von Alice
Neil ist leidenschaftlicher Gamer und mit seinem Hobby berühmt geworden. Als E-Sport-Legende lebt er nun auf großem Fuß in einem Penthouse und hat sich damit seinen Lebenstraum erfüllt. Als er eines Tages im Finale verliert, rastet er allerdings aus und macht einen wenig ruhmreichen Abgang. Seine Wut bekommen auch seine Freunde zu spüren, denen daraufhin der Geduldsfaden reißt. Neil erlebt einen raschen Absturz, denn die Social-Media-Community verachtet ihn schlagartig und seine besten Freunde lassen ihn ebenfalls allein. Am liebsten würde er ein neues Leben beginnen – und genau das geschieht auch.
Plötzlich erwacht Neil in einer alternativen Realität, in der er kein E-Sportler mehr ist, sondern als Reinigungskraft unter anderem in jenem Penthouse arbeitet, in dem er einst gelebt hat. Nun ist er arm und wohnt in einer umgebauten Garage ohne richtige Dusche. Das neue Leben ist befremdlich, doch zum Glück trifft er auch auf vertraute Gesichter: seine Freunde. Sie sind nicht mehr wütend auf ihn, denn das Finale hat es nie gegeben. Games wurden nie erfunden. Neil lebt nun in einer Welt ohne Videospiele. Es scheint undenkbar zu sein, ein so ein teures Gerät wie einen Computer zur Unterhaltung zu verwenden. Da kommt Neil eine Idee: Er wird die Videospiele neu erfinden. Mit seinen Vorkenntnissen entwickelt er eine grandiose Geschäftsidee, die für einen erheblichen Umbruch sorgt. In einem Schnelldurchlauf erlebt man nun die Geschichte der Videospiele neu – mit interessanten Abweichungen, da in der alternativen Realität neue Regeln gelten.
In seiner Wohngarage entwickelt Neil mit Freunden sein erstes Spiel, das „Pong“ sehr ähnelt, auf einem alten Laptop und erlangt damit Berühmtheit. Daraufhin entwickeln sie weitere Titel, die es in Neils vorherigen Leben bereits gab oder zumindest in ähnlicher Form. Aus einem Hobby-Projekt wird schon bald ein Unternehmen, das vor neuen Problemen steht, wie der Frage, wie man am besten geistiges Eigentum schützt, wie man mit Gewalt in Videospielen umgeht oder auch wie man an finanzielle Mittel kommt. Diese sind vor allem notwendig, als die Videospiele an Komplexität gewinnen. Auf „Pong“ folgt schon bald „Super Mario“, dann „Doom“, und Neils eigentliches Ziel ist, ein MOBA zu entwickeln und das in einer Welt, in der es bisher noch kein einziges Onlinegame gibt – immerhin wurde das Internet bereits erfunden.
Schon allein der Anblick des Buchcovers in Game-Boy-Optik lässt das Gamer-Herz aufblühen. Zahlreiche Anspielungen und Easter Eggs zeigen, dass der Autor leidenschaftlicher Gamer ist. Unzählige irrwitzige Ideen sorgen für urkomische Unterhaltung. In dieser Welt ist „Super Mario“ kein italienischer Klempner, sondern ein mexikanischer Schrotthändler und „Eve Online“ nur ein drittklassiger erotischer Online-Chat. Der Humor ist herrlich schräg und unzweifelhaft als Hommage an die Videospielszene zu verstehen.
Fazit: Man erlebt die Entstehungsgeschichte der Videospiele neu, verpackt in einer urkomischen Geschichte. Das Cover sowie zahlreiche Anspielungen und Easter Eggs lassen das Gamer-Herz aufblühen. Es lohnt sich auf jeden Fall, das Gamepad für einen Moment zur Seite zu legen, um dieses grandiose Buch zu genießen.
Godmode – Der Videospiel-Prophet
Fantasy-Roman
Manuel Schmitt
Knaur HC 2023
ISBN: 78-3-426-22794-7
336 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR
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