Adventure Island

Auf dem Weg nach Indien geriet unser Schiff in einen schweren Sturm und sank. Großes Glück, dass wir auf einer einsamen Insel gestrandet sind und dort jetzt um unser Überleben kämpfen können. Zwar unverletzt, sind wir aber müde und hungrig. Mal sehen, ob wir uns auf der Abenteuer-Insel was zu Essen besorgen und einen Unterschlupf errichten können.

von Michael Wilhelm

„Adventure Island“ ist ein kooperatives Kartenspiel, das heißt entweder bewähren sich alle Spieler gemeinsam auf der unerforschten Insel oder alle geben gemeinsam den Löffel ab. Neben 171 Karten, die vor den ersten Partien in insgesamt 10 zum Teil in aus Sammelkartenspielen bekannten Boostern verpackt sind, finden wir fünf Würfel sowie über 120 Papp-Plättchen und Marker, die erst einmal ausgeprickelt und sortiert werden wollen. Dank der mitgelieferten Plastiktütchen und sieben stabiler Kartentrenner ist sowohl das erste Sortieren, als auch das Vorbereiten späterer Partien kein Problem.

Viel Platz braucht man eigentlich nicht zum Spielen: ein paar Kartenstapel und mehrere Häufchen mit Pappmarkern reichen aus. Jeder Spieler bekommt eines von 6 Spielertableaus, auf dem Name, Porträt und Kurzbiografie des Charakters stehen, wie auch die Eigenschaftswerte für Wissen, Geschick und Kraft (mit Werten zwischen 2 und 4) sowie eine Sonderfähigkeit. Die Hintergrund-Infos sind schon mal nett und helfen, zusammen mit den stimmungsvollen Karten-Illustrationen von Lea Fröhlich und Lisa Lenz, schnell in das Setting der Abenteuer-Insel einzutauchen. Überhaupt sind die Karten der zentrale Mechanismus des Spiels.

Zu Beginn der ersten Partie liegen vier Karten offen aus: Strand, Nahrung suchen, Unterschlupf bauen und Umgebung erkunden. Daneben liegt je ein Stapel für Treibgut (das am Strand gefunden werden kann) und der Orts-Stapel. Außerdem gibt es noch einen Stapel mit Unheilkarten. Wir starten mit unseren hölzernen Spielfiguren im Lager. Jeder Spieler hat an jedem Tag zwei Aktionen. Sinnvoll ist auf jeden Fall, dass sich die Spieler absprechen und zur Verbesserung ihrer Chancen die Sonderfähigkeiten der Charaktere nutzen. Der Offizier Hagris Brown kann beispielsweise bei Kraftaktionen die Erfolgschancen steigern, während die Botanikerin Jamie McMullin zusätzliche Nahrung finden kann.

Erstmal gilt es also, Nahrung zu finden und einen Unterschlupf zu bauen. Um eine Aktion durchzuführen, setzt man die eigene Holzfigur auf die zugehörige Karte und führt den darauf befindlichen Text aus. Die ersten 10 Nahrungs-Marker bekommt man leicht durch die Karte Nahrung suchen, dann hat sich der Vorrat in Lagernähe erschöpft. Die Umgebung muss erkundet werden. Dazu werden Karten vom Ortsstapel aufgedeckt. Ab der dritten Karte, sozusagen um die Entfernung vom Lager zu verdeutlichen, müssen Erschöpfungsmarker genommen werden. Diese legt man an Eigenschaften auf dem Spielertableau an und verringert damit ihren Wert um 1. Genauso bekommt man Erschöpfungsmarker, wenn am Ende der Runde, wenn sozusagen die Nacht anbricht, nicht ausreichend Nahrung für alle Spieler vorhanden ist.

