Der Weltenfinder

Mit „Der Weltenfinder“ reist der deutsche Schriftsteller Bernd Perplies ein weiteres Mal in das Wolkenmeer, ein Land-, nein vielmehr ein Luftstrich voller Magie, fliegender Schiffe, gefährlicher Drachen und spannender Abenteuer.

von Morgath

Das Wolkenmeer ist ein eigenartiges Gebiet. Auf einer schier endlosen Fläche sammeln sich Wolken, eingekesselt zwischen hohen Bergen. Da die Wolken sie nie auflösen, vermutet man, dass es nicht auf natürliche Art und Weise entstanden ist. Zwischen den Wolken schweben Inseln, auf denen zahlreiche Drachenarten und auch die Vogelmenschen beheimatet sind. Entlang der Berge, die das Wolkenmeer umgeben, gibt es diverse Siedlungen, die von der Jagd auf Drachen leben. Drachen sind nämlich wertvoll, da man aus ihren Fleisch, ihren Knochen und ihren Schuppen nützliche und kostbare Dinge anfertigen kann. Und dann wäre da noch die Drachenperle in der Brust eines jeden Drachens, die manchmal allein ein Vermögen wert sein kann.

Für die Drachenjagd bauen die Jäger Schiffe, die mittels  Kyrill-Kristallen zum Fliegen gebracht werden. In den Lüften ist jede Menge los. Was sich hingegen unter den Wolken befindet, weiß keiner so genau. Die zahlreiche Schauergeschichten sprechen von Monstern, Untoten oder anderen üble Kreaturen. Da aber noch niemand von dort zurückkam, weiß man nichts Genaues.

In dem ersten Roman „Der Drachenjäger“ konnte der Leser diese faszinierende Welt bereits kennenlernen und dem jungen Lian auf seiner ersten Reise in das Wolkenmeer folgen. (Siehe Link unter der Rezension.)
 
Im vorliegenden zweiten Roman steht der Gelehrte und Abenteurer Corren von Dask im Mittelpunkt. Corren ist der Indiana Jones des Wolkenmeers. Wie Indi ist er ein gebildeter Mann, der mit der Geschichte und den Schätzen fremder Kulturen bestens vertraut ist, aber gleichzeitig auch ein Mann der Tat, der sich nicht damit begnügt, in seiner Schreibstube darüber zu berichten, sondern sich selber auf die Reise macht, um seltene Schätze zu suchen. Und dieser Corren macht sich in diesem Roman auf die Suche nach der Stadt ThaunasRa, einer einst sehr mächtigen und reichen Stadt, die durch ein unbekanntes Unglück unterging. Sie soll sich irgendwo unter dem Wolkenmeer befinden, und nach jahrelangen Nachforschungen glaubt Corren auch zu wissen, wo. Daher macht er sich mit seinem Adlatus und einigen mutigen Söldnern auf diese Suche nach der geheimnisvollen Stadt.

Diese Suche ist ein actiongeladenes Abenteuer, bei dem Corren und seine Begleiter diverse gefährliche Situation meistern müssen, um ans Ziel zu gelangen. Mal müssen sie diese mit dem Kopf lösen, mal mit den Muskeln und gelegentlich auch mit den Beinen. Am Ziel angelangt, müssen sie dann noch das Rätsel um die untergegangene Stadt ThaunasRa lösen. Ohne zu spoilern sei gesagt: Der Hintergrund um ThaunasRa weiß zu gefallen, vor allem weil noch nebenbei erklärt wird, wie das Wolkenmeer entstanden ist.

Der zweite Roman über das Wolkenmeer erzählt eine eigenständige Geschichte, die man unabhängig vom ersten Roman lesen kann. Wer aber den ersten Roman kennt, wird sich freuen, an der einen oder anderen Stelle auf bekannte Personen und Orte zu treffen. Auch fand ich es sehr gelungen, dass Corren sich zu Beginn des Buches noch Gedanken darüber macht, ob es einen solch seltsamen Ort wie das Wolkenmeer überhaupt geben kann, während der Leser des ersten Romans dies schon längst weiß.

Die Story ist zwar sehr geradlinig, bleibt aber stets spannend, und vor allem gegen Ende gibt es auch einige gelungene Wendungen. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig. In meinem Kopf sind schnell Bilder von fliegenden Schiffen entstanden, die durch die Wolken gleiten, während über ihnen sich Drachen zum Angriff bereit machen. Die Hauptfiguren sind stimmig und überzeugend. Das gilt auch für Corren. Obwohl diese Figur offensichtlich an Indiana Jones angelehnt ist, hat man zu keiner Zeit den Eindruck, es handele sich um eine billige Kopie. Auch seine Begleiter werden gut beschrieben, verfolgen teilweise eigene Ziele und entwickeln Persönlichkeit.

Die Welt Endar hat durch den zweiten Roman sehr an Größe gewonnen. Während im ersten Roman nur das Wolkenmeer beschrieben wurde, und man so gut wie nichts über die restliche Welt erfuhr, werden in diesem Roman noch weitere Landstriche beschrieben und das Wolkenmeer in diese eingebaut. Eine Weltkarte wäre wünschenswert gewesen, aber auch ohne kommt man gut zu recht.

Erschienen ist der Roman bei Fischer TOR. Man kann ihn sowohl als Taschenbuch als auch als ebook jeweils zum Preis von 9,99 € erhalten.

Fazit: Nach wie vor ist das Wolkenmeer ein faszinierender Ort, in dem man als Leser spannende Abenteuer erleben kann. Die Geschichte von Correns Suche nach der geheimnisvollen Stadt ist beste Fantasy-Unterhaltung und kann daher uneingeschränkt empfohlen werden. Selbst Leser, die den ersten Roman nicht kennen, können gleich mit ihm starten.

Der Weltenfinder
Roman
Bernd Perplies
Fischer TOR 2018
ISBN: 978-3-596-70116-2
432 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,99

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