von Daniel Pabst

„Trees: Ein Feind“ ist ein Comic, der 2020 bei Cross Cult Comics in deutscher Übersetzung erschien. Verantwortlich für die Geschichte ist Warren Ellis. Die Zeichnungen sind von Jason Howard. Die Übersetzungsarbeit lieferte Christian Langhagen und für das Lektorat war Matthias Höhne zuständig. Die Story umfasst insgesamt 164 Seiten. Im Anhang findet sich eine zweiseitige Covergalerie.

„Trees: Ein Feind“ wird auf der Cross-Cult-Comics-Homepage eingeleitet mit den Worten: „Wenn in den Schatten der Bäume die Albträume lauern …“ Man könnte zuerst meinen, dass es keiner weiteren düsteren apokalyptischen Comic-Geschichte bedürfte. Statt Aliens oder Viren wird die Erde hier eben von Bäumen befallen! Doch was erwartet die Leserinnen und Leser genau? Lohnt es sich, einen genaueren Blick in diesen Comic zu werfen?

Das Grundgerüst der Geschichte wird auf der ersten Seite des Comics mitgeteilt: „Vor zehn Jahren landeten sie.“ Seit dieser Zeit haben die Menschen rund um die wie in Stein gemeißelten, bis in den Himmel reichenden Bäume (oder sind es Monolithen?) das ungute Gefühl, dass jederzeit etwas passieren wird. Zunehmend wenden sich die Bewohnerinnen und Bewohner den Städten und Plätzen, die von den Bäumen befallen wurden, ab. Die Verbliebenen harren aus, weil sie die Bäume erforschen wollen, ihnen einfach keine andere Örtlichkeit bereitsteht oder sie bewusst diese Lage für sich nutzen. Bislang schweigen die Bäume …

Spannend an „Trees: Ein Feind“ ist die Entfaltung der einzelnen Charaktere, die rund um die Bäume leben. Da sind: ein Bürgermeisterkandidat für New York und sein Berater, ein Politiker in Somalia, ein Reporter und ein Regierungsteam in Frankreich, ein angehender junger Künstler sowie eine geheimnisvolle Frau und deren Freunde in China, ein Forschungsteam in Spitzbergen, ein Pärchen und ein alter Professor in Sizilien.



Nachdem man auf maximal 10 Seiten den unterschiedlichen Charakteren an einem Ort gefolgt ist, wechselt die Handlung zu anderen. So steigt zunehmend die Spannung, wie es den einzelnen Personen ergehen wird. Kaum erfährt man Neues, setzt die Handlung einzelne „Nadelstiche“ und man spürt förmlich den Druck, den die Bäume erzeugen. Jede und jeder versucht in „Trees: Ein Feind“ auf die eigene Art mit dem Druck umzugehen. Dies gelingt mal mehr und mal weniger gut. Hier liegt auch die Stärke des Comics. Der erste Band von „Trees“ ist nämlich keine reine apokalyptische Geschichte, wie man denken könnte. Vielmehr zeigt sie Lebensphasen und Beziehungen von Menschen, die sich – auch unter außergewöhnlichen Umständen – nicht aufgeben.

Sehr gelungen ist die graphische Leistung von Jason Howard. Die Zeichnungen wirken durch ihre sichtbaren Striche skizzenhaft und hart. Dies steht symbolhaft passend für die trostlose Zeit, die die Charaktere durchleben. Insbesondere die sehr abwechslungsreiche Kolorierung des Comics spricht für eine Leseempfehlung. Man gleitet durch die einzelnen Abschnitte und benötigt streckenweise kaum Sprechblasen. Panels werden in allen Formen und Arten verwendet, was eine sehr lebendige Erzählstruktur erzeugt und diejenigen Zeichnungen, welche sich über eine einzige Seite strecken, haben „Posterqualität“.

Fazit: Leserinnen und Lesern mit einem Faible für mysteriöse Geschichten, die auch nicht davor zurückschrecken, eine unerwartete Wendung zu akzeptieren, bietet „Trees – Band 1: Ein Feind“ eine unterhaltsame Zeit! Man darf gespannt sein auf die Fortsetzung: „Trees 2: Zwei Wälder“, die schon bald erscheinen wird, und vor allem darauf, in welche Richtung die Geschichte geht. Denn in den Bäumen und auch in den Charakteren lauern weiterhin allerlei Mysterien.

Trees 1: Ein Feind
Comic
Jason Howard, Warren Ellis
Cross-Cult Comics 2020
ISBN: 978-3-966582-25-4
168 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 25,00

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