Und dann gibt es noch die Unheilkarten, von denen jeder Spieler nachts eine aufdecken muss. Bei einigen kann man noch mit einer erfolgreichen Würfelprobe den Effekt abwehren, aber manchmal passiert das Unheil automatisch und man verliert Nahrung oder erhält weitere Erschöpfungsmarker. Diese kann man beispielsweise mit einer Aktion am vollendeten Unterschlupf loswerden. Doch um den zu bauen, benötigen wir Holz. Das finden wir als Treibgut am Strand. Das Ziel ist schnell klar: Nahrung und Baumaterial finden, Unheil abwehren, Unterschlupf bauen, die Insel erkunden. So arbeitet man sich nach und nach durch die verschiedenen Stapel und die Insel wird größer. Wir finden neben Holz einen Kompass oder Konserven am Strand, entdecken einen Vulkan, der uns Überblick über die Insel ermöglicht oder im Dschungel eine üppige Holzquelle.

„Adventure Island“ ist in fünf episodenartige Abenteuer gegliedert. In jedem Abenteuer gilt es, eine Aufgabe zu erfüllen. Am ersten Tag ist das noch recht einfach: Macht ein Feuer und sucht eine sichere Unterkunft! Klar, dass das Ziel des letzten Abenteuers sein wird, die Insel zu verlassen. Das ist aber schon deutlich leichter gesagt als getan.

„Adventure Island“ ist kein Legacy-Spiel, hat aber durchaus daraus bekannte Eigenschaften. So ändert sich von Abenteuer zu Abenteuer der verfügbare Pool an Karten. Nach und nach werden Booster aufgemacht und Karten den verschiedenen Stapeln zugefügt oder andere entfernt. Dabei wird aber zu keinem Zeitpunkt Spielmaterial zerstört oder dauerhaft verändert. Zwar startet man weitere Partien schon mit gewissen Vorzügen, beispielsweise bereits mit dem gebauten Unterschlupf, dafür werden die Aufgaben schwieriger und die Wege zum Erfolg komplexer. Meist benötigt man mehrere Durchgänge eines Abenteuers, um herauszufinden, wie man die Aufgabe erfüllt. Und je nachdem was bis dahin passiert, spielt man die Partien eines Durchlaufs mit unterschiedlich zusammengesetztem Kartenpool.

Es ist zwar nicht zwingend nötig, jede Partie mit der gleichen Gruppe zu spielen, aber empfehlenswert ist es doch, gerade weil „Adventure Island“ eine fortlaufende Geschichte erzählt. Die Herausforderung liegt dabei manches Mal im Scheitern mit kleinen Siegen: schnell noch einen Ort zu erkunden, eine Kartenaktion erfolgreich zu absolvieren oder einen bestimmten Gegenstand zu finden, auch wenn die Partie scheitern wird. Auf der Rückseite des Regelhefts gibt es nämlich eine Check-Liste für das Sammeln von erreichten Meilensteinen. Jeweils drei oder vier thematisch zusammenhängende Erfolge erlauben das einmalige Anwenden eines Vorteils in weiteren Partien, zum Beispiel den Start mit drei Nahrungsmarkern. Und so wird nicht nur der Weg zum Erreichen der Aufgabe zunehmend klarer, sondern eventuell dank kleiner Vorteile auch etwas einfacher.

Verloren geht eine Partie, wenn ein Spieler mehr Erschöpfungsmarker nehmen muss, als am Tableau Plätze sind. Zu zweit wäre das der sechste, zu dritt der fünfte und zu viert oder fünft der vierte Marker, der zum Scheitern führt. Und das wird sicher einige Male vorkommen, bis man es von der Insel schafft.

Fazit: „Adventure Island“ ist ein spannendes und kurzweiliges Abenteuerspiel, mit schönen und stimmungsvollen Illustrationen, das dank variablem Spielverlauf einen hohen Wiederspielwert hat. Eigentlich gibt es nichts zu meckern, abgesehen vielleicht vom echt knackigen Schwierigkeitsgrad des letzten Abenteuers.

Adventure Island
Kartenspiel für 2 bis 5 Spieler
Michael Palm, Lukas Zach
Pegasus Spiele 2018
EAN: 4250231712586
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,95

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