von André Frenzer

„Hinter der Fassade“ führt die Helden hoch in den aventurischen Norden, genauer gesagt in das kleine Dörfchen Farlorn. Hier leben rund 130 Nivesen und Norbarden ein beschauliches, wenn auch entbehrungsreiches Leben, in direkter Nähe zum ewig zugefrorenen Blauen See. Einer der neuesten Einwohner des Dörfchens polarisiert die Alteingesessenen. Denn der junge Medicus Nantralin, der sich hier seit kurzem um die Maläsen der Einwohner sowie der Tiere kümmert, scheint ein dunkles Geheimnis zu verbergen. Während viele Einwohner Dankbarkeit gegenüber Nantralins Arbeit empfinden, gibt es auch laute Stimmen, die ihn verdächtigen, mit finsteren Mächten im Bunde zu stehen. Es ist an den Helden herauszufinden, was es mit den nächtlichen Umtrieben des jungen Medicus tatsächlich auf sich hat.

„Hinter der Fassade“ greift ein (verhältnismäßig) jüngeres, aventurisches Ereignis auf und führt dieses fort. So geht es um das Erbe eines der berühmtesten Chimärologen der jüngeren aventurischen Geschichte, Zurbaran von Frigorn. Dieser fand vor einigen Jahren den Tod durch die Hand einer Heldengruppe. Doch sein Vermächtnis scheint sich bis auf die heutige Zeit auszuwirken. So scheint es dann auch wenig verwunderlich, dass im Laufe der Handlung schrecklich entstellte Kreaturen, Mischwesen aus verschiedenen Tieren auftauchen. Doch ist es wirklich Nantralin, der hier seine Finger im Spiel hat?

Das Abenteuer ist in drei Phasen und eine Menge unterschiedlicher, optionaler wie essentieller, Szenen aufgeteilt. Gemeinsam mit einer ausführlichen Beschreibung der wichtigsten Dorfbewohner erhält der Spielleiter so eine Art Baukasten, um das Abenteuer an die Handlungen seiner Heldengruppe anpassen zu können. Dieser Aufbau weiß prinzipiell zu gefallen. Allerdings sorgt die Kürze des „Heldenwerk“-Formates auch hier wieder einmal dafür, dass die Informationen oft nicht an der wichtigen Stelle abgebildet sind. Wenn die Handlungsvorschläge wichtiger NSC in einem anderen Kapitel als die eigentliche Szene dargestellt sind, so ist viel Blätterei vorprogrammiert. Außerdem sind viele Szenen dann eigentlich doch nicht optional, wenn die Helden denn sowohl eine Motivation zur Recherche erhalten sollen als auch die Hintergründe wirklich verstehen wollen.

Vor dem Hintergrund der durchaus nicht geringen Komplexität des Abenteuers ist das allerdings zu verschmerzen. Denn so schafft es diese Ausgabe des „Heldenwerk“, eine Vielzahl von Charakteren mit unterschiedlichen Motivationen gemeinsam mit einer hohen Menge unterschiedlicher Szenen und Entwicklungen zu präsentieren, ohne wichtige Informationen außen vor zu lassen oder dem Spielleiter die Rolle des Lückenfüllers zu überlassen. Auch die Anbindung an den aventurischen Metaplot sowie die Handlung an sich wissen zu gefallen. Leider bleibt kein Platz mehr für ein paar stimmungsvollere Beschreibungen der Szenerie, doch das ist auf 16 Seiten wohl wirklich nicht mehr zu leisten.

Optisch unterscheidet sich „Hinter der Fassade“ nicht von den Vorgängerbänden. Layout und Optik sind bekannt, die Illustrationen machen einen ordentlichen Eindruck. Leider sind dieses Mal allerdings kaum Illustrationen enthalten. Die Stadtkarte von Farlorn ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern dieses Mal auch ausreichend groß ausgefallen. Das Korrektorat hat eine gute Arbeit abgeliefert, sodass ich technisch zufrieden bin.

Fazit: „Hinter der Fassade“ überzeugt mit einem überlegten Aufbau, der geschickten Anbindung an die jüngere aventurische Geschichte, einen gut ausgearbeitetem Abenteuerschauplatz und einer abwechslungsreichen Handlung. Punktum eines der gelungeneren Abenteuer der Reihe.

Hinter der Fassade (Heldenwerk)
Abenteuerband
Markus Keck
Ulisses Spiele 2020
16 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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