Winter der Toten: Die lange Nacht

„Meine Fresse!“, rufst du und erschrickst vor dem Klang deiner eigenen Stimme. Schon verrückt, wie lange man auf Erkundungsmissionen kein Sterbenswort von sich gibt. Rasch vergewisserst du dich, dass du keine Toten angelockt hast, und wendest dich wieder deinem Fund zu: Eine Schachtel voller DVDs – und wir sprechen hier nicht von dem billigen Schrott, den ihr in der Kolonie habt, sondern von Dinosauriern, Robotern und ... Liebeskomödien? Wer hätte gedacht, dass du dich jemals so für Liebeskomödien begeistern würdest. Die Horrorfilme lässt du zurück.

– Schicksalskarte: Kinohits

von Dennis Bisenius

In „Winter der Toten: Die lange Nacht“ werden wir wieder in die eisige Welt der Zombies geschleudert. Wie auch im Vorgänger müssen sich die Überlebenden von einem Ort zum anderen durchschlagen, um nützliche Gegenstände zu finden und das Überleben der Kolonie zu sichern. Die Grundregeln haben sich nicht groß geändert. Ihr könnt einen Überblick in meiner Ringboten-Rezension von „Winter der Toten – Ein Spiel mit dem Schicksal“ erhalten. Hier und da wurden ein paar kleinere Feinheiten und neue Ideen eingebracht. Zum Beispiel wird für die Geräusch-Marker kein Würfel mehr geworfen, um zu sehen, ob diese einen Zombie anlocken. Die Marker haben jetzt zwei unterschiedliche Seiten und werden geflippt. Je nachdem, welche Seite nach dem Flippen oben liegt, kommt ein Zombie an den Standort oder nicht. Dies beschleunigt diesen Schritt etwas – sofern man sich nicht zu ungeschickt beim Flippen anstellt und den Marker durch den halben Raum wirft.

Ansonsten bringt der zweite Teil, den man entweder eigenständig oder in Kombination mit dem ersten Teil spielen kann, einige neue Sachen mit. Es betreten neue Überlebende die Szenerie und auch ein ganzer Stoß neuer Karten bereichert das Spiel. Neue Aufgaben, Verrats- und Schicksalskarten sind nur ein Teil der Ergänzungen zum ersten Teil. Zudem kommen neue Marker ins Spiel, wie Explosionsmarker. Diese werden wie Barrikaden verteilt, aber sobald ein Zombie den Platz betritt auf dem der Marker liegt, werden alle Zombies an dem Standort vernichtet.

Doch das Highlight sind die zwei (eigentlich drei) neuen Orte. Neben dem Friedhof, an dem die gefallenen Überlebenden platziert werden, gibt es noch das Forschungszentrum und das Banditenversteck. Im Forschungszentrum kann man neue spannende Dinge finden, zum Beispiel Pillen, die ein Überlebender einwerfen kann. Tut er dies, muss er würfeln, um zu erfahren, was die Pille mit dem Überlebenden macht. Zudem muss jede Runde ein Code im Forschungszentrum eingegeben werden. Ansonsten brechen stärkere Zombies aus und machen das Überleben für die Kolonie noch schwerer.

Als Beispiel könnte eine Hydra ins Spiel kommen. Diese ist schwer zu töten: Selbst wenn man es schafft, beide Köpfe der Hydra abzuschlagen, könnte ein neuer Kopf wachsen und den Überlebenden angreifen. Ein weiterer besonderer Zombie aus dem Forschungszentrum ist der Stinker. Dieser lässt sich zwar leicht bezwingen, aber der Überlebende stinkt nach dem Angriff wie die Pest – was die hilflosen Überlebenden in der Kolonie aufsässig werden lässt (auch eine Neuerung im Spiel). Und wer will schon aufsässige Überlebende in der Kolonie haben?

Der dritte neue Ort ist das Banditenversteck. Jede Runde tauchen neue Banditen auf den verschiedenen Standorten auf und schaffen Gegenstände in das Banditenversteck, wenn man sie nicht schnell genug besticht oder wie einen streunenden Zombie abknallt. Man muss hier stark überlegen, ob die Banditen wichtige Gegenstände klauen könnten oder nicht. Aber zur Not kann man ja auch noch das Banditenversteck angreifen, wenn man sich traut oder der Mut der Verzweiflung einen dazu bringt.

Die beiden neuen Orte stehlen auf jeden Fall wertvolle Aktionspunkte der Überlebenden, was die Spieler mehr unter Druck setzt. Aber dieser Druck lohnt sich, wie ich finde, ungemein und bereichert das Spiel noch mehr. Leider hat aber das Spiel zwei kleine Nachteile im Gegensatz zum ersten Spiel. Die normalen Zombies sind Marker und nur die speziellen Zombies sind Pappaufsteller. Wenn man das erste Spiel hat, kann man diesen Umstand aber getrost ignorieren und die Zombies aus dem ersten Spiel nehmen. Und bis auf die Einführung sind die Szenarien nicht mehr im Regelbuch zu finden und werden nur noch auf den Karten beschrieben. Hierbei geht viel vom Fluff verloren, was sehr schade ist, aber das trübt das Spielempfinden nur wenig.

Anfangs haben wir die Box alleine gespielt und waren sehr begeistert. Später haben wir beide Spiele zusammen geworfen und ein Szenario aus der ersten Box gespielt, was auch sehr gut geklappt hat.

Fazit: Wer den ersten Teil hat und das Spiel mochte, wird hier auf keinen Fall enttäuscht werden. Die Materialqualität ist genauso gut (in ein zwei Punkten sogar etwas besser) und der Wiederspielwert ist auf jeden Fall gegeben. Durch die neuen Überlebenden und Orte gibt es ganz neue Kombinationen. Die Entwickler haben auch schon die nächste Erweiterung angekündigt, die wie ich finde sehr interessant klingt: Hierbei braucht man zwei Spielgruppen und beide Teile von „Winter der Toten“. Die erste Gruppe spielt das erste Spiel und die zweite Gruppe spielt den neuen Teil und beide Gruppen werden durch die kommende Erweiterung verknüpft. Ich finde diese Idee klingt sehr gut und verspricht sicher eine ganz neue Spielerfahrung von „Winter der Toten“.


Winter der Toten – Die lange Nacht
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler ab 14 Jahren
Isaac Vega, Jonathan Gilmour
Heidelberger Spieleverlag/PlaidHat Games 2016
EAN: 681706107011
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 59,95

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