SPIEL 2019: Brettspielvorschau Teil 2

Wo soll man da nur anfangen? Essen bietet jedes Jahr mehr, als ein durchschnittlicher Brettspieler im Laufe eines Jahrzehnts auf den Tisch bekommt. Ringbote Kai hat einen zweiten Blick auf die Vielfalt geworfen und gibt Anspieltipps für den Trip zur SPIEL.

von Kai Melhorn

In Teil 2 meiner Brettspielvorschau für Essen habe ich wieder 12 Titel ausgewählt, die man sich ansehen sollte.  In der Vorrede des ersten Artikels habe ich eigentlich alles gesagt, kommen wir also ohne Verzögerungen zum zweiten Teil:

Frankenstein

In diesem makaberen Spiel ab 10 Jahre für zwei bis fünf Spieler darf man endlich mal Frankenstein sein. Es wird geschnippelt und genäht was das Zeug hält, um ein möglichst tolles Ungetüm zu erschaffen. Es ist noch nicht sonderlich viel bekannt, aber anscheinend wird das Spiel hauptsächlich über Auktionen gesteuert. An anderer Stelle hörte ich, es darf auch zur Not mal ein Tier hergenommen werden, bevor man gar kein Bein findet, was man annähen kann. Na, ob dieses Spiel ein große Fangemeinde findet?

www.boardgamegeek.com/boardgame/286064/frankenstein

The Grimm Forest

Grimms Forest erscheint dieses Jahr auf Deutsch und verspricht mit einer Spieldauer von 45 bis 60 Minuten und geringer Komplexität ein schönes Familienspiel zu werden. Es sind liebevoll gestaltete Miniaturen enthalten und auch die Grafik ist sehr schön. Die Auswahl der Aktionen geschieht gleichzeitig, was eine geringe Wartezeit verspricht. Durch die Auswahl von speziellen Aktionen kann man seinen Spielern ihre Pläne wunderbar verhageln, womit man also immer auch überlegen muss, was die anderen wohl planen könnten. Die Bewertungen sind für ein solch leichtes Spiel schon recht gut, weshalb ich es mir auf jeden Fall man ansehen werde.

www.boardgamegeek.com/boardgame/212402/grimm-forest

Die Inseln im Nebel

„Die Inseln im Nebel“ ist die Herbstneuheit von Schmidt Spiele, die sich wahrscheinlich auf Familienspielniveau befindet. Mit einem Heißluftballon fliegen die Spieler jeweils über ihre eigene Insel, um sie zu erkunden. Dabei wird man durch den Wind umhergetrieben und hat nur bedingt Kontrolle über den Flug, da jeder Kurswechsel wertvolle Energie kostet und jede Ausgabe vorsichtig abgewogen werden will. Die erkundeten Landstriche müssen ebenfalls wohl gewählt sein, denn der Aufbau der Insel am Ende des Spiels entscheidet über Sieg oder Niederlage. Die bereits enthaltenen zusätzlichen Module, die weitere Möglichkeiten aufzeigen, könnten das Spiel ins Kennerspielniveau heben. Thematisch ist es etwas seltsam, dass man als Erkunder selbst auswählt, über welche Landschaft man als nächstes fliegt, aber darüber kann man im Zweifel auch hinwegsehen. Der Trend von zusätzlichen Modulen im Grundspiel gefällt mir super, weil der Einstieg erleichtert wird und der Langzeitspaß gesichert.

www.boardgamegeek.com/boardgame/285895/die-inseln-im-nebel



The King’s Dilemma

Hierbei handelt es sich um ein Legacyspiel in einer Fantasywelt mit rivalisierenden Häusern im Kampf um die Vorherrschaft. Die Spieler übernehmen ihre Rolle im Rat des Königs, der die Geschicke des Landes lenken soll. Mit einer starken erzählerischen Komponente geht es um Verhandlung, Verrat und der Geschichte eines Königreichs, die sich von Partie zu Partie entwickelt. Das Spiel wird auf Deutsch bei HeidelBÄR Games erscheinen, soll eine Spielzeit von 45 bis 60 Minuten haben und verspricht eine dichte Atmosphäre. Auf jeden Fall eine spannende Angelegenheit.

