von Jens Krohnen

Zwei neue Szenarien liefert „Terror Americana“, wobei eines aus deutscher Feder stammt, während das zweite eine Übersetzung aus dem Amerikanischen ist. Kenner cthuloider Softcover-Abenteuerbände erwarten in Form und Aufmachung keine Überraschungen: 88 griffige Schwarz-Weiß-Seiten aus schwerem, rauen Papier erwarten den eifrigen Leser. Bevor wir uns aber dem Inhalt widmen, möchte ich alle Spieler warnen: Ich schreibe diese Rezension vornehmlich für Spielleiter, sodass sich der eine oder andere Spoiler verstecken könnte.

Das erste Szenario trägt den wunderschönen Titel „Gottes Werk und Mi-Gos Beitrag“ und nimmt die ersten rund 30 Seiten ein. Die Investigatoren geraten hier in den Mahlstrom absolut unglaublicher Ereignisse. Die Mutter eines Investigators wird Ziel eines bizarren Überfalls. Ihre gehauchten Warnungen führen die Gruppe auf die Spur eines wahnsinnigen Wissenschaftlers, der mit den Mi-Go – einer dem im Mythos bewanderten Leser sicherlich nicht unbekannten außerirdischen Rasse – gemeinsame Sache macht. Auf dem Weg zum großen Finale stoßen die Investigatoren auf zahlreiche Leichen und landen schließlich sogar weit entfernt von der Erde… „Gottes Werk und Mi-Gos Beitrag“ ist gut aufbereitet und bietet einen zwar geradlinigen, aber intelligenten Plot. Im Kontext des Publikationstitels „Terror Americana“ ist das Abenteuer aber eine kleine Mogelpackung, denn es nimmt kaum Bezug auf Amerika als Setting. Außerdem ist der behandelte Stoff harter Tobak – ich empfehle jedem Spielleiter einen genauen Blick auf seine Mitspieler, bevor er „Gottes Werk und Mi-Gos Beitrag“ anbietet. Das macht das Abenteuer aber nicht schlechter.

Ungleich länger ist das zweite Abenteuer geworden, „Blackwater Creek“. Das Abenteuer ist als Einsteigerabenteuer konzipiert und bietet zahlreiche Hilfestellungen für beginnende Spielleiter in Form von Textkästen. Da es sich um eine unglaublich klassische und sehr lovecraftsche Geschichte handelt, bietet es sich sicherlich auch als Einsteigerabenteuer an; dass auf dem Backcover von „Terror Americana“ darauf aber kein Hinweis gegeben wurde, hat mich allerdings etwas irritiert. Aber worum geht es denn jetzt? Das Abenteuer führt die Investigatoren in die kleine Siedlung „Blackwater Creek“ in die Nähe von Dunwich. Hier suchen sie einen verschollenen Professor der Miskatonic University, der von einer Exkursion nicht zurückgekehrt ist. Ein uralter Fluch, eigenbrötlerische Hinterwäldler und die Abgeschiedenheit Neu-Englands sind die Zutaten eines sehr klassischen Plots, den man so oder anders zwar schon einmal erlebt haben dürfte, der aber einen unglaublichen Charme entfaltet. In meinen Augen ist „Blackwater Creek“ – nicht zuletzt dank seines modularen Aufbaus, der Spielern wie Spielleitern alle Freiheiten lässt – ein absolut gelungenes Abenteuer.

Dieses Mal bin ich allerdings mit der Bebilderung des Bandes nicht glücklich geworden. Ist das erste Abenteuer noch cthulhu-typisch mit Fotografien bebildert, wurde ausgerechnet „Blackwater Creek“ eine zeichnerische Bebilderung spendiert. Das gerade dieser klassische Lovecraft-Plot massiv an Atmosphäre einbüßt, wenn ständig die Antagonisten in all ihrer ekelhaften Pracht dargestellt werden, muss ich wohl kaum betonen. Schade, aber immerhin kann man den Spielern ja die ohnehin nicht wirklich gelungenen Bilder vorenthalten.

Fazit: „Terror Americana“ enthält ein interessantes Abenteuer mit einem Thema, das nicht für jedermann geeignet sein dürfte, und ein absolut klassisches Einsteigerabenteuer in Lovecraft Country. Damit ist die Konstellation der Szenarien recht speziell. Wer sich damit anfreunden kann, darf aber zugreifen, denn die Qualität der enthaltenen Abenteuer ist hoch.

Terror Americana
Abenteuerband
Oliver Adam, Scott Dorward
Pegasus Spiele 2018
ISBN: 978-3957891907
88 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,95

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