Der Trovere (Heldenwerk)

Ein neues „Heldenwerk“ hat seinen Weg zu allen Lesern des „Aventurischen Boten“ gefunden. Und dieses Mal wird es reichlich dramatisch, denn Verdis Oper „Il Trovatore“ diente als Vorlage für „Der Trovere“. Eignet sich eine Oper als Abenteuerplot? Wir werden sehen.

von André Frenzer

Das 41. „Heldenwerk“ führt die Helden – ganz abwechslungsreich – wieder in eher südliche Gefilde, nachdem der Vorgänger „Wolfsherz“ den hohen Norden thematisierte. Genauer gesagt geht es in den Süden von Almada, in die von Krisen geschüttelte Grafschaft Südpforte. Wie bereits erwähnt, stand die Oper „Der Troubadour“ Pate für die Handlung dieses kurzen Abenteuers, was einiges an Dramatik verspricht. Doch der Reihe nach.

Alles beginnt zunächst reichlich gewöhnlich: Die Helden werden von einer jungen Adeligen angeworben, um als Geleitschutz zu fungieren. Sie ist auf ein Fest des Condotiere Correro di Madaluna eingeladen und benötigt tapfere Schwerter, die ihren Weg sichern. Dieser Condotiere hat sich in den Zeiten der Unruhen mit Raubrittertum sein eigenes Lehen erkämpft und herrscht nun mit rücksichtsloser Hand und mithilfe seines Söldnerhaufens. Zugleich buhlt er um die Hand der jungen Leonore, jener Adeligen, welche als Auftraggeberin der Helden fungiert. Was allerdings weder er noch die Helden ahnen: Die junge Adelige verfolgt ganz eigene Pläne, denn ihr Herz gehört dem jungen Zahori Manrico, der mit seiner Sippe auf dem Fest für Unterhaltung sorgen wird. Während die beiden sich also während des Festes rahjagefällig näherkommen, passiert was passieren muss: Der Condotiere Correro di Maluna entdeckt die beiden und entbrennt im Zorn.

Damit allerdings nicht genug, denn die Geschichte ist noch viel verworrener, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Denn den jungen Zahori Manrico und den ruchlosen Condotiere Correro verbindet viel mehr, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Eine Flucht quer durch die Grafschaft schließt sich an, an deren Ende die Belagerung des Paares und der sie schützenden Helden durch den Söldnerhaufen des Condotieres steht. Können die Helden die Geheimnisse aus dem Hintergrund der beiden Gegner aufdecken und alles vielleicht sogar zu einem guten Ende führen?

Schon diese kurze Inhaltsbeschreibung macht deutlich: Es gibt auf den gerade einmal sechzehn Seiten dieses „Heldenwerks“ einiges für die Helden zu erleben und zu erledigen. Mag manches „Heldenwerk“ unter einem zu kleinen Rahmen und wenig heldenhafter Handlung leiden, so ist da bei „Der Trovere“ mit Sicherheit nicht der Fall. Natürlich betrifft auch dieses „Heldenwerk“ nicht die ganz große Politik Aventuriens, doch immerhin entscheidet man nicht nur über das Wohl und Wehe der jungen Leonore und ihres Geliebten Manricos, sondern auch über das zukünftige Verhältnis in der Grafschaft Südpforte. Dabei gelingt es dem Autoren Dominic Hladek geschickt, die Handlung der Oper in eine offene Abenteuerhandlung zu transportieren. Oftmals bietet der Text mehrere Optionen, um die Helden schlussendlich dann doch zu den wichtigen Schlüsselpunkten zu lenken. Da eine ganze Riege starker NSC mit eigener Agenda die Handlung mitträgt, gelingt dies zumeist recht elegant. Auch können Ereignisse vorverlegt werden oder ganz ausfallen, ohne die eigentliche Handlung zu beeinträchtigen. Das macht Spaß zu lesen und in der Vorbereitung. Zugegeben – einige Passagen fallen naturgemäß recht knapp aus. Mit ein wenig Improvisation und der klaren Motivation der NSC sollte es aber für jeden Spielleiter dennoch recht leichtfallen, die Helden durch die dramatische Handlung zu führen.

Optisch unterscheidet sich auch „Der Trovere“ nicht von den üblichen Standards der anderen Ausgaben der „Heldenwerk“-Reihe. Das Layout ist bekannt, die Illustrationen machen einen guten Eindruck. Eine wie üblich recht klein geratene Übersichtskarte hilft bei der finalen Belagerung. Das Korrektorat hat wiederum eine gute Arbeit abgeliefert, so dass ich technisch wieder nicht meckern kann. Als kleine – oder eher große – Besonderheit liegt dieser Ausgabe des „Aventurischen Boten“ auch noch eine CD bei, in der Komponist Ralf Kurtsiefer seine aventurische Variante von Verdis Stoff vorstellt. Für die passende musikalische Untermalung von „Der Trovere“ ist also definitiv gesorgt.

Fazit: „Der Trovere“ ist dank seiner schillernden Charaktere, seiner gelungenen Aufbereitung, der spannenden Handlung und dem gelungenen, aventurischen Rahmen definitiv eines der stärksten „Heldenwerk“-Abenteuer, die mir bislang untergekommen sind. Empfehlenswert.

Der Trovere (Heldenwerk)
Abenteuerband
Dominic Hladek
Ulisses Spiele 2022
ISBN: n.a.
16 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,99

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