Trees 3: Drei Schicksale

„Drei Schicksale“. Das könnte das großartige Comic-Finale einer Trilogie sein ... Diesmal hat es uns nach Russland verschlagen, wo in einem kleinen Dorf namens Toska schweigende Bäume stehen. Die in der „Trees“-Reihe bislang unbekannte Dorfpolizistin Klara kämpft mit ihrer Vergangenheit und hat zugleich einen Todesfall aufzuklären. Welchen Einfluss haben die Bäume? Was steckt hinter dem Titel? Ein Ende mit Schrecken?

von Daniel Pabst

„Trees 3: Drei Schicksale“ von Warren Ellis (Text) und Jason Howard (Zeichnungen) bildet den Abschluss der Mystery-Dystopie „Trees“. Auf insgesamt 128 Seiten erhoffen wir uns einen würdigen Abschluss der Trilogie und eine Auflösung der Geheimnisse und Andeutungen.

Positiv anzumerken ist der Zeichenstil und die Farbauswahl in diesem Comic. Der düstere, raue Stil wurde aus den vorigen Teilen übernommen, und die Kontraste sind stimmungsvoll eingesetzt worden. Leider ist dies jedoch das einzige Highlight von „Trees 3: Drei Schicksale“.
 
Genau wie bei „Trees 1“ und „Trees 2“ ist das enumerative Namensschema fortgeführt worden („Ein“, „Zwei“, „Drei“) und lautet: „Drei Schicksale“. Wer dann entsprechend eine Auflösung der Geheimnisse erwartet, wie die Schicksale miteinander verknüpft sind und welche Bedeutung die Bäume haben, der wird schwer enttäuscht. Denn eine Erklärung bleibt uns der Autor Warren Ellis schuldig.
 
Es folgt in diesem Comic nämlich keine Fortführung, sondern eine Art Nebengeschichte, die allein in dem kleinen russischen Dorf spielt. Die Stimmung ist düster, niemand vertraut einander und die Protagonistin Klara scheint als Dorfpolizistin keine Unterstützung zu erhalten. Es entwickelt sich für die Leserinnen und Leser eine – ganz und gar nicht mysteriöse – Kriminalgeschichte, an der kaum etwas neu ist.

Zwischendurch folgen Rückblenden und Illusionen von Klara und ihrem Freund Sascha, der vor elf Jahren von einem aus dem Himmel langsam herabfallenden Baum zermalmt wurde, nachdem er in einem Streitgespräch Klara verlassen hatte. Sehr schlüssig ist das nicht, wenn er da steht und ihr zuruft: „Du kannst mich nicht zwingen, hier Wurzeln zu schlagen“ (soll das komisch sein?), ohne zu merken, was da von oben kommt. Dass er dann die Leserinnen und Leser im Rahmen der Krimi-Geschichte als eine Art Geist im Lesefluss andauernd unterbricht, ist nervig und handlungstechnisch einfach schlecht gemacht.

Statt es als mittelprächtigen Krimi zu belassen (was zu verkraften gewesen wäre), muss uns der Autor dann in der Mitte des Comics mit einer pseudo-philosophischen Unterhaltung zwischen Klara und Sascha irritieren, die aber auch keine Erklärung zu den Bäumen bietet. Man fragt sich spätestens an dieser Stelle, was den Autor bei diesem Abschlussband geritten hat. Schade, dass hier das Potenzial, das zumindest noch „Trees 1“ hatte, komplett ungenutzt geblieben ist.

Leseprobe

Fazit: Bei der Fülle an anderen Comics kann „Trees 3: Drei Schicksale“ nicht empfohlen werden. Was bei „Trees 1“ verheißungsvoll war, entpuppte sich als Enttäuschung. Es besteht kein Handlungsbogen und – selbst mit etwas Abstand betrachtet – mag man keine vernünftige Erklärung finden. Dabei wäre es nicht so schwer gewesen, mit dem dritten Band wenigstens einige Schicksale aufzuklären, wenn man Lust dazu gehabt hätte und nicht eine Nebengeschichte erzählt. Es bleibt von dieser Trilogie daher leider nur ein guter Start und starke Zeichnungen.

Trees 3: Drei Schicksale
Comic
Jason Howard, Warren Ellis
Cross-Cult Comics 2021
ISBN: 978-3-96658-233-9
128 S., Hardcover, Deutsch
Preis: EUR 20,00

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