INTERVIEW: Bernd Perplies

Passend zur Besprechung seines neuen Fantasy-Romans "Der Drachenjäger" konnte der Ringbote den Autor Bernd Perplies für ein Interview gewinnen.

von Morgath

Ringbote: Vor Kurzem ist dein neuer Roman „Der Drachenjäger“ erschienen. Wenn ich mich nicht verzählt habe, ist es dein sechsundzwanzigster. Erst einmal meine Hochachtung für diese stolze Anzahl! Wie fühlt man sich als alter Autor-Hase, wenn ein neuer Roman erscheint? Ist es immer noch etwas Besonderes oder inzwischen Routine?

Bernd Perplies: Nein, der Erstverkaufstag – oder auch nur das Erhalten der ersten Belegexemplare – wird wohl nie Routine sein. Noch immer freue ich mich wie ein Drachenjäger, der eine Drachenperle gefunden hat, wenn ein neues Buch erscheint. Und noch immer ist da dieses Hoffen und Bangen, während ich mich frage, wie das Werk wohl bei den Lesern ankommen wird.

Ringbote: Kannst du unseren Lesern kurz erzählen, worum es in dem Roman geht?

BP: Die Geschichte handelt von dem jungen Kyrilliankristallschleifer Lian, der in der rauen Stadt Skargakar lebt, die an der Grenze zum gewaltigen Wolkenmeer liegt, einem Ozean, der aus nichts als einer dichten Wolkendecke besteht und der die Heimat unzähliger Drachenarten ist. Diese Kyrilliankristalle sind insofern wichtig, als dass sie die magische Eigenschaft haben, in den Himmel aufzusteigen. Befestigt man sie daher unter dem Rumpf eines Schiffs, wird es zum Flugschiff – und nur mit diesen lassen sich die Drachen des Wolkenmeers jagen!

Eines Tages macht sich Lian einen gefährlichen Mann zum Feind und ist gezwungen, aus Skargakar zu fliehen. In seiner Verzweiflung heuert er auf dem erstbesten Flugschiff an, dessen Kapitän ihn mitnimmt. Ein Fehler, wie sich bald herausstellt: Denn Adaron, der fanatische Kapitän der Carryola, jagt nicht irgendwelche Drachen. Sein Ziel ist der Urdrache Garganthuan selbst, ein Geschöpf der Legenden – und er ist bereit, für diese Jagd alles zu opfern.

Ringbote: Fliegende Schiffe, die Drachen jagen! Das klingt nach phantastisch! Wie kann ich mir so eine Drachenjagd vorstellen?

BP: Das ist sehr unterschiedlich, je nach Drachenart. Kleinere Arten werden z.B. mit Harpunen gefangen, die über Seile an den Flugschiffen befestigt sind. Dann lässt der Jäger sie fliegen, bis sie müde sind, holt sie danach ein und tötet sie. Größere Arten sind für diese Art von Jagd zu stark und zu gefährlich. Sie können Flugschiffe unter die Wolkendecke ziehen und gegen verborgene Bergspitzen schleudern. (Ganz zu schweigen von so Scherzen wie einem Feueratem oder dergleichen.) Daher kommen z.B. Kyrillianbojen zum Einsatz, die auch mit Harpunenwerfern abgefeuert werden, aber nicht mit dem Jagdschiff verbunden sind, sondern den Drachen bloß über den Wolken halten sollen. Dann greifen ausgebildete Drachentöter noch in der Luft diese am Abtauchen gehinderten Großen Echsen an und bringen sie aus nächster Nähe um. Ein verdammt gefährlicher Job!

Ringbote: Was sind das für Persönlichkeiten, die Drachenjäger?

BP: Die meisten sind tolldreiste Draufgänger, die dem Tod ins Gesicht lachen. Sie legen sich immer wieder mit den gefährlichsten Geschöpfen an, die es auf der bekannten Welt gibt – und entweder sterben sie oder der Drache. Viele kommen sehr exzentrisch daher. Sie schmücken sich mit Erinnerungen an ihre Kämpfe und starren vor Waffen. Mit keinem von ihnen sollte man sich leichtfertig anlegen.

Ringbote: Wie bist du auf diese Idee gekommen?  

