Star Wars – Die Lichtschwert-Kollektion

„Star Wars“ ist voller ikonischer Elemente, vom Rolltext zu Beginn über John Williams' Eröffnungsfanfaren bis hin zu den Atemgeräuschen von Darth Vader und der Dreiecksform der Sternenzerstörer. Das wichtigste aber für Fans weltweit sind wohl die Lichtschwerter der Jedi und der Sith. Das vorliegende Buch feiert diese elegante Waffe aus zivilisierteren Tagen in all ihren Formen.

von Frank Stein

Der 156 Seiten starke Hardcoverband erscheint im ungewöhnlichen Widescreen-Format (31,5 x 15,9 cm), was viele Büchersammler gleichzeitig faszinieren und nerven wird. Nerven wird es, weil es so gar nicht in eine Reihe mit anderen Büchern ins Regal passt. Faszinieren dagegen, weil es wirklich sehr schick aufgemacht ist. Der Einband ist irgendwie seidenmatt überzogen, die Lichtschwerter darauf geprägt und mit Glanzfolie veredelt. Das sieht toll aus und fühlt sich auch interessant an. Innen geht es mit festen, schwarzen, matt glänzenden Seiten weiter, auf denen sich die Texte und Bilder (vor allem Lichtschwerter und Porträts ihrer Träger) klar abheben. Der einzige Nachteil hier: Man sieht Fingerabdrücke ganz furchtbar. Also am Besten das Buch nur mit Archivhandschuhen anfassen (die jeder echte Fan, der was auf die Unversehrtheit seiner Sammlung gibt, ganz sicher zuhause herumliegen hat ;-) ). Nein, ohne Witz, man sollte vorsichtig in dem Buch blättern, sonst ärgert man sich über unschöne Flecken auf dem Papier.

Inhaltlich bietet das Buch genau das, was auf dem Cover steht: eine Lichtschwert-Kollektion. Es beginnt auf den ersten Seiten mit ein paar allgemeinen Anmerkungen zur Produktionshistorie, also wie es zu den ersten Lichtschwertern kam, dann folgt ein wenig zur Konstruktion und Bedeutung sowie zum Führen von Lichtschwertern. Dabei wählt Autor Daniel Wallace – ein Veteran unter den „Star Wars“-Sekundärwerk-Schreibern – einen Erzählstil, der sowohl  Informationen zu den Produktionsumständen vermittelt als auch Einblicke in das „Star Wars“-Universum selbst bietet. So erfährt man beispielsweise, dass ein Lichtschwert eine Plasmaklinge hat – was dem früheren Begriff „Laserschwert“ widerspricht – und dass es seinen Ursprung in einem Graflex-Griff (einer Batteriehaltung für Blitzlichtaufnahmen) einer Pressekamera der 1940er hatte, der von Bühnenbildner Roger Christian in einem Kameraladen in Londons West End entdeckt wurde, als dieser auf der Suche nach kuriosen Requisiten für den ersten Film war.

Richtig los geht es auf Seite 20, wenn zuerst die Lichtschwerter der (alten) Jedi, danach die der Akolythen der Dunklen Seite und schließlich die der neuen Generation Jedi vorgestellt werden – wobei Luke Skywalker kurioserweise nicht zur neuen Tradition gezählt wird, sondern zu den Jedi der Galaktischen Republik, was nicht stimmt. Selbst wenn man ihn als Bindeglied zwischen alt und neu sehen würde, gehört er viel eher zur neuen Generation als etwa Kanan Jarrus aus der TV-Serie „Rebels“, der seinerzeit noch ein Padawan in der Alten Republik war, aber dennoch erst am Ende des Buchs präsentiert wird. Andererseits ist diese Zuordnung einerlei, denn jeder Eintrag steht ohnehin für sich und ist auch identisch aufgebaut.

