Armata Strigoi – Das Powerwolf-Brettspiel

Ein Brettspiel zum Videospiel oder Film trifft man inzwischen häufig an, doch mit „Armata Strigoi“ liegt eine reichlich seltene Form der Adaption vor: das Brettspiel zur Band! Hierbei begibt man sich als Werwölfe gemeinsam auf Vampirjagd.

von Shadow

„Armata Strigoi“ ist ein kooperatives Brettspiel für 2 bis 5 Spieler mit einer vorgesehenen Spieldauer von 60 bis 90 Minuten und einem empfohlenen Alter ab 14 Jahren. Gemeinsam stürmt man die Festung des Vampirmeisters und seines Lehrlings. Schon bald wird man feststellen, dass für den Sieg ein strategisch wohlüberlegtes Vorgehen unumgänglich ist.

Als ersten Schritt entscheidet man sich zwischen fünf Charakteren – passend zur Anzahl der Bandmitglieder. Attila ist Mentor und verfügt über die meisten Truppenfähigkeiten, Falk Maria ist Heiler, Matthew erhält als Jäger zusätzliche Bewegungspunkte, Charles ist Berserker und Roel hat als Rüstungsschmied eine besonders gute Verteidigung.

Jeder Spieler erhält einen auf ihn zugeschnittenen Kartensatz, auf denen folgende Eigenschaften angegeben sind: Initiative, Bewegungspunkte, Angriffsstärke, Spezialfähigkeiten dieser Runde und in welcher Richtung sich ein Vampir am Ende des Zugs bewegt. Diese Werte weichen auf jeder Karte voneinander ab und je nach Charakter hat man andere Stärken und Schwächen. Als Matthew kann man sich beispielsweise häufiger weit bewegen.



Zu Beginn eines Spielzugs entscheidet sich jeder für eine seiner anfangs sechs Aktionskarten und legt diese verdeckt vor sich aus. Grundsätzlich ist nicht vorgesehen, über die konkreten Eigenschaften auf seiner Karte zu reden, eine allgemeine strategische Absprache ist jedoch gewollt und sinnvoll. Diese Regelung umzusetzen ist oft schwierig, da man nicht immer weiß, wo man seine Grenzen bei der Absprache ziehen soll. Hinzu erhält im Laufe des Spiels neue Aktionskarten, bei denen man anhand des Kartenrückens allein bereits weiß, um welche Karten es sich handelt.

Bevor man sich mit den beiden Vampiren anlegt, sollte man sich zunächst einmal die schwächeren Diener innerhalb der Festung vornehmen. Dadurch gelangt man an bessere Ausrüstung und sammelt Blut, welches einen Angriff auf die Vampire überhaupt erst möglich macht. Die Vampire dagegen können die Spieler von Anfang an angreifen. Um diesen Angriff zu entgehen, muss man sich gut überlegen, an welche Position man sich begibt. Gerät man in die Sichtlinie eines Vampirs, wird man verwundet. Da sich die beiden nach jedem Spielzug bewegen, kommt es häufig zu einer bösen Überraschung.

Sowohl durch die Vampire als auch durch deren Diener kann man Verletzungen erleiden. Diese lassen sich durch eine gute Verteidigungsfähigkeit verhindern oder nachträglich heilen. Hat man drei Verletzungen, stirbt der Werwolf. Dieser erholt sich zwar und ist sogleich wieder im Spiel, kommt es jedoch zu häufig zu Toten, haben die Spieler als Team verloren.

„Armati Strigoi“ entpuppt sich als strategisch anspruchsvoll, insbesondere durch die zahlreiche Möglichkeiten, die einem geboten sind. Anhand seiner ausgespielten Aktionskarte bestimmt man, in welcher Richtung sich die Vampire bewegen und angreifen, allerdings muss man hierbei nicht nur seine eigene Figur im Auge behalten, sondern auch die der anderen. Erschwerend hinzu kommt, dass man sich bereits zu Beginn entscheiden muss, welche Karte man ausspielt, und sich die Vampire möglicherweise bereits bewegt haben, bis man an der Reihe ist. Hin und wieder hat man im Laufe des Spieles die Möglichkeit, an der Festung Änderungen vorzunehmen, indem man eine von sechs Plattformen drehen darf. Dadurch können sich Wege verkürzen, verlängern oder Einfluss auf die Sichtlinie genommen werden.



