Star Wars – Darth Vader: Brennende Meere

Dass das Imperium vor nichts zurückschreckt, um seine Macht zu demonstrieren und zu festigen, wissen Kinogänger bereits, seit 1977 in „Eine neue Hoffnung“ der Planet Alderaan vom Todesstern zerstört wurde. Doch schon zuvor verbreitete das Militär mit seinen Sternenzerstörern Angst und Schrecken – unter anderem auf der Wasserwelt Mon Cala, wovon dieser Comic erzählt.

von Frank Stein

Zunächst wieder ein paar Fakten und Infos. Der Sammelband „Brennende Meere“ ist ursprünglich am 25.6.2019 bei Panini Comics auf Deutsch erschienen. Er hat 172 Seiten und enthält die US-Heftausgaben „Darth Vader #13-18“ und das „Darth Vader Annual #2“, die zwischen März und September 2018 bei Marvel herausgekommen sind. Auf Deutsch erschienen der Fünfteiler „Brennende Meere“, der One-Shot „Gefährliches Terrain“ sowie der Annual-Comic „Technologischer Terror“ in den Panini-Comic-Heften #40-#43 sowie #47. Es ist nach „Der Auserwählte“ und „Das erlöschende Licht“ der dritte Reprint-Sammelband des zweiten „Darth Vader“-Erzählstranges im Disney-Kanon und der insgesamt fünfzehnte seit Einführung des Disney-Kanons.

Im Gegensatz zu den vorgenannten Comics spielt dieser nicht unmittelbar nach der Erweckung von Vader, sondern macht einen Zeitsprung von drei Jahren. Der Imperator ist nicht mehr damit zufrieden, dass das Imperium bloß eine politische Abstraktion ist und als Verlängerung der Alten Republik wahrgenommen wird. Er will seinen Ruf als Imperator festigen und den Welten klarmachen, wie es im neuen Imperium so läuft. Dazu schickt er Darth Vader und Gouverneur Tarkin zum Planeten Mon Cala, der ozeanischen Heimatwelt der Mon Calamari und der Quarren, die, wir wissen es, später zum Rückgrat der Rebellion werden sollen. (Wer erinnert sich nicht an ihre blasenförmigen Großkampfschiffe während der Schlacht von Endor in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“?)

Auch jetzt keimt dort schon der Widerstand gegen das Imperium auf, denn der König der Mon Calamari, Lee-Char, will sich und sein Volk von den neuen Herrschern der Galaxis nicht auspressen lassen. Dieser Meinung sind auch seine militärischen Berater Ackbar und Raddus. Außerdem verfügt Lee-Char noch über einen geheimen Sonderberater, einen geflohenen Jedi, der mit einigen Getreuen in einer unterseeischen Kammer auf Mon Cala hockt und eigene Ränke gegen das Imperium schmiedet. Als der von Tarkin gesandte Diplomat bei einem Zwischenfall zu Tode kommt, eskaliert die Lage. Während Vader sich auf die Jagd nach dem Jedi macht, befiehlt Tarkin die Unterwerfung von Mon Cala. Und dann brennen die titelgebenden Meere …

Der Comic aus der Feder von Charles Soule erzählt eine starke Geschichte aus den Anfängen des Imperiums und der Rebellion. Die Skrupellosigkeit, mit der das Imperium seine Pläne verfolgt, werden ebenso deutlich wie die Entschlossenheit der angehenden Freiheitskämpfer, die auch schwere Opfer auf sich nehmen, um sich nicht unterwerfen zu müssen. Vor allem der Jedi wird als sehr ambivalente Figur gezeichnet, deren Vorgehen – für den guten Zweck natürlich – man durchaus fragwürdig nennen darf. Insgesamt wird der Überlebenskampf der Mon Calamari (und Quarren) spannend inszeniert und liest sich vor allem gut im Zusammenspiel mit den Comics „Aufstand auf Mon Cala“ und „Treuepflicht“.

Fans freuen sich über die gelungene Zusammenführung von Figuren aus den unterschiedlichsten Filmen und TV-Serien.  So feiert hier König Lee-Char, der für die Animationsserie „Star Wars – The Clone Wars“ entwickelt wurde, seinen Einstand im Comic. Außerdem treten Ackbar („Die Rückkehr der Jedi-Ritter“) und Raddus (aus „Rogue One“) Seite an Seite auf. Vaders Inquisitorentruppe verbreitet erneut Schrecken, verschwindet aber sukzessive aus der Handlung. Hier wird Vaders Zukunft als Einzelkämpfer vorbereitet. Und Gouverneur Tarkin festigt seine Position als wichtiger Vertrauter des Imperators.

Um Tarkin und Vader geht es auch in den zwei Bonusgeschichten. „Gefährliches Terrain“ kommt etwas kurios daher, erzählt es doch von einer Jagd, die Tarkin auf Vader unternimmt – warum, das bleibt erstmal unklar. Dabei kommen zahlreiche Söldner zu Tode, bevor sich die beiden Männer am Ende gegenüberstehen. In „Technologischer Terror“, geschrieben von Chuck Wendig, geht es um Sabotage während des Baus des ersten Todessterns. Der Comic ist im Umfeld des Romans „Star Wars: Der Auslöser“ angesiedelt, daher tritt auch das „Rogue One“-Ensemble mit Orson Krennic sowie Galen und Lyra Erso auf. Zwei Füllgeschichten, denen es aufgrund der Kürze zwangsläufig an Tiefe fehlt und die nur kleine Puzzlestücke zur Charakterisierung der Figur Vader beitragen.

Visuell bietet der Comic gute, gehobene Kost. Erfreulich konstant setzt Giuseppe Camuncoli mit feinem Pinselstrich die sechs Vader-Episoden in Szene. Die Panels sind detailfreudig, Raumschiffe und Figuren gut zu erkennen. Die Illustrationen unterstützen gewissermaßen die Handlung. Man bleibt weder an ihnen hängen, weil sie so mies wären, noch, weil sie so genial sind. Der Annual-Comic, gezeichnet von Leonard Kirk, kommt etwas schlichter daher, flächiger und mit weniger Strichen. Die Anmutung ist weniger realistisch, aber die Emotionen der Figuren trotzdem sehr gut getroffen. Ein etwas anderer Zeichenansatz, der mir persönlich allerdings nicht so zugesagt hat.

Eine Covergalerie gibt es diesmal nicht, dafür wurden die Cover der US-Einzelhefte als Trenner zwischen den Kapitel beigefügt. Man sieht also genau, wo ein neues Heft beginnt. Das finde ich eine sehr gute Idee!

Fazit: „Star Wars – Darth Vader: Brennende Meere“ erzählt den spannenden Auftakt der langjährigen Feindschaft zwischen den Meeresbewohnern von Mon Cala und dem Imperium. Für Fans der Imperiumszeit ist das ein echter Leckerbissen, auch wenn die beiden Bonusgeschichten inhaltlich abfallen und eher die Nachspeise zum fünfteiligen Hauptgang sind. Empfehlenswert, auch ohne die zwei Vorgängercomics „Der Auserwählte“ und „Das erlöschende Licht“ – aber die „Darth Vader“-Reihe lohnt sich auch komplett absolut.

Star Wars – Darth Vader: Brennende Meere
Comic
Charles Soule, Giuseppe Camuncoli, Chuck Wendig u. a.
Panini Comics 2019
ISBN: 978-3-7416-0859-9
172 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 20,00

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