Star Wars – 100 Objekte – Erleuchtende Gegenstände aus einer weit, weit entfernten Galaxis

Gegenstände erzählen Geschichten. Das weiß jeder, der mal auf einem Speicher herumgestöbert oder ein Museum besucht hat. Dieses Phänomen kann sich auch auf fiktive (Film)Welten erstrecken, vor allem jene, die mit unfassbarer Liebe zum Detail entwickelt wurden. „Star Wars“ ist mit seinem „Used Universe“-Ansatz, in dem alles so aussehen sollte, als wäre es schon lange in Gebrauch, ein Paradebeispiel dafür. Autorin Kristin Baver hat 100 Objekte ausgewählt, deren Geschichte sie uns in diesem Buch präsentiert.

von Bernd Perplies

Das „Star Wars“-Universum, das seit mittlerweile 46 Jahren kontinuierlich wächst, ist wahrlich nicht arm an Begleitbüchern, die es beschreiben. Es gibt Bücher über die Helden und Schurken, Bücher über die Raumschiffe und Fahrzeuge, Bücher über Alienspezies, über exotische Planeten und die größten Schlachten der Geschichte. Doch dieses Werk verfolgt einen faszinierend neuen Ansatz. Kristin Baver liefert gewissermaßen einen fiktiven Ausstellungskatalog. Die, wie sie im Vorwort preisgibt, begeisterte Museumsbesucherin stellt sich vor, dass 100 ikonische Objekte der Saga in einer Sammlung präsentiert werden – und zu jedem dieser Objekte liefert sie sozusagen die Informationstafel. Dabei steht künstlerische Interpretation neben historischer Einordnung, Gedanken zur gesellschaftlichen Bedeutung neben mitunter moralischer Beurteilung. Was man nicht bekommt, sind technische Daten, etwa zu Lichtschwertern oder Schwebern, die gezeigt werden. Zahlen fehlen, bis auf die Jahreszahl, fast völlig.

Das Buch – im handlichen und durchaus schick wirkenden Hardcover – ist, dem Titel entsprechend, in 100 Kapitel unterteilt, die sich in vier Zeitabschnitte gliedern, die „Ära der Republik“, die „Ära des Imperiums“, die „Ära der Neuen Republik“ und die „Ära der Ersten Ordnung“. Innerhalb dieser Blöcke gibt es keine erkennbare Ordnung. So beginnt das Buch mit einem Basrelief der Großen Sith-Kriege, das einst im Büro das Kanzlers Palpatine im Galaktischen Senat auf Coruscant hing und datiert ist auf 4000 VSY (vor der Schlacht von Yavin IV, eigentlich eine Zeiteinordnung auf der filmischen Metaebene, aber sie hat sich halt bei „Star Wars“ eingebürgert). Dann folgt ein Anhänger aus Japor, den klein Anakin seiner Angebeteten Padmé kurz vor seiner Aufnahme in den Jedi-Orden schenkte. Danach geht es mit der angesengten Robe von Amidalas Leibwächterin Cordé weiter, die bei einem Bombenanschlag auf Coruscant ums Leben kam sowie mit einer Bronzium-Büste von Count Dooku, die zur Mahnung in der Bibliothek des Jedi-Tempels steht.

Man sieht schon hier: Die Auswahl ist bunt und faszinierend. Natürlich finden sich ikonische Objekte in dem Buch, wie das Skywalker-Lichtschwert, Han Solos Glückswürfel oder Darth Vaders Maske, aber auch viele, viele unbekanntere Artefakte, etwa Shims Aerolupe, ein Droiden-Haltebolzen, ein Rebellenmanifest (aus der TV-Serie „Andor“; man merkt, das Buch ist brandneu), ein Beskarbarren oder Snokes Pantoffeln (oh ja, auch diese Geschmacksverirrung hat sich in das Werk … verirrt). Die meisten Gegenstände sind persönlicher Art, als Kleidung, Waffen oder Werkzeuge. Ganz vereinzelt und nicht ganz passend haben sich auch ein paar Fahrzeuge in die Sammlung verirrt, namentlich ein Eintrag über Podrenner und einer über Landgleiter. Die fallen beide ein wenig aus dem Rahmen, wie auch der einzige Droide im Buch, ein imperialer Suchdroide oder Sobot. Nun könnte man sich diese Dinge durchaus als zentrale Exponate einer musealen Sammlung vorstellen, aber passender wären andere Objekte gewesen, etwa ein Evaporator oder Chewbaccas Bogenspanner (etwas kurios wird stattdessen Chewbaccas Umhängetasche vorgestellt).

Jeder Eintrag besteht in der Regel aus zwei Seiten – einzelne Mehrseiter zu komplexeren Objekten (wie den Podrennern oder den Plänen des Todessterns) bilden die Ausnahme. Auf der rechten Seite findet sich ein Foto der Filmrequisite, präsentiert wie eben in einem Ausstellungskatalog. Auf der linken steht der Begleittext dazu. Die Fotos sind von sehr guter Qualität, groß und scharf, und zeigen nur, mit welcher Sorgfalt die Macher von „Star Wars“ wirklich alles archivieren und dokumentieren, was Teil der Saga ist. In manchen Fällen merkt man in der Nahaufnahme natürlich, wie wenig funktionstüchtig diese Gegenstände in Wahrheit sind, aber hier wird von den Lesenden einfach ein willentliches Eintauchen in die Fiktion, die suspension of disbelief, gefordert. Die Texte sind kurzweilig zu lesen, erschöpfen sich allerdings sehr in allgemeinen Aussagen und der Wiedergabe der Rolle des Objekts in den Filmen. Dabei sind durchaus Details eingewoben, die selbst Kennern noch neu sein dürften, aber von Tonfall und Anspruch richtet sich Baver nicht an Spezialisten, sondern an den „touristischen Museumsbesucher mit Laienkenntnissen“, wenn man es so nennen möchte.

Mit Reys Lichtschwert und einem alphabetischen Register am Ende schließt das Buch letztlich ab.

Fazit: „Star Wars – 100 Objekte“ ist ein schöner Coffee-Table-Band für den gepflegten „Star Wars“-Salon, ein Buch, das schick aussieht und zum Blättern und Schmökern geradezu einlädt. Es in einem Rutsch zu lesen, wird wahrscheinlich irgendwann ermüdend, aber die Kapitel sind kurz genug, um in einer Pause immer mal wieder zuzugreifen und sich eins der 100 präsentierten Objekte von der Autorin vorstellen zu lassen. Das Layout ist sehr sauber, die Bebilderung erstklassig und die Text sind, wenngleich sie nicht sehr in die Tiefe gehen, unterhaltsam in Tonfall und Informationsgehalt – wie eine Infotafel in einem Museum halt. Vielleicht nicht unbedingt ein Buch, das man haben muss, aber zum Preis von knapp 25 Euro das perfekte Geschenk für jeden „Star Wars“-Fan (ab einem gewissen Alter; ich denke, dass Erwachsene das Konzept des Buchs mehr zu schätzen wissen als Kinder; für die sind die „Illustrierten Enzyklopädien“ passender).

Star Wars – 100 Objekte – Erleuchtende Gegenstände aus einer weit, weit entfernten Galaxis
Sachbuch
Kristin Baver
Dorling Kindersley 2023
ISBN: 978-3-8310-4641-6
256 S., Hardcover, deutsch
Preis: 24,95 EUR

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