von Ansgar Imme

Vor mehr als 30 Jahren erschien der erste Band einer neuen „Star Wars“-Trilogie namens „Erben des Imperiums“ von Timothy Zahn. Die mit Lucasfilm abgesprochene Fortführung der alten „Star Wars“-Filme hatte großen Erfolg. Und sie führte eine mysteriöse, interessante und bis heute beliebte Figur ein: Großadmiral Thrawn. Mit dem Kauf von Lucasfilm durch Disney wurden alle Bücher, Comics und andere Medien mit Ausnahme der Filme zu sogenannten „Legenden“, die so zwar erzählt werden, aber nicht passiert sind. Doch Großadmiral Thrawn war so beliebt oder bot so viel Potenzial, dass dieser auch im neuen „Universum“ seine Rolle bekam. Und so durfte Timothy Zahn erneut ran und schrieb einen Roman-Dreiteiler zu Thrawn und wie er mit dem Imperium in Kontakt geriet, wie sein Aufstieg zum Großadmiral erfolgte und welche Herausforderungen auf ihn warteten. Der Comic „Thrawn ist die Umsetzung des ersten gleichnamigen Buchs.

Das Imperium untersucht einen Zwischenfall auf dem abgelegenen Planeten Lysatra, als die Streitkräfte aus dem Hinterhalt immer wieder angegriffen werden. Es stellt sich heraus, dass ein einzelner blauhäutiger Humanoide mit roten Augen dafür verantwortlich ist. Einzig der Kadett Eli Vanto kann sich mit dem Fremden namens Mitth'raw'nuruodo verständigen und wird schnell zu dessem Vertrauten. Da er zum sagenumwobenen Volk der Chiss gehört, welchen legendäre Kampffähigkeiten und strategische Fähigkeiten nachgesagt werden, wird Mitth'raw'nuruodo zum Imperator gebracht.

Der Imperator und Thrawn, wie sich der Fremde in Kurzform nennt, treffen ein Abkommen, in dem sich Thrawn dem Imperator verpflichtet und dieser dafür die Chiss schützt. Der Kadett Eli Vanto wird Thrawn als Übersetzer und Begleiter zugeteilt. Zusammen absolvieren sie die imperiale Akademie und müssen sich Neidern und Gefahren widersetzen. Auf ihrer ersten Position an Bord eines kleinen Kreuzers geraten sie bei der Untersuchung eines havarierten Schiffes in einer Hinterhalt und stehen einem Thrawn nahezu ebenbürtigen Gegner gegenüber. Doch seine Feinde finden sich genauso innerhalb des Imperiums, derer er sich immer wieder erwehren muss. Dabei treffen Thrawn und Vanto unter anderem auf Arihnda Pryce vom Planeten Lothal (wir kennen sie aus der TV-Serie „Rebels“ als imperiale Gouverneurin), deren Familie dort durch eine Intrige um eine gut gehende Mine gebracht wurde und die nun auf Coruscant Fuß zu fassen versucht.

Im Laufe der Zeit steigt Thrawn in der imperialen Hierarchie immer weiter nach oben, während Vanto lediglich als sein Adjutant bei ihm bleibt. Als mehrere Systeme von aufrührerischen Aktivitäten betroffen sind, wird unter anderem Thrawn, mittlerweile Admiral eines Sternenzerstörers (der später berüchtigten "Schimäre"), mit der Sache betraut. Er trifft hier nicht nur Pryce wieder, sondern auch erneut einen Widersacher, der ihm einst die Stirn bot. Thrawns Fähigkeiten werden aufs Äußerste gefordert, um nicht seine Flotte zu verlieren.

Die Handlung des Bandes orientiert sich sehr deutlich am Roman von Timothy Zahn, was Vorteil und Nachteil zugleich darstellt. Denn der leider nur durchwachsene Roman wirkt damit auch im Comic durch. Schon im Roman waren einige Passagen schwer verständlich und bedurften noch mal des Nachlesens. Gerade die Einführung von Pryce wirkte sehr abrupt, da diese vorher nicht erwähnt wurde und zunächst keinen Bezug zur Handlung zu haben schien. Es war ein harter Bruch in der Geschichte, die dem Buch nicht gut tat. Und im Medium Comic, in dem noch weniger Platz vorhanden ist, man nicht so stark auf Hintergründe eingehen oder Gedankengänge erklären kann, wird dies nicht besser. Die Autoren des Comics sind insofern zu loben, dass sie Thrawn in diesem Abschnitt schneller in die Handlung einbauen als im Buch und zudem die Erzählung von Pryce auf Lothal deutlich raffen. Trotzdem ist es auch im Comic ein harter Eingriff, wenn sich plötzlich die Handlung von der Hauptfigur Thrawn auf eine zweite Protagonistin verlagert.

Auch die extreme Überzeichnung Thrawns als nahezu übermächtiger Gegner, dem nichts Angst zu machen scheint und der immer eine Lösung hat und triumphiert, nimmt dem Buch wie auch dem Comic oft die Spannung. Man fragt sich eben nur noch, wie er das Problem löst. Dabei greift er allerdings im Gegensatz zu den alten Romanen noch sehr wenig auf die Kunst und Kultur einer Spezies zurück, anhand derer er seine Gegenstrategien entwickelt. Insgesamt wirkt die Spannung und Handlungsführung etwas besser als im Buch, da die Autoren durch die Streichung von Passagen und Raffung das Tempo deutlich anziehen und sich auf die wichtigen Handlungselemente konzentrieren. Speziell als Leser des Buches fällt dies auf. Dies kommt einem bei quasi erneuter Lektüre zu Gute.

Der Zeichenstil ist dagegen uneingeschränkt zu loben. Sowohl die Farbgebung und Kontraste, im Gegensatz zu anderen Comics gut dargestellte und unterscheidbare Gesichter, Proportionen wie auch Detailgrade im Hintergrund als auch von Raumschiffen sind sehr gut gelungen. Dazu wird die Dynamik der Handlung durch Schnitte und verschachtelte Bilder gut unterstützt und die Action bei Kämpfen oder Raumschlachten gut wiedergegeben.

Fazit: Wer Thrawn mag, den wird auch die Vorgeschichte interessieren, womit man um einen Kauf nicht herum kommt. Durch die Vorgabe des Buches ist die Handlung an einigen Stellen etwas verworren und auch manchmal episodisch gehalten, als dass es eine durchgehende Handlung ist. Aber die zeichnerische Qualität entschädigt dafür wieder. Insgesamt ein spannender, teils temporeicher Comic, aber zur Bestnote fehlt noch ein wenig.

Star Wars: Thrawn
Comic
Jody Houser, Luke Ross
Panini Comics 2019
ISBN: 3741614092
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 17,00

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