von Michael Wilhelm

Der Ausbruch der Zombie-Epidemie ist schon eine Weile her. In Chicago gibt es nix mehr zu holen. Also macht sich die Familie auf dem Weg an die Westküste. „L.A. oder draufgehen“, sagt Papa. Wir machen einen Roadtrip, der sich gewaschen hat: aufregende Gefahren hinter jeder Kurve, spannende Suche nach raren Ressourcen, überall lauern Zombies. Als ob das nicht genug wäre, haben wir uns ein Spiel ausgedacht und aus allem, was sich so finden lässt, die Materialien zusammengeschustert.

Das Spiel wird in einer retro-mäßig aufgemachten Schachtel geliefert, in bestem Americana-Design mit rotem Cadillac und 50er-Jahre-Schönheit auf dem Cover. Aus „The travel game“ wurde „my Zombie game“, aus „Hit The Road“ mit dem Untertitel „As seen on TV“ wurden „Hit Z Road“ und „No more TV“. Dieses witzige, pseudo-improvisierte Design setzt sich im Spielmaterial fort. Die Spielkarten stellen umfunktionierte Poker-Karten dar, die (Papp-)Chips sind den Chips aus „Splendor“ nachempfunden, Ressourcen-Marker (für Benzin, Munition und Adrenalin) stellen Kronkorken dar, weiterhin finden sich umfunktionierte Kreditkarten und Autoschlüssel. Neben diesen Papp-Materialien finden wir Holz-Figuren für Zombies und Überlebende. Witzig sind die klassisch anmutenden Zombies mit ausgestreckten Armen. „Die Nacht der Lebenden Toten“ lässt grüßen.

Ziel des Spieles ist, nicht nur den Trip von Chicago nach L.A. zu überleben, sondern unterwegs auch noch reichlich Siegpunkte einzusammeln. Falls mehrere Spieler die Reise überleben sollten, entscheidet dies nämlich über den Sieg. Dazu erhält jeder Spieler erstmal eine farbige Anführer-Figur und eine Familie von vier Überlebenden, außerdem jeweils vier Marker der drei Ressourcen. Das Abenteuer-Deck aus 64 Karten wird vorbereitet, darunter 16 der Stufe 1 und jeweils 24 der Stufen 2 und 3 (mit Ereignissen steigender Schwierigkeit).

Zu Beginn jeder Runde werden je nach Spielerzahl drei (bei zwei bis drei Spielern) oder vier Reihen (zu viert) mit je zwei Abenteuerkarten ausgelegt. Dann wird geboten. Wer als erster eine Route aus zwei Karten wählen möchte, muss die gebotenen Ressourcen aus dem eigenen Pool zurück in den Vorrat legen. Das kann sich lohnen und je mehr Spieler beteiligt sind, desto heftiger umkämpft sind einzelne Routen. Im Spiel zu zweit wird die dritte ausliegende Route mit zusätzlichen Kosten in Höhe von zwei Ressourcen belastet. Aber auch dann wird diese oft genug gewählt werden. Denn die Abenteuerkarten unterscheiden sich teils sehr wesentlich.



In der ersten Stufe können meist Ressourcen gesammelt werden, während ab der zweiten Stufe immer häufiger Zombies unseren Weg kreuzen. Und die müssen erledigt werden, wenn wir die Siegpunkte erringen möchten. Ansonsten können wir auch (vorausgesetzt wir haben genug Benzin) davonfahren. Um Zombies zu bekämpfen, findet erst eine Fernkampf-Phase statt. Für einen Munitions-Marker werden zwei Würfel geworfen. Für jeden Treffer wird ein Zombie erledigt. So kann mit ausreichend Marker-Einsatz und Würfel-Glück die Nahkampf-Phase umgangen werden. Sind noch Zombies übrig, geht es in den Nahkampf. Da kann es durchaus passieren, dass einer unserer wertvollen Überlebenden ins Gras beißt, insbesondere wenn wir nicht mehr genug Adrenalin im Pool haben, um einen Treffer abzuwehren. Die Überlebenden sind unsere wertvollste Ressource. Verlieren wir den letzten, unseren Anführer, sind wir raus aus dem Spiel. Und im Nahkampf wird für jeden Überlebenden ein Würfel gewürfelt. Logisch, dass wir gegen fünf Zombies mit fünf Überlebenden bessere Chancen haben, als mit einem oder zwei.

Überhaupt ist cleveres Ressourcen-Management entscheidend. Muni für den Fernkampf, Benzin fürs Abhauen und Adrenalin zum Retten vor Treffern. Sollten wir auf eine Horde treffen, hilft uns auch manchmal aber auch Adrenalin nicht mehr. Also besser doch beim Bieten Ressourcen opfern, um eine bessere, weniger gefährliche Route nehmen zu können? Da haben wir die Qual der Wahl. Was nutzt es uns, wenn wir zwar gemütlich ins Ziel kommen, aber kaum Siegpunkte gesammelt haben, weil wir immer den einfachen Weg gewählt haben, während andere sich erfolgreich durch Zombies kämpfen und mit reichen Trophäen ins Ziel kommen? Andererseits kann es auch vorkommen, dass alle Teams auf der Strecke bleiben, dann gewinnt eben keiner. So ist das eben in der Zombie-Apokalypse. Ansonsten ist meist nach 15 Minuten pro Mitspieler das Ziel erreicht.

Um den gefährlichen Roadtrip erfolgreich zu bestehen, muss man Risiken eingehen. Eine gute Balance zwischen zielgerichtetem Bieten, cleverem Ressourcen-Management und einer ordentlichen Portion Glück brauchen wir. Dann kann man mit „Hit Z Road“ eine Menge Spaß haben. Das witzige und stimmungsvolle Spielmaterial sieht wirklich aus, wie in der Zombie-Apokalypse hastig zusammengeklaubt. Durch die abwechslungsreichen Abenteuer-Karten, die ihren Charme oft erst beim zweiten oder dritten Hinsehen offenbaren, gibt es ordentlich Wiederspielwert. Die sind gestaltet wie Erinnerungsfotos mit handschriftlichen Notizen und lassen eine Geschichte erleben, die sich immer wieder neu ergibt, da in jeder Partie 12 aussortiert werden.

Die Solo-Variante kann sich ebenfalls sehen lassen. Zwar fehlt das Bieten um die beste Route und auch die sonst gerne aufkommende Schadenfreude (oder ein freundschaftliches Mitfiebern) kommt nicht vor, dafür werden die Abenteuer-Karten der drei möglichen Routen teils verdeckt ausgelegt, um für Überraschung und Spannung zu sorgen.

Fazit: „Hit Z Road“ ist ein stimmungs- und humorvoller Wettlauf. Das innovative und charmante Spielmaterial und der trotz des ausgelutschten Zombie-Settings frische Wind im Genre wissen zu Gefallen.

Hit Z Road
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Martin Wallace
Space Cowboys 2016
EAN: 3558380029526
Sprache: Deutsch
Preis: 34,99 EUR

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