Gruselkabinett 153: Bulemanns Haus

Des nächtens leuchtet der Vollmond durch die Fenster von Bulemanns Haus. Doch noch nie hat eine Menschenseele hier jemanden kommen oder gehen sehen. Was also hat es mit dem alten Gemäuer auf sich?

von André Frenzer

Der im 19. Jahrhundert lebende Theodor Storm war eigentlich Landvogt. Berühmt geworden und die Jahrhunderte überdauert haben allerdings seine sehr norddeutsch geprägten Novellen und seine Lyrik. Während er in den 1860ern im thüringischen Heiligenstadt am Kreisgericht arbeitete, verfasste er drei Märchen. Eines davon, „Bulemanns Haus“ aus dem Jahr 1865, wurde nun für die bekannte „Gruselkabinett“-Reihe adaptiert.

Irgendwo in einer norddeutschen Hafenstadt steht ein altes, verwahrlostes Haus. Die Türe ist verschlossen, der Klopfer hat Grünspan angesetzt und zwischen den Steinen der Treppe wächst das Gras. Die Kinder singen Schauerreime über das als „Bulemanns Haus“ bekannte Anwesen. Fasziniert von dem alten Gemäuer macht sich ein namenloser Fremder auf, um die Geschichte hinter dem Anwesen zu erfahren. Aus den Erzählungen verschiedener Zeitzeugen setzt sich schließlich ein Bild des Grauens zusammen. Denn der alte Daniel Bulemann, ein hartherziger und finsterer Mann, hat einst hier gehaust – bis der Pfandleiher sich den Fluch einer Bittstellerin auflud. Seither hat niemand mehr den alten Bulemann oder seine greise Haushälterin gesehen.

Abermals hat Marc Gruppe eine bekannte Gruselnovelle in eine atmosphärische Hörspielfassung gebracht. Die gewählte Erzählstruktur ist eigenwillig und doch fesselnd. Zwar erhält man durch die verschiedenen Erzähler kaum Gelegenheit, sich mit den verschiedenen Charakteren vertraut zu machen. Doch so wird der Fokus geschickt auf Daniel Bulemann gelegt, dessen kaltherziges Leben in aller Ausführlichkeit vor dem Hörer ausgebreitet wird. Und dennoch gelingt es Gruppe – wohl auch dank seiner hervorragenden Sprecherriege – den Hörer wenig Genugtuung empfinden zu lassen, als den Alten schlussendlich sein Schicksal ereilt. Viel eher dürfen wir tief in das Leiden des Verfluchten eintauchen und mitfühlen, wie dramatisch es um das Ende des Bulemanns bestellt ist.

Auch die technische Umsetzung ist abermals hervorragend gelungen. Das ist zum einen natürlich der Sprechleistung der beiden Hörspiellegenden Dagmar von Kurmin und Horst Naumann zu verdanken, die als Haushälterin Frau Anken und als Daniel Bulemann maßgeblich durch die Geschichte tragen. Doch auch die übrigen Sprecher erledigen ihre Rolle souverän, und dass mit Eckart Dux eine weitere, sehr vertraute Hörspielstimme vertreten ist, freut den Kenner. Neben den Sprechern sind es in dieser Episode aber vor allem die eingestreuten Musikfetzen, die zur düsteren und packenden Atmosphäre des Hörspiels beitragen.

Fazit: Ein wenig hatte ich das Gefühl, dass nach über 150 Episoden bereits die besten Geschichten vom „Gruselkabinett“ erzählt worden seien. „Bulemanns Haus“ tritt den Beweis an, dass dem nicht so ist. Eine packende Geschichte in absolut einwandfreier, fesselnder Umsetzung. Unbedingt anhören!

Gruselkabinett 153: Bulemanns Haus
Hörspiel nach Theodor Storm
Marc Gruppe
Titania Medien 2019
ISBN: 978-3785780039
1 CD, ca. 57 min., deutsch
Preis: EUR 7,99

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