Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Droiden – Erweiterte Neuausgabe

2012 brachte der Verlag Dorling Kindersley ein „Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Droiden“ heraus, das „über 200 Figuren des ‚Star Wars‘-Universums“ kurz und knackig präsentierte. 2016 und 2019 erschienen aktualisierte Neuausgaben. Jetzt kommt – erneut 3 Jahre später – die vierte „erweiterte“ Edition. Was ist neu, was ist anders?

von Frank Stein

„Mutige Jedi-Ritter und grausame Sith-Lords, hilfreiche Droiden und viele Wesen aus der ganzen Galaxis – dieses Buch versammelt die fantastischen Figuren der ‚Star Wars‘-Saga und lässt kaum Fragen offen.“ – So lautete der Werbetext des aktuellen Hardcover-Bandes, der sich mit dem Personal von George Lucas’ beziehungsweise Disneys Sternenreich beschäftigt. Ein Zusatz weist darauf hin, dass über 275 Charaktere vorgestellt werden und man mehr als 1200 Abbildungen erwarten darf. Und mal abgesehen davon, dass der Werbetext fast wortgetreu aus dem Vorgängerbuch übernommen wurde, fällt dabei direkt eine dramatische Veränderung auf: Waren es bis zur dritten Edition der Sammlung stets um die 200 Charaktere und 700 Abbildungen, wurde das Lexikon diesmal – da stimmt der Zusatz auf dem Cover tatsächlich – merklich erweitert.

Das ist wirklich schön so, denn bis jetzt gab es stets traurige Verluste unter den Einträgen zu verzeichnen, wobei vor allem bei den Nebenfiguren beziehungsweise bei Kreaturen und Droidentypen (etwa Nexu, Wampa und Droideka) gespart wurde, um Platz für die Neuzugänge zu bieten. Mittlerweile ist der Bewegtbildteil von „Star Wars“ jedoch so umfangreich geworden – den TV-Serien sei Dank –, dass DK offenbar eingesehen hat, mit dieser Politik an seine Grenzen gestoßen zu sein. Also wurde diesmal einfach hinzugefügt und dafür der Preis sehr moderat um 2 Euro erhöht. Das verdient ein dickes Lob!

Neu sind diesmal vor allem Figuren aus „Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers“ und „The Mandalorian“. Die Verschiebung der Prioritäten sieht man dabei schon auf dem Cover. Waren früher stets etliche Figuren der klassischen Trilogie abgebildet, sind in diesem Fall nur noch Darth Vader und Chewbacca (aber aus „Solo“) übrig geblieben. Ansonsten beherrschen „moderne“ Helden und Schurken wie Rey, Finn, BB-8, Ahsoka Tano, Grogu und der neue Boba Fett das Bild, das uns von „Star Wars“ präsentiert wird. Immerhin sieht es auf der Rückseite mit Lando, Leia, R2-D2 und einem gealterten Luke etwas besser aus. Aber es lässt sich nicht verhehlen: „Star Wars“ ist im Wandel und die neuen Identifikationsfiguren heißen Rey, Ahsoka oder Mando.



Schaut man ins Innere, so zählt man exakt 282 Einträge. Ein Vergleich mit dem Vorgängerband zeigt hierbei, dass 69 Figuren neu hinzugekommen sind, 7 mussten gehen – wobei vor allem Dengar schmerzt. Dennoch haben wir ein gutes Plus von 62 Einträgen bei nur geringfügigen Verlusten. Wie schon erwähnt, geben sich diesmal die Helden und Schurken aus „Der Aufstieg Skywalkers“ sowie „The Mandalorian“ die Ehre. Während der Film unter anderem diverse Sith-Soldaten, Nebenfiguren des Widerstands, die Ritter von Ren und Babu Frick ins Spiel bringt, punktet die TV-Serie mit vielen „namhaften“ Neuzugängen wie beispielsweise Mando, Grogu, Kuiil, Fennec Shand, Cobb Vanth, Cara Dune und Moff Gideon. Wie immer gibt es dabei eine Menge Detailinformationen für den Fan zu entdecken, so bekommen die Ritter von Ren einen Hauch von Tiefe, man erfährt, dass der Schurke Migs Mayfield eine Neurolink-Waffe mit seinen Gedanken steuern kann und dass die Dunkeltruppler als menschliche Soldaten geplant waren, sich aber als effektiver in Droidenform erwiesen haben.  

In Sachen Layout hat sich nichts getan. Unverändert erhält jede Figur genau eine Seite in dem Buch. Dort wird sie in einem großen Ganzkörperporträt abgebildet, ein bis drei zusätzliche kleinere Bilder bieten etwas visuellen Kontext zu der Figur. Dazu kommt ein Datenbankeintrag, der Zugehörigkeit, Heimatwelt, Spezies, Größe, Filmauftritt und verknüpfte Einträge listet. Leider steht bei vielen neuen Figuren unter Heimatwelt „unbekannt“. Hier hätte Disney meines Erachtens ruhig neue Fakten schaffen können. Kurze Textkästen bieten derweil nette, wenn auch kaum erschöpfende Informationen. Im Ganzen handelt es sich eher um knappe, aber durchaus prägnante Einführungen in das Leben und Wirken der aufgeführten Helden, Schurken und Droiden. Der Zweck dieses Nachschlagewerks ist dadurch voll erfüllt.