www.boardgamegeek.com/boardgame/245655/kings-dilemma

Magic Maze on Mars

„Magic Maze“ konnte mich begeistern. Das Echtzeitspiel mit Redeverbot hat in meinen Runden nicht überall eingeschlagen, war aber sehr zugänglich und ist im Durchschnitt gut angekommen. So gut, dass zu dieser Spiel auch die zweite Erweiterung erscheinen wird. Nach „X-Code“ bringt der Autor nun „Magic Maze on Mars“ und man darf gespannt sein, was sich im Spiel getan hat. In der Beschreibung klingt es nach einer leicht geänderten Variante mit einem eher positivem Thema. Anstatt einen Supermarkt auszurauben bereitet man als Roboter den Mars auf die Ankunft von Siedlern vor. Natürlich steht die Ankunft kurz bevor, sodass man nur noch wenig Zeit hat. Das Konzept von „Magic Maze“ wird natürlich weiter geführt und es gilt in kurzer Zeit eine Aufgabe zu erledigen. Dazu müssen Ressourcen erzeugt und auf dem Plan bewegt werden, um sie am Ziel zu verarbeiten. Ich bin gespannt, ob genug Neuerungen geboten werden, um für erfahrene „Magic Maze“-Spieler reizvoll zu sein.

www.boardgamegeek.com/boardgame/283135/magic-maze-mars

Quodd Heroes

„Quodd Heroes“ ist ein Rennen, das an „Robo Rally“ erinnert. Neu daran ist eine reizvolle Idee. Wie der Name schon andeutet, sind die Helden des Spiels Würfel. Die Seiten des Würfels haben unterschiedliche Bedeutungen die ausgelöst werden, wenn die jeweilige Seite nach einem Zug oben liegt. Also muss man nicht nur seine Aktionen vorausplanen, sondern auch noch berechnen, welche Aktion am Ende durch den Würfel selbst noch ausgelöst wird. Es werden verschiedenste Szenarien geboten und das kompetitive Spiel genauso möglich, wie eine kooperative Variante. So sehr mich das Spiel auch reizt und so super das Material zu sein scheint, habe ich doch Bedenken. Die theoretische Möglichkeit, den Zug komplett zu planen, aber die Schwierigkeit, die Bewegung des Würfels nachzuvollziehen, könnte dazu führen, dass sich die Planungsphase lange hinzieht oder das Spiel am Ende unbefriedigend wird. Auch der Preis von anvisierten 90 $ ist nicht von schlechten Eltern. Nichtsdestotrotz werde ich nicht daran vorbei kommen und es mir wenigstens anschauen.

www.boardgamegeek.com/boardgame/207991/quodd-heroes
 
Robin of Locksley

Ein neuer Verlag legt sein erstes Spiel auf. Erstmal keine besondere Angelegenheit. Aber wenn der Autor Uwe Rosenberg heißt, dann schaut man plötzlich genauer hin. Dieses Spiel für zwei Personen erinnert auf den ersten Blick an das wunderbare „Targi“, bei dem Figuren durch eine matrizenhafte Auslage bewegt werden und die Kombination aus Zeilen- und Spaltenwahl den Effekt der Kreuzung auslöst. Das Erklärvideo mit den Regeln ist inzwischen online und zeigt ganz andere Mechanismen. Dieses Spiel ist ein Rennen, bei dem man zwei Spielfiguren im Auge behalten muss. Mit dem „Springer“ sammelt man Schätze ein, indem man sich auf ein Feld bewegt, wie der Springer im Schach auch bewegt wird. Der „Barde“ am Rande kann nur bewegt werden, wenn man die Bedingung des nächsten Feldes erfüllt. Das Spiel ist dann zu Ende, wenn man das gesamte Feld zwei mal umrundet hat. Mir reicht das aus, um „Robin von Locksley“ eine Chance zu geben. Immerhin baut man dieses Mal kein Gemüse an.

