit der Schafseite nach oben ausgelegt werden, die sogenannte Weide. Jeder Spieler hält seine Karten so vor sich, dass die anderen Spieler nur die Schafe sehen, nicht aber ob es sich um Aktionskarten oder Schätze handelt.

Wer an der Reihe ist, zieht 2 (bei 2 Spielern) oder 3 (bei 3 oder 4 Spielern) Karten von Weide oder Nachziehstapel und kann bis zu 2 Karten ausspielen. Dabei kann man entweder einen Schatz oder eine Höhle auslegen oder eine Aktionskarte spielen. Für die Schätze müssen in der Regel Schafkarten der entsprechenden Farbe abgelegt werden. Je wertvoller der Schatz, umso mehr Schafe kostet dieser. Lediglich ein oder zwei der benötigten Schafe dürfen mit beliebigen Farben bezahlt werden. Der Anteil der benötigten gleichfarbigen Schätze ist umso höher, je wertvoller der Schatz ist. Für Prinz oder Prinzessin mit Wert 8 werden 4 gleichfarbige und ein beliebiges Schaf benötigt, für Goldmünzen mit Punktwert 1 können zwei Schafe beliebiger Farben verwendet werden. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Schatzkarte selbst, die ja ein Schaf derselben Farbe auf der Rückseite hat, nicht zum Erwerb des Schatzes verwendet werden kann. Es gilt also, für die wertvolleren Schätze auch noch die farblich passenden Schafe einer bestimmten Farbe zu haben. Das Sammeln für einen wertvollen Schatz macht also gleich verdächtig, weil die gegnerischen Spieler ja die Schafseite der Karten sehen und dann vielleicht mit einer Aktionskarte dazwischen funken. Beispielsweise mit dem Dieb, der 2 Karten eines Mitspielers klauen lässt, oder dem Wütenden Mob, der alle Mitspieler die Hälfte ihrer Karten abwerfen lässt. Es gibt allerdings auch defensive Aktionskarten, wie das Einhorn, das eine Runde Schutz bietet oder den Drachen, der eine andere Karte abwehrt. Bleiben noch die Höhlen, die anstelle eines Schatzes kostenlos gespielt werden, selbst aber auch keine Punkte bringen. Dafür gibt es am Spielende 1, 3, 6 oder 10 Bonuspunkte für 1, 2, 3 oder 4 Schatzkarten der entsprechenden Farbe.

Das Spiel endet nach der aktuellen Runde, wenn ein Spieler seine 10. (im Spiel zu dritt die 9. oder zu viert die 8.) Schatzkarte auslegt. Somit muss nicht automatisch der das Ende auslösende Spieler auch Sieger sein und jeder Spieler kommt tatsächlich gleich oft an die Reihe. Überhaupt kommt es regelmäßig zu spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen, die auch kurzfristig überraschend ausgehen, da einzelne Karten, gerade in Verbindung mit einer Höhle der passenden Farbe nochmal ordentlich Punkte bringen können. Andererseits kann man auch kurz vor Erwerb eines lukrativen Schatzes durch eine geschickt getimte Aktionskarte eines Mitspielers unsanft ausgebremst werden. „Von Schafen und Drachen“ hat, anders als viele andere Kartenspiele, wo Solitär-mäßig jeder Spieler seine Kartenreihen auslegt, jede Menge Interaktionspotenzial. Neben den Aktionskarten, die für manche Überraschung gut sind, wird auch regelmäßig wieder ein dringend benötigtes Schaf vor der Nase weggeschnappt. Gerade mit den Aktionskarten muss man aber erstmal warm werden. In den ersten Partien neigt man dazu, sie lediglich als Stimmvieh zum Schatzerwerb zu verwenden, wobei gerade die zweifache Nutzungsmöglichkeit eine spannende Flexibilität ermöglicht.

Fazit: „Von Schafen und Drachen“ ist ein kurzweiliges und spannendes Kartenspiel, egal ob mit 2 oder 4 Spielern. Die beidseitig verwendbaren Karten mit den stimmungsvollen Illustrationen machen richtig Spaß. Dabei richtet sich das Spiel eher an jüngere Spieler und Gelegenheits-Spieler. Für Freunde komplexer Brettspiele taugt es wohl mehr als erfrischender Lückenfüller zwischendurch oder Absacker nach einer längeren Partie.

Von Drachen und Schafen
Kartenspiel für 2 bis 4 Spieler
Nathanael Mortensen
Kosmos 2015
EAN: 4002051692438
Preis: EUR 11,99

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