Jedem Lichtschwert und seinem Träger wird eine Doppelseite gewidmet. Auf der linken Seite findet sich ein Porträt der Person (gezeichnet von Ryan Valle), auf der rechten ein großformatiges Abbild des Lichtschwerts (von Lukasz Liszko). Bei Doppelklingen ist diese Seite schon mal ausklappbar und wird entsprechend länger. Der Beschreibungstext ist in der Regel kurz und verliert nur ein paar Worte zu Person, ihrer Rolle in der Saga und der Geschichte, in der sie primär vorkommt (das können Filme, TV-Serien und sogar Videospiele sein – alle natürlich nur Disney-Kanon). Dann geht Wallace meist zur Beschreibung des Schwerts über und zu den Entscheidungen, die seine Form und Farbe erklären. So erfährt der Leser beispielsweise, dass die Lichtschwertgriffe der Inquisitoren alle rund sind, weil die „Rebels“-Macher eine neue, einheitliche Form für sie haben wollten und um – in-universe – den im Kampf nur ungenügend geschulten Jüngern der Dunklen Seite durch technisch rotierende Klingen einen Kampfvorteil zu bieten. Oder man liest, dass Ahsoka Tanos ungewöhnliche, weiße Klingen deswegen ohne Farbe sind, weil sie weder Jedi noch Anhängerin der Dunklen Seite ist. Man soll sie, die ihren eigenen Weg geht, nicht einschätzen können, deswegen wählte sie das neutrale Weiß.

Die Auswahl an präsentierten Personen ist erfreulich umfangreich und umfasst neben Hauptfiguren wie Luke, Vader, Yoda oder Kylo Ren auch wichtige Nebencharaktere wie Aayla Secura, Plo Koon und den Großinquisitor. Abgerundet wird das Ganze durch unbekanntere Namen wie Cin Drallig, Lord Corvax oder Das Ren. Insgesamt 58 Einträge umfasst das Buch, da wird kaum eine namhafte Figur ausgelassen (Komparsen, die mal aus einem Comic-Panel dem Leser entgegengewunken haben, mal außen vor belassen).

Zwei kleine Kritikpunkte gibt es. Zum einen sind die Personeneinträge natürlich sehr knapp und oberflächlich. Mehr als ein paar überblicksartige Informationen erhält der Fan nicht. (Für alles Weitere muss er dann in der Jedipedia im Internet nachschlagen.) Zum zweiten wäre es anfangs noch schön gewesen, eine Explosionszeichnung eines Lichtschwerts zu bekommen, um das grundsätzliche Innenleben einer solchen Waffe zu zeigen. Es gibt solche Bilder in anderen offiziellen Werken, insofern existiert hier eine kleine Lücke, die gerade in einem Buch über Lichtschwerter bedauerlich ist. Aber das sind wirklich kleine Mängel.

Fazit: „Star Wars – Die Lichtschwert-Kollektion“ ist ein typisches Coffee Table Book, allerdings im Kleinformat (also für den „Kinder Coffee Table“ ;-) ). In edler Aufmachung werden knapp 60 Lichtschwerter und ihre Träger präsentiert, jeweils mit einer großen Abbildung der Waffe, einem kleinen Porträt ihres Besitzers und einem überblicksartigen Info-Text, der Produktionsgeschichtliches mit In-Universe-Wissen verbindet. Die Schauwerte und der Informationsgehalt sind geringer als etwa in den illustrierten Enzyklopädien. Dennoch: Für 30 Euro ein hübsches Geschenkbuch für den Fan.

Anmerkung: Bei einem kleinen Teil der ersten Druckauflage sollen sich englische Seiten in das deutsche Buch geschmuggelt haben. Laut Panini kann jeder, der so einen Fehldruck erworben hat, kostenlosen Ersatz bekommen. Er muss sich nur mit einem entsprechenden Nachweis melden.

Star Wars – Die Lichtschwert-Kollektion
Sachbuch
Daniel Wallace, Lukasz Liszko, Ryan Valle
Panini Books 2020
ISBN: 978-3-8332-3957-1
156 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 30,00

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