SPIEL 2019: Brettspielvorschau Teil 1

Wo soll man da nur anfangen? Essen bietet jedes Jahr mehr, als ein durchschnittlicher Brettspieler im Laufe eines Jahrzehnts auf den Tisch bekommt. Ringbote Kai hat einen ersten Blick auf die Vielfalt geworfen und gibt Anspieltipps für den Trip zur SPIEL.

von Kai Melhorn

Jedes Jahr werden es mehr Spiele, die zur wohl größten Spielemesse der Welt in Essen von den Verlagen präsentiert werden. Die Webseite www.boardgamegeek.com bietet dabei jedes Jahr eine exklusive Vorschau auf Neuheiten, Erweiterungen und Demos, womit sich der geneigte Enthusiast auf das große Event jedes Jahres vorbereiten kann. Wenig verwunderlich ist die Vielfalt so gewaltig, dass man sich kaum durch die Massen an Spielen wühlen kann. 1187 Einträge bietet die Liste ca. eine Woche vor der Eröffnung und kaum einem wird es da möglich sein, alles im Blick zu behalten.

Daher habe ich mir für euch die Mühe gemacht und einige Neuheiten herausgesucht, die in euer Beuteschema passen könnten. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist mir die Auswahl extrem schwer gefallen. Deswegen musste ich einige Grundsatzentscheidungen treffen, um die Liste nicht ausufern zu lassen.

1. Nur Neuerscheinungen, keine Demos
2. Keine Erweiterungen
3. Nur Titel, die auf Deutsch verfügbar sind

Natürlich kann man diese Einschränkung kritisieren und wahrscheinlich hättet ihr mit allem Recht, was ihr sagt. In Summe möchte ich aber möglichst viele von euch erreichen und gerade bei der erhöhten Anzahl an Spielen mit einem narrativen Anteil bringt es nun leider einigen Spielebegeisterten nichts, wenn diese auf Englisch sind. Außerdem sind Erweiterung ebenfalls nur für einen Bruchteil der Spieler interessant und dann meist ohnehin unter Beobachtung der jeweiligen Fans. Und schließlich soll es ja um Neuheiten gehen, die zur Messe erscheinen und kaufbar sind. Demos nützen den wenigsten etwas.

Aber nun genug der langen Vorrede, legen wir los. Die folgende Liste ist in alphabetischer Reihenfolge und ich erläutere kurz, warum das Spiel meine Aufmerksamkeit erregt hat. Ich habe die meisten Spiele auf der Liste noch nicht gespielt und weiß auch nicht mehr, als das Netz mir sagt. Aber nun viel Spaß beim stöbern.



50 Clues: White Sleep


Das Spiel beschreibt sich als Escape Room Puzzle für zu Hause. Düstere Stimmung und Horroelemente machen das Spiel definitiv etwas für erwachsene Spieler. Bei der deutschen Version „Weißer Schlaf“ handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie, wobei der erste Teil „Pendel der Toten“ komplett an mir vorüber gegangen ist. Es scheint ein Blick wert zu sein, aber sollte mich das Prinzip auf der Messe überzeugen, werde ich mir definitiv zunächst den ersten Teil zu Gemüte führen.

www.boardgamegeek.com/boardgame/282007/50-clues-white-sleep

Armata Strigoi

Die Spieler ziehen als die „Powerwolf in die letzte Schlacht gegen den übermächtigen Vampir Strigoi von Wallachia. Die Regeln kann man sich bereits herunterladen, und die Materialien sehen ebenfalls durchaus interessant aus. Wieder eher etwas für erwachsene Spieler; die Regeln scheinen jedoch überschaubar zu sein. Weiterhin scheint die Inspiration für das Spiel zumindest in Teilen von der Metal-Band „Powerwolf“ zu kommen. Die Band ist sowohl im Spiel als auch in den Regeln verewigt.

www.boardgamegeek.com/boardgame/284751/armata-strigoi

Barbaria

Bei Feuerland Spiele wird das bereits 2017 erschienene Karten- und Würfelspiel „Barbaria“ auf Deutsch herauskommen. Es soll sich flott spielen und ist nicht sonderlich komplex. Hier steht der schnelle Spaß im Vordergrund. Die Barbaren-Pin-Ups, männliche sowie weibliche, werden mit Sicherheit die Spielergemeinde spalten.

www.boardgamegeek.com/boardgame/228943/barbaria

Die Befreiung der Rietburg

Im bekannten „Andor“-Universum wird ein neues kooperatives Spiel bei Kosmos erscheinen. In dem Szenario wurde die Rietburg überrannt und die Helden müssen versuchen, die Monster von dort zu vertreiben. Viel ist noch nicht bekannt, bei der Vorstellung auf der Berlin Con wurde jedoch schon ein wenig über das Gameplay gesprochen. Auf den ersten Blick scheint es weniger komplex zu sein als „Andor“ selbst, aber da werde ich mich überraschen lassen. Michael Menzel hat selbst nicht als Autor mitgearbeitet, aber natürlich die Illustrationen übernommen. Der Autor Gerhard Hecht hat selbst schon an der „Andor“-Reihe mitgearbeitet und bringt mit „Steamopolis“ diese Jahr gar ein weiteres interessantes Spiel heraus, welches definitiv eher auf der schwergewichtigeren Seite einzuordnen ist.

www.boardgamegeek.com/boardgame/271264/die-befreiung-der-rietburg

Calavera

Ein „Roll and Write“-Spiel mit nahezu keinem Thema, aber immerhin einem Totenkopf mit Tatoos auf der Verpackung. Es ist leicht, spielt sich schnell und wurde schon von einigen Bloggern näher unter die Lupe genommen. Ich kenne es bisher nicht, werde es mir auf der Messe aber mal anschauen.

