Gruselkabinett 156: Krabat

Dass auch der deutsche Sagen- und Märchenschatz einiges an spannenden, unheimlichen, gar gruseligen Geschichten bereithält, dürfte wenige verwundern. Umso weniger sollte man erstaunt darüber sein, dass auch derlei Stoffe als Vorlagen dienen können für die „atmosphärischen Hörspiele mit den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars“, die Titania Medien in ihrer mittlerweile auf über 150 Folgen angewachsene Reihe „Gruselkabinett“ veröffentlicht. In Folge 156 geht es um Krabat, Held einer sorbischen Sage.

von Simon Ofenloch

„Der junge Gänsehüter Krabat wird Mühlknappe in der sogenannten Teufelsmühle. Schnell stellt er fest, dass sein Dienstherr in Wahrheit ein Hexenmeister ist, der die Schwarze Kunst beherrscht. Als Krabat sich näher mit den Lehren des Müllers befasst und alsbald einen Pakt mit dem Teufel eingehen muss, wird ihm klar, dass er in der Falle sitzt und in tödlicher Gefahr schwebt ...“ – So beginnt es, doch dies ist nur der Anfang einer viel längeren Geschichte, der Lebensgeschichte von Krabat, und einer viel längeren Reise gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Hinterland der Oberlausitz in die Welt hinaus. Wo Krabat seinem Landesherrn begegnen und unter Soldaten kämpfen wird.

Damit geht die Handlung des Hörspiels um einiges weiter als die weithin bekannte Ausformung der ursprünglichen Sage durch Otfried Preußler in dessen berühmtem Jugendbuch-Klassiker „Krabat“, der seinerseits schon einige Male adaptiert wurde, unter anderem in Filmen, aber auch in Hörspiel-Bearbeitungen.

Die Verantwortlichen von Titania Medien berufen sich bei ihrer neuen Umsetzung folgerichtig nicht auf Otfried Preußler, oder die Arbeiten des sorbischen Schriftstellers Jurij Brezan, der ebenso Romane um die Sagenfigur Krabat verfasst hat, sondern stützen ihre Hörspiel-Version auf die entsprechenden Inhalte aus dem Sagenbuch des Königreichs Sachsen.     

Diese „Gruselkabinett“-Folge liefert so eine originelle, unerwartete Variation. Eine interessante Arbeit, mit einigen Überraschungen. In der Umsetzung hat Titania Medien ein großes Ensemble zum Einsatz gebracht. Als Sprecher beteiligt sind viele Bekannte und Profis wie Peter Weis, Tom Raczko, Axel Lutter, Sascha Wussow, Edda Fischer, Louis Friedemann Thiele, Jean Paul Baeck, Regina Lemnitz, Sascha von Zambelly, Matthias Lühn, Detlef Bierstedt, Max Schautzer, Philine Peters-Arnolds, Horst Naumann, Reinhilt Schneider, Bert Stevens, Gudo Hoegel, Nils Kreutinger, Jonas Minthe, Uli Krohm und Thomas Balou Martin. Einige bekleiden gleich mehrere Rollen, so auch Marc Gruppe höchstselbst, Geschäftsführer des Labels. Er ist zum einen als Händler zu hören, zum anderen als Teufel, effektlastig verfremdet. Die Besetzung der Rollen ist gelungen, und auch die Musikstücke sowie die Geräusche und Effekte sind optimal eingespielt und eingesetzt. Einzig die Stimme des Ochsen, der Krabat ist, erscheint ein wenig unpassend geraten.

Der aufmerksame Hörer mag sich an einer kleinen Hommage an Louis de Funès erfreuen. Nein! – Doch! – Ohh!

Fazit: Lebhaft und bunt geht es zu in diesem phantastischen Abenteuer, das den bekannteren Teil der Ursprungsgeschichte um den weniger bekannten gekonnt erweitert und mit großem Unterhaltungswert und viel gestalterischem Können darbietet. Mit einer abwechslungsreichen Handlung, welche die bekannte Figur Krabat um einige Facetten reicher macht.

Gruselkabinett 156: Krabat
Hörspiel nach der gleichnamigen Erzählung aus dem Sagenbuch des Königreichs Sachsen
Marc Gruppe
Titania Medien 2020
ISBN: 978-3-7857-8156-2
1 CD, ca. 83 min., deutsch
Preis: EUR 8,99

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