www.boardgamegeek.com/boardgame/280132/robin-locksley

Rune Stones

In einem Duell mächtiger Druiden streiten die Spieler sich um den Thron. Hierzu werden Kreaturen beschworen und Edelsteine gesammelt, um mächtige Artefakte zu schmieden. Diese sind wegen ihres Wertes unerlässlich für den Sieg, geben aber auch der Macht der Druiden noch zusätzlich neue Dimensionen. Dieser Deckbuilder mit Karten, die auf verschiedene Arten verwendet werden, strahlt auf den ersten Blick nicht unbedingt mit seinem Thema, aber die Illustrationen und das Design sind sehr stimmungsvoll und unterstützen die Geschichte hervorragend. Zudem ist der Autor Rüdiger Dorn, der schon eine Menge grandioser Spiele entworfen hat. „Istanbul“, „Luxor“ (nominiert für SdJ 2018) und „Karuba“ sind nur ein paar wenige, die allesamt nicht zu den ewig lang dauernden Expertenspielen gehören, aber durch Abwechslung und taktische Tiefe einen hohen Spielreiz ausüben. In meiner Essen-Liste steht es kurz vor „must buy“.

www.boardgamegeek.com/boardgame/285265/rune-stones

Terror Below


„Im Land der Raketenwürmer“ als Brettspiel von einem Designer namens Mike Elliot? Viel mehr brauch ich gar nicht zu wissen. Zudem sind die Bilder dem Thema und dem Film angemessen 80er-Jahre-trashig. Ein Muss, wenn es darum geht, einen genaueren Blick darauf zu werfen.

www.boardgamegeek.com/boardgame/270138/terror-below



Thieves Den

Die deutsche Version von „Thieves Den“ mit dem Namen „Die Räuber von Amarynth“ kommt in diesem Jahr zur Spiel heraus. Das Arbeitereinsetzspiel kombiniert dieses Grundprinzip clever mit Drafting und ist, wie typisch für den Verlag „Schwerkraft“, mit toller Grafik ausgestattet. Es sieht nach einem tollen Gateway aus, vielleicht auch etwas mehr.

www.boardgamegeek.com/boardgame/257160/thieves-den

War of the Worlds: The New Wave


Dieses Spiel für zwei Personen hatte ich mir fast schon über eine Crowdfundingkampagne zugelegt, es fehlte eigentlich nur noch der letzte Click. Am Ende wollte ich mir das Spiel aber doch lieber live ansehen, bevor ich zuschlage. Das Thema von H. G. Wells wird auf den ersten Blick extrem stimmungsvoll umgesetzt und das gefällt mir schon sehr. Mit dem passenden Partner für diese Art von Spielen, scheint man hier jede Menge Zeit mit verbringen zu können. Die Spiellänge von 30 bis 45 Minuten scheint mir auf den ersten Blick nicht zu den Materialien zu passen, ich würde von einem längeren Spiel ausgehen. Aber das kann ja auch täuschen und ich bin gespannt.

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Welkin

Wieder ein schön gestaltetes Familienspiel ist der letzte Titel meiner Übersicht für Essen 2019. Hier wetteifern die Spieler um das meiste Geld, dass sie für den Bau von Wolkenstädten bekommen. Neben der Möglichkeit, Ressourcen zu sammeln und sich Bauaufträge zu sichern, kann man die Gebäude natürlich auch bauen. Wie sehr sich das lohnt, hängt aber von einem sich verändernden Markt ab, der auch von den Spielern beeinflusst werden kann. Die kurze Spielzeit, wobei auch das Setup schnell zu gehen scheint, das liebevolle Comic-Design und der schnelle Einstieg gefallen mir gut, und ich bin sehr gespannt.

www.boardgamegeek.com/boardgame/272260/welkin

So, das war es von meiner Seite! Ich wünsche Euch viel Spaß in Essen, wenn ihr denn vor Ort seid. Es wird viel zu sehen geben, und ich fürchte, lange nicht alle meine Favoriten werden meine Wünsche erfüllen geschweige denn, dass ich überhaupt alle sehen kann. Ich freue mich jedenfalls auf die Messe!