Star Wars: Treuepflicht

Ich Kino ist die Sequel-Trilogie mit „Der Aufstieg Skywalkers“ im letzten Winter zu Ende gegangen. Und wie bei den Filmen zuvor gab es auch hier einige „Journey to ...“-Produkte, also Comics und Romane, die den Lesern die Zeit bis zum Kinofilm versüßen sollten. Einer dieser Comics ist „Treuepflicht“, der ein Abenteuer aus dem Jahr erzählt, das zwischen den Filmhandlungen von „Die letzten Jedi“ und „Der Aufstieg Skywalkers“ liegt.

von Frank Stein

Der 96-seitige Sonderband 119 umfasst die US-Heftausgaben „Journey to Star Wars: The Rise of Skywalker – Allegiance“ #1-4, die vom 9. bis 30. Oktober 2019 bei Marvel erschienen sind. Auf Deutsch kam das Ganze Ende Dezember heraus, sehr zeitnah zum Film. Der Comic wurde von Ethan Sacks geschrieben und Luke Ross gezeichnet, die Farben steuerte Lee Loughridge bei.

Die Geschichte ist einige Zeit nach der Schlacht von Crait verortet, die am Ende von „Star Wars – Die letzten Jedi“ stattfand und gleichzeitig eine vernichtende Niederlage und der Moment eines Neubeginns für den Widerstand darstellte. Luke Skywalker ist tot und mehr als ein paar vereinzelte Freunde haben Prinzessin Leia, Rey, Finn, Poe und die übrigen nicht mehr. Ähnlich wie in der Zeit zwischen den Filmen „Eine neue Hoffnung“ und „Das Imperium schlägt zurück“ sind sie daher auf der Suche nach Verbündeten, Ausrüstung und einer neuen Basis für den Widerstand, immer verfolgt vom fanatischen Kylo Ren, der auch das letzte Flämmchen Hoffnung in der Galaxis ersticken will.

Die Handlung des Bandes ist dabei zweigeteilt. Im einen Erzählstrang sind Finn, Poe, BB8 und ein paar Widerständler auf einer Mission, um Waffen für den Widerstand zu finden. Die führt sie von einer typisch schäbigen Untergrundbar zu einem geheimen Depot auf dem Mond von Avedot, wo sie sich mit einer Gang von Schurken herumschlagen müssen, die sich ein schnelles Kopfgeld verdienen wollen. Das führt zu einigen Schießereien und der vielleicht dreistesten Präzisionsrettung, die je ohne Jedi-Beteiligung durchgeführt wurde.

Im zweiten Erzählstrang startet Leia gemeinsam mit Rey, Rose, Chewbacca und C-3PO nach Mon Cala, zur Heimatwelt der aquatischen Mon Calamari – wir kennen sie als lachsfarbene Tintenfischköpfe mit riesigen Blasenschlachtschiffen nicht zuletzt aus „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Immer waren die Mon Calamari das feste Rückgrat der Rebellion und auch jetzt hofft Leia auf ihre Hilfe. Allerdings hat Mon Cala auch sehr unter imperialen Strafaktionen gelitten – etwa geschildert im Schwestercomic „Darth Vader – Brennende Meere“ –, entsprechend gibt es einige Leute, die nur sehr verhalten auf Leias Erscheinen reagieren. Auch hier geht es schon bald zur Sache, während unerbittlich die Erste Ordnung naht.

Den Comic zu bewerten, ist ein etwas zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite hat er schöne Action, kurzweilige Dialoge, eine etwas übereifrige Rey, die angenehmerweise auch mal Fehler macht, und er thematisiert den Tod von Admiral Ackbar, der in „Die letzten Jedi“ doch etwas lapidar von der Bildfläche verschwinden musste. In den Gesprächen zwischen Leia und Ackbars Sohn sowie dem König von Mon Cala wird auch die Brücke zur Zeit des Imperiums geschlagen (beziehungsweise dem oben genannten Comic), was schön ist. Was Verknüpfungen angeht, sei auch auf die Schurkengang verwiesen, gegen die Finn und Poe kämpfen müssen, denn die treffen wir im Comic „Star Wars: Galaxy's Edge“ wieder (dem Comic zum Themenpark in Disneyland, der kurioserweise in den USA vor „Allegiance“ erschienen ist, aber zeitlich danach spielt).

Kritisch lässt sich anmerken, dass es halt „Star Wars“ wie immer ist. Missionen wie die erzählten, haben wir aus der Zeit zwischen „Episode IV“ und „Episode V“ schon zig Mal gelesen. Die Rebellen kommen auf einen Planeten, die Einheimischen wollen erst einmal nicht helfen, etwas passiert und im Bestfall wird man am Ende zu Freunden. Oder man muss weiterfliehen. Wie so oft zeigt sich auch hier, dass die Sequels im Grunde nichts weiter als eine modernisierte Version der klassischen Trilogie sind. „Star Wars“ für eine neue Generation eben.

„Treuepflicht“ ist – wie gesagt – im Rahmen von „Journey zu Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ erschienen, also als Teil einer Reihe von Comics und Büchern, die zum Film hinführen sollten. Just in dieser Hinsicht leistet sich der Comic allerdings einen merklichen Patzer. Im Film besteht der Widerstand gerade mal aus der Tantive IV und ein paar Raumjägern, die sich auf dem Urwaldplaneten Ajan Kloss verstecken. Hier flieht Leia begleitet von einem mächtigen Mon-Calamari-Kreuzer – gesteuert von Admiral Ackbars Sohn –, zwei weiteren Kampfschiffen und einer Staffel schweren B/SF-17-Bombern. Von keinem dieser Schiffe sieht man im Widerstandscamp später auch nur eine Antriebsdüse. Hier hat die Lucasfilm-Storygroup offenbar versagt. (Möglicherweise wird in einem später angesiedelten Comic/Roman noch erklärt, wohin diese Schiffe wieder verschwunden sind.)

Visuell weiß der Comic zu gefallen. Luke Ross hat einen etwas ruppigen Strich, aber das passt zur Atmosphäre, vor allem auf dem dreckigen Mond von Avedot. Sehr gut unterstützt wird er von den Farben von Lee Loughridge, der schmutzige Gelb- und Brauntöne auf Avedot einem aquatischen Blau und Grün auf Mon Cala gegenüberstellt, während Momente der Gewalt schon mal in blutigem Rot aufglühen.

Ein vierseitiges Making-of und zwei kurze Künstlerbiografien runden den Band ab.

Fazit: „Treuepflicht“ erzählt eine kurzweilige Episode, die nach dem Film „Die letzten Jedi“ angesiedelt ist und den Versuch des Widerstands schildert, Waffen und Verbündete zu finden. Diese Art von Handlung gab es natürlich schon oft in „Star Wars“-Comics, aber die Ausführung hier ist schön gelungen, denn auf der einen Seite wird flottes Teamwork zwischen Poe und Finn geboten, auf der anderen mit Leia auf Mon Cala die Brücke zwischen Sequels und der klassischen Trilogie geschlagen (und Admiral Ackbar noch einmal anständig gewürdigt).

Star Wars: Treuepflicht
Comic
Ethan Sacks, Luke Ross, Lee Loughridge
Panini Comics 2019
ISBN: 978-3-7416-1574-0
96 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00

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