www.boardgamegeek.com/boardgame/269041/calavera

Carnival of Monsters


„Seven Wonders“ für Rollenspieler wäre vielleicht zu einfach gesagt. Dennoch ist da aus meiner Sicht einiges dran. Richard Garfield hat mal wieder ein neues Spiel herausgebracht, und dieses wurde von diversen Künstlern grandios in Szene gesetzt. Durch die Kombination von „Ländern“, die ausgelegt werden, Monstern, die gefangen werden, und dem Autor, erinnert es natürlich an „Magic the Gathering“. Rein spielerisch wurde hier jedoch keineswegs abgekupfert, oder versucht die gleiche Idee nochmal zu verkaufen. Man darf gespannt sein.

www.boardgamegeek.com/boardgame/231484/carnival-monsters



Cartographers: A Roll Player Tale

Spiele, bei denen Würfelergebnisse auf Blöcke gemalt werden (sogenannte „Roll and Write“-Games) erfreuen sich in den letzten zwei bis drei Jahren großer Beliebtheit. Auch Spiele mit Tetris-ähnlichen Blöcken sind spätestens seit Uwe Rosenberg und seinen Designs vom leichten „Patchwork“ bis zum schweren „Fest für Odin“ immer beliebter geworden. „Cartographers“ verbindet nun das Zeichnen mit Tetrisblöcken (wie „Patchwork Doodle“ auch), bringt aber zusätzlich noch erstaunlich viel Thema sowie einen schönen Mechanismus über die mehrfache Verwendung von gemeinsamen Zielen wie bei „Isle of Skye“. Bisher konnte ich meine Spielegruppen für Roll-and-Write nicht sonderlich begeistern. Ich denke, hiermit könnte man es nochmal versuchen.

www.boardgamegeek.com/boardgame/263918/cartographers-roll-player-tale

Catan: Starfarers

An dieser Neuauflage von „Sternenfahrer von Catan“ bin ich insbesondere deswegen interessiert, weil ich das Original damals gespielt habe. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen, obwohl schon ein paar Neuerungen vorhanden waren. Meine Erinnerung ist jedoch verschwommen und schon alleine deshalb ist diese Neuauflage für mich interessant und ich werde definitiv einen Blick riskieren.

www.boardgamegeek.com/boardgame/282853/catan-starfarers

Circadians: First Light

Zunächst ist mir das Spiel insbesondere durch die Optik aufgefallen, die auf ihre ganz eigene Art und Weise an „Dinosaur Island“ erinnert. Zudem wurde es von dem Autor S. J. Macdonald entworfen, der auch an den „Architekten ...“ (2018) und den „Paladinen des Westfrankenreichs“ mitgearbeitet hat. Es handelt sich um ein eher schweres Eurogame mit Arbeitern, die eingesetzt, und Würfeln, die gerollt werden wollen. Die ersten Reaktionen sind recht positiv. Es bleibt abzuwarten, ob sich irgendwo ein Kniff verbirgt, der es von den anderen Spielen dieser Art abhebt.

www.boardgamegeek.com/boardgame/264052/circadians-first-light

Dinosaur Island

„Dinosaur Island“ sorgte letztes Jahr auf der Spielemesse nicht zuletzt wegen der außergewöhnlichen Optik für einiges Aufsehen. Wie manch mutige Eurospieler erfahren durften, setzt sich das schrille Design im Schachtelinneren fort und Bedarf an einigen Stellen einer Sonnenbrille oder zumindest einer dicken Hornhaut auf den Pupillen. Dahinter verbergen sich aber feine, gut verschachtelte Mechanismen, die dieses Kunstwerk fast zu einem Expertenspiel machen. Nun kommt das Spiel auf Deutsch heraus. Für jeden, der mal einen Freizeitpark mit Dinos aufbauen wollte und vor komplexen Eurogames nicht zurückschreckt, empfehle ich dringend einen genaueren Blick ins Spiel. Vielleicht ergibt sich auf der Messe ja diese Gelegenheit, oder man wirft einen Blick ins Regelwerk.

www.boardgamegeek.com/boardgame/221194/dinosaur-island

Drachensachen

Das zweite Werk des neuen Verlages, der mit „Robin von Locksley“ ein Spiel von Uwe Rosenberg herausbringt. Dieses scheinbar einfache Spiel klingt nach einer Version von „L.A.M.A“ oder anderen Spielen in der gleichen Gewichtsklasse, aber die Spieldauer von 30 bis 60 Minuten und das empfohlene Alter von 10+ Jahren lässt aufhorchen. Steckt da doch mehr dahinter?

www.boardgamegeek.com/boardgame/282278/drachensachen

Dragonrealm

„Dragonrealm“ bietet zwei bis vier Spielern ab 10 Jahre ein Spielvergnügen in überschaubaren 20 bis 30 Minuten. Der Vorgänger „Dragonwood“, ebenfalls herausgekommen bei Game Factory, diente als Vorlage zur Verfeinerung des Spielprinzips. Die Koboldmeeples sehen lustig aus, und auch sonst scheint es grafisch gelungen. Allerdings steht das Cover anscheinend in leichtem Kontrast zu dem restlichen Design des Spiels.
Um die meisten Schätze zu erbeuten, werden Kartensets ausgespielt, die einem erlauben Würfel zu werfen. Mit dem gemachten Wurf kann man wiederum Orte in Besitz nehmen. Das sieht nach einem leichten Spaß für zwischendrin aus, und ich werde mir das in Essen nochmal genauer ansehen.

www.boardgamegeek.com/boardgame/272993/dragonrealm