Star Wars – Die illustrierte Enzyklopädie – Alle Filme und Serien

20 Jahre ist es her, seit 1998 mit „Was ist was im Star Wars-Universum“ bei Heyne die erste „illustrierte Enzyklopädie“ zu „Star Wars“ erschienen ist. Es folgten drei Einzelbände zu den Prequels, dann erschien 2007 ein Kompendium, das 2013 nochmal – sehr behutsam erweitert – nachgedruckt wurde. Schließlich kamen Begleitbände zu „Das Erwachen der Macht“ und „Rogue One“ heraus. Und im Herbst 2017 folgte dieser nächste (und nach wie vor aktuellste) Sammelband. Werfen wir mal einen genauen Blick darauf.

von Frank Stein

Vom äußeren Eindruck her weiß das Werk auf jeden Fall zu beeindrucken. 200 schwere Fotopapierseiten ist das großformatige Hardcoverbuch stark – großformatig meint hier die typische DK-Größe von 25 x 30 cm. Über 2500 verspricht der Band, der thematisch geordnet verschiedenste Interessensfelder der „Star Wars“-Saga, von Lichtschwertern über Droiden bis hin zu königlichen Gewändern, in umfangreichen kommentierten Bildergalerien beleuchten will.

Tatsächlich fällt schon im Inhaltsverzeichnis der völlig neue Ansatz auf. Folgten die letzten Enzyklopädie noch den einzelnen Filmen und stellte im jeweiligen Kontext Helden, Schurken, Technik und exotische Kreaturen vor, finden sich hier die fünf großen Blöcke Geografie, Natur, Geschichte, Kultur sowie Wissenschaft und Technik. Einzelne Personen oder namhafte Raumschiffe stehen nicht mehr im Fokus, sondern werden diesem globaleren Ansatz untergeordnet. Klarheit, warum diesmal alles anders gemacht wurde, verschafft ein Blick ins englische Original: Während die „Illustrierten Enzyklopädien“ zu den Einzelfilmen dort als „Visual Dictionary“ bezeichnet werden (und im Spezialformat, das für „Rogue One“ gewählt wurde, auch mal als „Ultimate Visual Guide“) und sich damit vom vorliegenden, auch im Englischen als „Visual Enzyclopedia“ bezeichneten Werk unterscheiden, heißen diese Bücher im Deutschen alle gleich, obwohl es völlig unterschiedliche Konzepte sind. Das heißt also auch, dass dieses Werk keine Neuausgabe des Kompendiums von 2013 ist, sondern vielmehr ein gesondertes Hintergrundwerk. Aber blättern wir weiter.

Nach einem Vorwort von Effektekünstler Dennis Muren geht es gleich mit einer Karte der Galaxis los. Die Informationen hier wie auf den Folgeseiten speisen sich aus dem akuellen Disney-Kanon mit Fokus auf die Filme und TV-Serien bis „Episode VII: Das Erwachen der Macht“ (was im Umkehrschluss bedeutet, dass bereits heute drei weitere „Star Wars“-Filme fehlen). So ist etwa Hosnian Prime in den Kernwelten gelistet, Chandrila aber beispielsweise nicht mehr. Überhaupt wirkt die Karte ein wenig selektiv, wenn so unbekannte Welten wie Lola Sayu (aus einem „The Clone Wars“-TV-Dreiteiler) gelistet sind, eine Hauptwelt wie Corellia aber nicht. Es folgen sechs Seiten mit vielen Planetenabbildungen, die von kleinen Textstellen begleitet werden. Auf sechs weiteren Seiten geht es um Landschaften, Städtebau und Architektur.


 Echt viele Helme ...

Hier zeigt sich deutlich das Konzept der Enzyklopädie, das sich auch in den Folgekapiteln fortsetzt: Eine extreme Menge an – überwiegend sehr hübschen und in dieser Form auch durchaus seltenen – Abbildungen wird nach immer kleinteiligeren Oberbegriffen sortiert. So findet man die Wüstenstadt Mos Eisley auf Lukes Heimatplanet Tatooine etwa unter „Geografie, Terrestrisch, Stadtgeografie, An Land“. Leider beschränkt sich der Eintrag an sich dann auch auf ein einzelnes kleines Bild ohne jeden Erklärtext. Man erfährt also nichts über Mos Eisley, außer dass es auf einer Welt namens Tatooine liegt, offensichtlich in einem Wüstengebiet, eher kleinstädtisch anmutet und architektonisch von ockerfarbenen Gebäude beherrscht wird – denn so viel zeigt das Bildmotiv.

