Star Wars: TIE-Jäger – Schattengeschwader

Obwohl es „das Böse“ verkörpert, hat das Imperium bei „Star Wars“ schon immer großen Reiz auf die Fans ausgeübt. Darth Vader, Boba Fett, Sternenzerstörer und TIE-Abfangjäger – das ist schon alles extrem cool. Entsprechend waren sich die Macher nie zu schade, Abenteuer aus imperialer Sicht zu erzählen, vor allem in Comic-Form. Und während Vader auch in den Bildergeschichten unnahbar und gefährlich bleibt, menschelt es bei den Truppen dabei oft mehr als nur ein bisschen. Wie das vorliegende Beispiel „TIE-Jäger – Schattengeschwader“ beweist.

von Frank Stein

Der 112-seitige Sammelband enthält die US-Heftausgaben „TIE Fighter #1-5“, die zwischen April und August 2019 bei Marvel erschienen sind. Die Story wurde von Jody Houser verfasst und von einer ganzen Armee aus Illustratoren und Koloristen umgesetzt, wobei Rogê Antônio merklich federführend war, denn er ist in jedem der fünf Zeichnerteams gelistet. Es ist anzunehmen, dass die „Gäste“ jeweils für die kurze Bonus-Story verantwortlich waren, die jeder Episode angehängt ist und jeweils eine der Hauptfiguren näher beleuchtet. Übrigens wird es im Deutschen nicht so deutlich wie in den US-Ausgaben, aber „Schattengeschwader“ dient als Geschwisterband zu dem Rebellenpilotenroman „Alphabet Squadron“ von Alexander Freed (auf Deutsch als „Das Alphabet-Geschwader“ absurderweise erst im März 2021 erhältlich).

Die Geschichte ist – sehr ähnlich wie das Videospiel „Battlefront II“ – kurz vor der Schlacht von Endor angesiedelt, was am Anfang nur eine Andeutung ist, später dann deutlicher wird. Die Protagonisten sind die fünf TIE-Jäger-Piloten von Staffel fünf des Sternenzerstörers Pursuer, auch genannt „Schattengeschwader“. Die Hauptaufgabe von Lieutenant Commander Teso Broosh, Lieutenant Jeela Brebtin, Lieutenant Lyttan Dree (wir kennen ihn noch als kecken Kadetten aus dem Comic „Han Solo – Kadett des Imperiums“), Flugoffizier Zin Graw und Flugoffizier Ganem Kahi liegt darin, Rebellen zu jagen und auszuschalten. Diesmal jedoch sollen sie eine Wartungsmannschaft ins Kudo-System eskortieren, wo der Sternenzerstörer Celerity mit Hyperantriebsproblemen festsitzt. Was wie ein Kinderspiel klingt, wird bitterer Ernst, als sich herausstellt, dass die Dinge im Kudo-System nicht ganz so sind wie erwartet …

Es wird keine spektakuläre Geschichte erzählt, keine, die die Galaxis erschüttert – aber das macht nichts. Denn stattdessen wird ein durchaus kurzweiliger Einblick in das Leben gewöhnlicher Kampfpiloten geboten. Es geht um ihre Hoffnungen und ihre Ängste, ihre Motivation und ihren Zusammenhalt. So erfährt man als Leser etwa, dass Lyttan sich um seinen Bruder und dessen Familie sorgt. Dass Jeela sich nirgendwo ganz zuhause fühlt. Und dass Zin und Ganem heimlich ineinander verliebt sind. Aus gesichtslosen TIE-Piloten werden Menschen – Menschen, die immer wieder Opfer im Namen des Imperiums bringen müssen.

Damit stellt der Comic eine Art Nachfolgeband zu dem vor vielen Jahren erschienen Band „Imperium: Darklighter“ dar, der allerdings noch einen Schritt weiter ging und am Beispiel von Biggs Darklighter (und ein paar anderen) den Wandel vom imperialen Piloten zum Freiheitskämpfer schilderte. Ob „Schattengeschwader“, wo dies eben nicht passiert, sondern die meisten ihr Tun für rechtens und notwendig halten, somit das Imperium verharmlost oder ob der Comic vielmehr ein realistischeres Bild dieser gewaltigen Kriegsmaschinerie zeichnet, in der eben nicht jeder böse war, sei mal dahingestellt.

Wollte man etwas kritisieren, dann, dass der Comic eigentlich zu kurz ist. Man bekommt hier viele neue Figuren vorgestellt, ohne viel Zeit zu erhalten, sie besser kennenzulernen. So bleiben sowohl die Figur der Zin als auch die der Jeela eher rätselhaft. Bei den Männern merkt man das vor allem deshalb nicht so, weil sie einfacher gestrickt wirken. Ich will dem Comic allerdings nicht vorwerfen, ein Einführungsband zu sein – zumindest dann nicht, wenn es Fortsetzungen geben sollte. (Was ich hoffen will.)  

Visuell bietet der Comic solides Mittelmaß. Einige Panels – vor allem die, die Raumschlachten zeigen – sind sehr gelungen gezeichnet, dann wiederum werden einem eher oberflächlich gepinselte Figuren vorgesetzt. Der Seitenaufbau ist modern und dynamisch, und es wird reichlich mit Licht und Schatten gearbeitet. Wirklich sensationell sind die Heft-Cover von Tommy Lee Edwards, die dankenswerterweise jeder Episode des Comics vorgesetzt wurden.

Fazit: Das dramatische Coverbild von „TIE-Jäger – Schattengeschwader“ hat mich vom ersten Moment in seinen Bann geschlagen, und der Comic, der sich dahinter verbirgt, vermag weitestgehend auch zu liefern. Die erzählte Geschichte ist nicht sehr groß, aber es geht auch nicht um Generäle und Jedi-Ritter, sondern um einfache imperiale Kampfpiloten, die uns hier als Menschen gelungen nähergebracht werden. Man mag grundsätzlich fragwürdig finden, ob das tyrannische Imperium als „die gute Seite“ dargestellt werden sollte, aber andererseits führt einem der Comic mal wieder vor Augen, dass auch ein System wie das Imperium nicht nur aus Tyrannen, Sadisten und Militaristen besteht, sondern aus vielen Individuen, die sehr unterschiedliche Träume und Ängste haben, weit weit weg von den diabolischen Plänen eines Imperators. Kaufempfehlung!

Star Wars: TIE-Jäger – Schattengeschwader
Comic
Jody Houser, Rogê Antônio u.a.
Panini Comics 2020
ISBN: 978-3-7416-17348
112 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 15,00

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