Einige ältere Einträge wurden erneut aktualisiert. So werden Bib Fortuna und Lando Calrissian jetzt als ältere Männer abgebildet, Boba Fetts Rolle in „The Mandalorian“ wurde berücksichtigt und C-3POs Eingriff auf Kijimi findet sich ebenfalls. Damit passt sich das Buch an die Gegebenheiten der neueren Werke an. Mehr als nur ein paar Einträge sind jedoch praktisch unverändert erhalten geblieben. Gerade im Prequel- und Klassik-Bereich schlägt einem sehr viel Bekanntes entgegen. Hier wurden höchstens Detailformulierungen angepasst.



Leider folgt auch dieser Band in der Präsentation seiner Figuren der englischsprachigen Ausgabe, obwohl die alphabetische Ordnung, die dort vorherrschte, im Deutschen nicht immer funktioniert. So hat sich die Schmiedin (the Armorer) hinter Anakin Skywalker eingeordnet, und auch General Pryde ist unter A zu finden, warum auch immer. Auf Clieg Lars folgen der Klient (the Client) und die Klonsoldaten (Clone Trooper), und die ganzen Truppen der Ersten Ordnung (First Order), vom Exekutionstruppler bis zum Tie-Jäger-Pilot, tummeln sich zwischen Finn und Flügger Mythrol. Vermutlich ließ das Layout, in das nur der deutsche Texte eingesetzt wurde, keine Änderung der Reihenfolge zu. Schöner wäre es dennoch gewesen, im Deutschen die alphabetische Ordnung durch Umsortierung wieder herzustellen. Wenigstens listet das Inhaltsverzeichnis vorn die Figuren in alphabetischer Reihenfolge, dazu kommt ein ausführliches Register hinten. So wird das Auffinden leicht gemacht.

Das grundsätzliche Problem dieser Werke bleibt bestehen: So schön diese Version des Lexikons ist – und sie ist schön! –, ihre Lebenszeit ist begrenzt. Schon jetzt ist das Buch veraltet, denn es fehlt „The Book of Boba Fett“, wenngleich man zugeben muss, dass sich dort vor allem das Personal aus „The Mandalorian“ tummelt. Insofern sind die Lücken noch klein – sieht man mal von dem schwarzen Wookiee-Kopfgeldjäger Black Krrsantan und Danny Trejos Rancorzüchter ab. Aber das Jahr 2022 ist ja noch jung. Sicher ist: Wenn der gegenwärtige Rhythmus beibehalten wird, steht uns 2025 die fünfte Ausgabe ins Haus, und auch die wird sicher viele neue Gesichter bieten können. Hoffentlich dann nicht wieder zu Lasten älterer Charaktere …

Fazit: Unverändert ist das „Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Droiden“ ein farbenfrohes Nachschlagewerk für große und kleine Fans, das Spaß beim Stöbern bereitet und mit 16,95 EUR bei deutlich erweitertem Inhalt wirklich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Gerade für „Star Wars“-Neulinge bietet das Buch eine Menge schicker Bilder und gut verdaulicher Informationsschnipsel, sodass es sich als Einführungswerk in die Charaktervielfalt von „Star Wars“ vortrefflich eignet. Erfreulicherweise gab es diesmal kaum Verluste bei den Einträgen. Bloß dass die Figuren der Animationsserien „Clone Wars“, „Rebels“, „Resistance“ und „Bad Batch“ nicht enthalten sind, obwohl sie zum Kanon gehören, gibt einen kleinen Abzug in der B-Note. Hier würde sich langsam ein eigenes Sammelwerk für animierte Figuren anbieten.

P.S.: Hier noch eine Liste aller seit der letzten Ausgabe geänderten Einträge.

Gestrichen wurden: A-Flügler-Pilot, Dengar, Greeata, Rebellensoldat (Hoth), Lieutenant Mitaka, Lyn Me, Major Brance

Neu sind: Aftab Ackbar, Ahsoka Tano, Alazmec-Kolonist, Albrekh, Generals Pryde, Ap’lek, die Schmiedin, Artillerietruppler, Axe Woves, Babu Frick, Beaumont Kin, Ben Solo, Bo-Katan Kryze, Boolio, Burg, Captain Lang, Captain Sabront, Cara Dune, Cardo, Carson Teva, der Klient, Cobb Vanth, Commander D’Acy, D-O, Dunkeltruppler, Doktor Pershing, Fennec Shand, Jettruppler, Flügger Mythrol, Froschlady, Gor Koresh, Greef Karga, Grogu, IG-11, Flammentruppler, Jannah, Klaud, Koska Reeves, Kuiil, Kuruk, Lieutenant Tyce, Lieutenant Vanik, der Mandalorianer, Migs Mayfield, Moff Gideon, Morgan Elsbeth, Nambi Ghima, Ochi von Bestoon, Omera, Paz Vizsla, Peli Motto, Q9-0, Qin, R4-P17, Ranzar Malk, Riot Mar, Sith-Kultist, Sith-Jettruppler, Sith-Truppler, Souveränprotektor, Toro Calican, Trudgen, Ushar, Valin Hess, Vicrul, Wedge Antilles (endlich!), Winta, Xi’an, Zorii Bliss

Umbenannt wurden: Rystáll => Rystáll Sant, Salacious Crumb => Salacious B. Crumb,

Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Droiden – Erweiterte Neuausgabe
Sachbuch
Simon Beecroft, Elisabeth Dowsett, u. a.
Dorling Kindersley 2022
ISBN: 978-3-8310-4428-3
288 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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