Ähnliche Beispiele lassen sich aus allen Rubriken bringen. Wampas („Natur, Tierreich, Säugetiere, Fleischfresser“) stammen von Hoth, wo sie über Eisebenen ziehen und Tauntauns jagen. Twi‘leks („Natur, Höhere Spezies, Bewohner von Trockengebieten, Wüste und Ödland“) haben offenbar manchmal den Namen Oola. Diese Oola („Kultur, Freizeit, Musiker und Entertainer, Tänzerinnen“) wurde vom Gangster Jabba der Hutt entführt und muss nun für ihn die Hüften schwingen. Mehr als ein Satz an Hintergrundinformationen wird einem Eintrag (und sei es Luke Skywalker) selten gegönnt, mitunter kann man sich jedoch über das Buch hinweg ein paar weitere Informationen zusammentragen. Ein umfangreiches Register am Buchende hilft dabei freundlicherweise.

Etwas wortreicher ist allein das Kapitel „Geschichte“, das anhand einer Zeitleiste und Unterthemen wie „Galaktische Politik“, „Der Senat“ oder „Senat im Krieg“ einen kurzen, aber informativen Überblick der Entwicklungen in der Galaxis sowie der Strukturen, die sie (neben der Macht) zusammenhalten, bietet. Aber schon wenn man dann wieder etwas genauer hinschaut und wissen möchte, was es mit namhaften Senatoren wie Bail Organa oder Mon Mothma auf sich hat, stößt man erneut an die Grenzen des Buchkonzepts und muss sich mit wenigen, über mehrere Seiten verstreuten Informationshappen zufriedengeben (und erfährt doch nur, dass Bail Organa ein Senator war, der sich gegen das Imperium aufgelehnt hat; selbst dass er der Senator von Alderaan und Leias Ziehvater ist, steht nirgends).


 Eine schöne Sammlung an Bildern, oft leider recht klein.

Die Enzyklopädie ist deswegen nicht schlecht! Tatsächlich überwältigt einen beim Durchblättern die Fülle an Material. Es ist schlichtweg fantastisch, wie viele Welten, Spezies, Helden und Schurken, Fahrzeuge, Droiden oder schlichtweg Alltagsgegenstände mittlerweile die Saga ausmachen. Allein acht verschiedene Gehstöcke sind unter „Kultur, Kleidung, Accessoires, Stöcke“ abgebildet. Rucksäcken und Taschen ist eine ganze Doppelseite gewidmet, Handblastern und Gewehren gar drei Doppelseiten. Von Superwaffen bis zu Alltagsmode, von der Macht bis zu den Helmen der Militärs in der Galaxis – es gibt keinen Winkel dieses sehr großen und bunten Universums, der nicht eine Betrachtung unterzogen wird.

Doch bei der Betrachtung bleibt es. Viele, viele, viele Bilder prägen diese „illustrierte Enzyklopädie (das Adjektiv sollte groß geschrieben werden). Natürlich wird das Ganze durch Textstellen aufgelockert. Doch diese bleiben absolut an der Oberfläche. Man merkt, dass die Macher schlichtweg vor der Masse an existierendem Wissen kapitulieren mussten. Fans wissen, dass dieses mittlerweile ganze Wikis im Internet füllen. Ein weiterer Wermutstropfen ist der Umstand, dass aus der Masse merkliche Größeneinschränkungen erwachsen. Kaum ein Bild misst mehr als ein paar Zentimeter im Quadrat. Bei den meisten Motiven – Möbeln, Helmen, Musikinstrumenten – stört das wenig. Landschaften dagegen werden nur sehr ausschnittsweise wiedergegeben und lassen Details vermissen.

Fazit: Das Universum von „Star Wars“ ist riesig und unglaublich bunt. Diesen Eindruck vermittelt die „Star Wars – Die illustrierte Enzyklopädie“ mehr als erfolgreich. Als atemberaubend umfangreiches Bilderbuch lädt es den Fan zum Entdecken und Staunen ein, allerdings bleiben alle Informationen absolut an der Oberfläche. Wer mehr zu einzelnen Themen – Helden, Schurken, Welten oder Raumschiffen – wissen will, muss zu ergänzenden Hintergrundbänden greifen. Dies hier ist nur ein Einstieg in die Welt von „Star Wars“ – aber ein gelungener!

Star Wars – Die illustrierte Enzyklopädie – Alle Filme und Serien
Sachbuch
Tricia Barr, Adam Bray, Cole Horton
Dorling Kindersley 2017
ISBN: 978-3-8310-3317-1
200 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,95

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