Winter der Toten

Mit Entsetzen starrst du auf den untoten Bären, der auf dich zu wankt. Du sitzt in der Falle, stehst am Ende einer Sackgasse mit dem Rücken zu einem Müllcontainer und erwartest das Schlimmste. Doch plötzlich schallt ein lauter Ruf von oben und ein kräftiger Naturbursche springt von einem Baum dem Bären ins Genick. Die Bestie bäumt sich auf und stößt ein kränkliches Knurren aus, doch der Angreifer klammert sich fest und nimmt sie in den Schwitzkasten. Minuten später rührt sich das Tier nicht mehr und dein raubeiniger Retter hilft dir auf. Und dann bietet er dir an, dich in die Geheimnisse von Mutter Natur einzuführen ... - Kodiak Colby (Promokarte)

von Dennis Bisenius

In „Winter der Toten“ übernimmt jeder Spieler die Kontrolle über eine kleine Gruppe von Überlebenden in einer mit Zombies verseuchten Welt. Diese Gruppe sitzt auf engem Raum im Basiscamp zusammen und muss versuchen, die Zombiehorden abzuwehren. Darüber hinaus können – oder besser müssen – die Überlebenden in der Umgebung nach verschiedenen Gegenständen suchen, die das Überleben erleichtern sollen. Und als ob die Zombies nicht genug wären, haben sie auch noch mit der Kälte des Winters zu kämpfen.

Jeder Charakter hat neben dem Einflusswert einen Angriffswert, der bestimmt, wie gut er gegen Zombies oder Charaktere anderer Spieler kämpft, einen Suchwert, der bestimmt, wie gut der Charakter an den verschiedenen Orten Gegenstände findet, und eine Spezialfähigkeit.

Die Spieler haben je eine gewisse Anzahl an Aktionswürfel, die durch die Anzahl seiner Überlebenden bestimmt wird. Zu Beginn der Runde würfelt jeder Spieler seine Aktionswürfel. Sobald ein Spieler an der Reihe ist, darf dieser die Würfel für Aktionen ausgeben. Es gibt freie Aktionen, die keine Würfel kosten, Aktionen die einen beliebigen Würfel kosten und welche, die einen Würfel mit einem Mindestwert kosten. Dies macht das Spiel planbarer, da dies jede Aktion zumindest in der Theorie gelingen lässt. Ausgeglichen wird dies zum einen dadurch, dass man generell nie genug Aktionen hat, und zum anderen durch die sogenannten Schicksalskarten.

Bevor der aktive Spieler seinen Zug beginnt, zieht sein rechter Mitspieler eine Schicksalskarte. Diese wird nur ausgelöst, wenn etwas Bestimmtes passiert, was auf der Karte steht. Somit weiß der aktive Spieler nicht, wann und ob die Karte seinen Zug unterbricht und wenn ja, ob ein negatives oder positives Ereignis ausgelöst wird.

In „Winter der Toten“ müssen die Spieler gemeinsam das Ziel zu Überleben erreichen. Dabei müssen die Spieler auf viele verschiedene Sachen achten. Die Zombies dürfen das Basislager und die Orte nicht überrennen. Hierfür können die einzelnen Charaktere die Zombies angreifen, was die Gefahr einer Infektion birgt, oder sie verbarrikadieren die Zugänge, die jeweils einem Zombie standhalten. Zudem müssen die Überlebenden dafür sorgen, dass genug Nahrung für sie und die Hilflosen im Camp bereit stehen, der Müll im Basislager immer weggeräumt wird und, und, und.

Auch wenn man mit dem Ganzen eigentlich schon mehr als genug zu tun hat, bekommt jeder Spieler eine geheime Zielkarte, die einem zusätzlich eine bestimmte Aufgabe erteilt. Hier ist Vorsicht angesagt, denn unter den geheimen Zielkarten befindet sich auch eine zufällige Verräterkarte, die einen Spieler eine Aufgabe erteilt, die in irgendeiner Form gegen die Gruppe geht. Da es aber doppelt so viele geheime Zielkarten gibt als Mitspieler, ist es nicht gesagt, dass diese Verratskarte auch wirklich ihren Weg ins Spiel findet.

Haben die Spieler den Verdacht, dass sich ein Verräter im Camp befindet, kann man versuchen, diesen Spieler mittels einer Abstimmung aus dem Camp zu werfen. Wird ein Spieler aus dem Camp geworfen, so dürfen seine Charaktere nicht mehr ins Basiscamp und er verliert ein paar Möglichkeiten. Zudem bekommt der Spieler eine neue Zielkarte, die speziell für verbannte Spieler sind. Dies hat zur Folge, dass der Spieler auf einmal ein ganz anderes Ziel hat als zuvor.
   
Fazit: Wie ich finde, hat „Winter der Toten“ zurecht die zwei Preise „Best Thematic“ und „Best Innocative Game“ der Golden Geek Award 2014 gewonnen. Es ist ein sehr flüssiges Spiel, bei dem man sich absprechen muss, um zu überleben. Aber man muss immer auf der Hut sein, da man nie weiß, ob und wer der Verräter ist. Durch den Mangel an Aktionen bleibt das Spiel spannend und hat kaum Downtimes. Durch die Schicksalskarten wird auch immer eine kurze Story erzählt, die das Spiel noch einmal um eine ganze Ecke unterhaltsamer macht. Abgesehen davon, dass die Anleitung hier und da ein paar Schwächen hat (man vermisst zum Beispiel eine genaue Übersicht, welche Karten wozu sind) und die Spielfiguren aus Pappe sind (ich bin wohl zu verwöhnt), ist das Spiel auf jeden Fall eine Bereicherung für jede Spielesammlung und rollt das Thema Zombies mit frischen Ideen auf.


Winter der Toten
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler
Isaac Vega, Jon Gilmour
Heidelbär Spieleverlag (PlaidHat Games) 2015
EAN: 4015566100275
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 42,85

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