Madas blaue Augen (Heldenwerk)

Auch der zweihundertsten Ausgabe des „Aventurischen Boten“ liegt natürlich ein neues „Heldenwerk“-Abenteuer bei. Um dieses besondere Jubiläum gebührend zu feiern, hat sich die Redaktion allerdings etwas Besonderes einfallen lassen. Neugierig geworden?

von André Frenzer

Schon das Cover scheint darauf hinzudeuten, dass sich die neueste Ausgabe der „Heldenwerk“-Reihe von ihren Vorgängern unterscheidet. Statt eine einzelne ikonische Figur des Abenteuers zu zeigen, wird eine großformatige Zeichnung der Mondgöttin Mada präsentiert, die verträumt vor dem vollen Mond zu tanzen scheint. Doch auch inhaltlich gibt es eine Überraschung, denn „Madas blaue Augen“ ist ein waschechtes Solo-Abenteuer.

Die Hommage an die frühe Geschichte von „Das Schwarze Auge“ wird dabei schon in den ersten Abschnitten überdeutlich. In diesem Abenteuer schlüpft man in die Rolle des Elementarmagiers Sultan Hasrabal ben Yakuban. Dieser Zauberer musste im ersten eigenständigen Solo-Abenteuer der noch jungen „DSA“-Geschichte als Bösewicht herhalten, hatte er doch Nedime, die Tochter des Kalifen gefangengenommen. Diese galt es damals zu befreien. Heute wiederum begleiten wir den mittlerweile über neunzig Lenze zählenden Hasrabal auf seiner Suche nach den „blauen Augen Madas“, besondere Schwarze Augen, die einen Blick in eine andere Sphäre gewähren sollen. Mithilfe dieses mächtigen Artefakts will sich Hasrabal endlich seinen Lebenstraum erfüllen, eins mit den Elementen zu werden und ihr immerwährender Meister zu sein.

Das Abenteuer führt denn auch in rascher Folge einmal quer durch die tulamidischen Lande. So werden wir Hasrabal nach Al’Ahabad begleiten, dem Ort, an dem seine Karriere einst begann. Mit dem fliegenden Teppich geht es dann weiter nach Anchopal und schließlich mitten in die Wüste Gor. Hier trifft Hasrabal auf einen uralten Tempel der Elemente und seine ewigen Wächter. Wird es ihm gelingen, diesem Ort das Geheimnis um Madas blaue Augen zu entreißen?

Zugegeben, es ist eine wirklich nette Idee, dem Jubiläum des „Aventurischen Boten“ mit einer derart geschichtsträchtigen Geschichte zu gedenken. Das ändert jedoch nichts daran, dass das „Heldenwerk“-Format – dessen Kürze bereits das eine oder andere Gruppenabenteuer an den Rand der sinnvollen Spielbarkeit brachte – schlicht zu kurz für ein Solo-Abenteuer ist. Es sind einfach viel zu wenig Abschnitte vorhanden, um einen spannenden Spielablauf zu gewährleisten. Auch gibt es kaum Abzweigungen oder Verwinkelungen, welche die Handlung in einen Irrweg führen könnten. So liest sich das Solo-Abenteuer eher wie eine mehr oder minder gelungene Kurzgeschichte, hinter deren einzelnen Abschnitten man hin- und herblättern muss.

Optisch ist „Madas blaue Augen“ allerdings eines der hübschesten „Heldenwerk“-Abenteuer. Neben dem bereits von mir gelobten Cover sind es vor allem die innenliegenden Illustrationen, die mir sehr gut gefallen haben. Dabei habe ich das Gefühl, mehr Bilder als in einem handelsüblichen Heldenwerk vorzufinden, sodass zumindest das Kopfkino im Solo-Spiel ordentlich angeregt wird. Auch Lektorat und Korrektorat haben gute Arbeit geleistet. Technisch ist dieses „Heldenwerk“ damit eine runde Sache.

Fazit: „Madas blaue Augen“ ist eine nette Idee in mäßiger Ausführung. Letztendlich bleibt das Solo-Abenteuer dank des limitierenden „Heldenwerk“-Formates deutlich hinter seinen Möglichkeiten und erinnert eher an eine zersplitterte Kurzgeschichte.

Madas blaue Augen (Heldenwerk)
Abenteuerband
Zoe Adamietz, Nikolai Hoch u. a.
Ulisses Spiele 2020
16 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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