BP: Der Ausgangspunkt war ein Filmschnipsel, irgendein Projekt-Pitch für einen Independent-Science-Fiction-Film, der mir beim Surfen im Internet unterkam. Er handelte von Raumfahrern, die in der oberen Gasatmosphäre eines Planeten irgendwelche riesigen, fliegenden Ungetüme jagten. Natürlich war die Parallele zum Walfang des 19. Jahrhunderts unübersehbar. Als ich weiter darüber nachdachte, kam mir der Gedanke, dass sich hier ein spannender und ungewöhnlicher Fantasy-Roman erzählen ließe. Normalerweise sind Drachen ja sehr sparsam eingesetzte, gütige Mentoren oder ärgste Widersacher der Protagonisten. Wie wäre es, fragte ich mich, wenn es ein ganzes Ökosystem voller Drachen gäbe, ein Wolkenmeer, in dem schwebende Inseln existieren und Männer und Frauen in Flugschiffen auf die Jagd nach Großen Echsen gingen. So entstand „Der Drachenjäger“.

Ringbote: Im Untertitel heißt es „Die erste Reise in das Wolkenmeer“. Wird es eine zweite geben?

BP: Ja, „Der Drachenjäger“ ist Teil einer (aktuell zweiteiligen, aber über einen dritten Band wird gesprochen) Reihe, die sich mit dem Wolkenmeer als Setting beschäftigt. Allerdings sind die einzelnen Romane nur sehr lose miteinander verknüpft. Band 2 hat also seine eigenen Hauptfiguren und erzählt sein eigenes Abenteuer, „Der Drachenjäger“ ist entsprechend in sich abgeschlossen. Was nicht heißt, dass Figuren oder Ereignisse nicht ganz behutsam in Folgebände übernommen werden können.

Ringbote: Wenn dich ein Leser mal live bei einer Lesung sehen möchte, wann und wo hat er die beste Gelegenheit dazu?

BP: Auf Conventions für gewöhnlich. Ich werde dieses Jahr beispielsweise im Oktober noch auf der Frankfurter Buchmesse sowie auf dem Buchmesse-Convent in Dreieich – und mal sehen, was sich noch so ergibt. In der Terminrubrik auf meiner Website findet man meine aktuellen Auftritte (http://www.bernd-perplies.de/termine.htm).

Ringbote: Welcher deiner Romane ist dein Lieblingsroman?

BP: Das kann ich nicht beantworten. Ein Autor verbringt Monate damit, einen Roman zu verfassen. Würde er das, was er schreibt, nicht mögen, wäre das eine ziemliche Quälerei. Mir gefällt jeder meiner Romane auf seine Weise, wobei man die „erste Liebe“ – in meinem Fall „Tarean – Sohn des Fluchbringers“ natürlich immer besonders in Erinnerung behält.

Ringbote: Viele Leser, gerade aus dem Fantasy- und Rollenspielbereich wie die unseren, träumen davon, einmal einen Roman zu schreiben. Welchen Tipp kannst du ihnen geben?

BP: Zunächst einmal: Schreibt den Roman. Denn als Debütautor muss man immer ein ganzes Werk in der Tasche haben, um es auch verkaufen zu können. Nur Autoren, die länger in der Branche tätig sind, verkaufen lediglich Ideen an Verlage, aus denen sie danach Romane machen. Mit einem fertigen Manuskript kann man dann verschiedene Dinge anstellen. Man kann sich eine Literaturagentur suchen. Die hilft einem – gegen einen Prozentsatz vom erwirtschafteten Gewinn – dabei, das Buch an den Mann zu bringen, sofern sie davon überzeugt ist. (Agenturen, die vorab Geld wollen, sind übrigens unbedingt zu meiden!) Alternativ kann man den direkten Kontakt zu Kleinverlegern suchen, die oft experimentierfreudiger in ihren Stoffen sind als große Verlagshäuser und die man auch leichter persönlich ansprechen kann. Oder man geht den Weg als Selfpublisher über eine Plattform wie Amazon CreateSpace. Das geht heutzutage ja problemlos und manch Autor verdient damit gutes Geld. Der Nachteil hier liegt bloß darin, dass man zunächst alle externe Arbeit – ein Lektorat, einen Coverdesigner, etc. – aus eigenen Geldmitteln bezahlen muss, statt einen Lohn für sein Manuskript zu bekommen, wie es bei einem Verlag der Fall ist.

Ringbote: Welche Pläne hast du für die Zukunft?

BP: Neben dem zweiten „Wolkenmeer“-Roman wird es 2018 mit den „Frontiersmen“ weitergehen, über die ich unter dem Pseudonym Wes Andrews bei Bastei Lübbe schreibe. Auch das Kinderbuch „Die Wächter von Aquaterra“, das im August erschienen ist und das ich gemeinsam mit meinem langjährigen Ko-Autor Christian Humberg verfasst habe, wird fortgesetzt. Auch dort geht es übrigens ums Meer – genau genommen um eine künstliche Insel mitten im Atlantik, die ein Schmelztiegel der menschlichen und außerirdischen Kulturen ist und die für unsere jungen Helden jede Menge Abenteuer bereithält.