Jede verwende Aktionskarte kommt auf den Ablagestapel. Zwar hat man die Möglichkeit, diese im Laufe des Spiels wiederzuerhalten, aber oft nicht genau zu dem Moment, in der man sich benötigt. Auch hier ist vorausschauendes Denken von Vorteil. Da man all seine charakterspezifischen Aktionskarten von Anfang an zur Verfügung hat, kann man gut vorausplanen. Mit der Zeit wird man seine bevorzugte Strategie gefunden haben, dennoch bleibt ein hoher Wiederspielwert erhalten. Die Festung lässt sich in vielen verschiedenen Varianten aufbauen und die Verwendung unterschiedlicher Gruppenkonstellationen sorgt ebenfalls für Abwechslung. Vielspieler werden mit „Armata Strigoi“ ihre Freude habe, doch auch Gelegenheitsspieler, die sich mal an etwas Neues wagen wollen, könnten Spaß an „Armata Strigoi“ finden, da es nicht allzu überladen ist, wie manch anderen kooperativen Brettspiele.

Der Glücksfaktor fällt in „Armati Strigoi“ eher gering aus, ein rein strategisches Spiel ist es wiederum nicht. Welche Belohnung man von besiegten Monstern erhält, ist zufällig, und bei der Bewegungsphase der Vampire entscheidet der Zufall, welcher der beiden sich bewegt, was diese dadurch nur bedingt vorhersehbar macht. Dies sorgt für eine gelungene Portion Abwechslung, ganz ohne die Freude am Taktieren zu rauben.

Die Spielanleitung wirkt auf den ersten Blick umfangreich – dies täuscht allerdings, da sie gleich mehrere Sprachen umfasst: deutsch, englisch, italienisch, französisch und spanisch. Die Erklärung auf Deutsch ist mit sieben Seiten somit überschaubar und wirkt gut strukturiert – zumindest auf den ersten Blick. Im Laufe des Spiels wird man feststellen, dass offene Fragen nicht immer geklärt sind oder hin und wieder nicht an der Stelle beantwortet werden, wo man sie erwartet. Hinzu kommen ein paar Regelungen, die unnötig umständlich sind, wie beispielsweise Aktionskarten, die erst zu sehr spezifischen Bedingungen ins Spiel kommen und somit gerne in Vergessenheit geraten. Hat man sich allerdings einmal erfolgreich durch die Anleitung gearbeitet, bleiben die Regeln gut in Erinnerungen und sind weitgehend gut verständlich.

Das Spielmaterial ist sehr ansprechend und wird insbesondere Fans der Band viel Freude bereiten. Die Figuren sind detailreich und orientieren sich an dem Artwork der Powerwolf-Alben. Auch das Artwork der Karten und Pappmarker wurde passend dazu umgesetzt.



Die Aktionskarten sind mit Song-Titeln versehen, die meist überraschend gut zur Eigenschaft der Karte passen. Die Illustrationen überzeugen durch ihre Details und die Wahl miteinander harmonierender Farben. Verwirrend ist nur, warum die goldenen Plättchen schwächere Begegnungen hervorbringen als die silbernen und warum auf den „Leiterplättchen“ Treppen abgebildet sind.

Fazit: Hier erwartet die Spieler weitaus mehr als nur ein Franchise-Produkt. „Armatra Strigoi“ überzeugt durch taktische Tiefe und einem Glücksfaktor, der für eine gelungene Abwechslung sorgt, ohne zu großen Einfluss zu nehmen. Sowohl die Figuren als auch das Artwork wurden grandios umgesetzt – Fans werden daran besonders viel Freude haben.

Armata Strigoi – Das Powerwolf-Brettspiel
Spiel für 2 bis 5 Spieler ab 14 Jahren
Marco Valtriani, Paolo Vallerga, Zsofia Dankova
Pegasus Spiele 2020
EAN: 4250231727245
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 49,95

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