Gruselkabinett 123: Die Zeitmaschine

Der Zeitreisende ist verschwunden. Wohin, das weiß eigentlich niemand so genau. Doch dank der Erzählung „Die Zeitmaschine“, die nun im Rahmen der „Gruselkabinett“-Reihe verfügbar ist, können wir es zumindest erahnen.

von André Frenzer

Der 1946 verstorbene H. G: Wells gilt als Pionier der Science-Fiction-Literatur. Seine größten Erfolge feierte er mit „Krieg der Welten“ und eben „Die Zeitmaschine“. Letztgenanntes Werk aus dem Jahr 1895 gilt sogar als Großvater des heute so populären Steampunk-Genres.

Der Zeitreisende, wie er in der gesamten Geschichte nur genannt wird, hat ein Gerät entworfen, mit dessen Hilfe er sich in der vierten Dimension – der Zeit – ebenso bewegen kann wie in den üblichen drei Dimensionen des Raumes. Als er in einem Selbstversuch in die Zukunft reist, erreicht er das Jahr 802.701. Hier stößt er auf die Nachkommen der Menschheit, die androgynen und friedfertigen Eloi. Nachdem er ein wenig an ihrem paradiesisch friedlichen Leben teilgenommen hat – und die Gunst der jungen Weena erlangt hat –, kommt er hinter ein schreckliches Geheimnis. Denn die Erde wird von einer zweiten menschenähnlichen Rasse bevölkert – und diese, Morlocks genannten, Kreaturen verfolgen finstere Pläne mit den Eloi.

„Die Zeitmaschine“ gilt wohl zurecht als Klassiker. Denn die Zukunft der Welt, die H. G. Wells hier entwirft, ist einerseits wirklich fantastisch und fremdartig, andererseits aber so beängstigend verständlich, dass man sich diesen Verlauf der Evolution vorstellen kann. Dazu werden die wissenschaftlichen Annahmen des Zeitreisenden, die zur Erfindung seiner Zeitmaschine führten, dem Hörer so verständlich erklärt – und gleichzeitig derart im Dunkeln gehalten – dass ich auch hier dem Autor Respekt zollen muss. Das Hörspiel verweigert sich zudem nicht – wie manche Verfilmung – den durchaus kritischen Tönen, die Wells an die viktorianische Klassengesellschaft richtete. Marc Gruppe hat damit – wie so oft – eine überzeugende Überarbeitung zum Hörspiel vorgelegt.

Wiederum ist eine Riege bekannter Sprecher angetreten, um diese Reihe des „Gruselkabinett“ einzusprechen. Insbesondere Sascha von Zambelly führt als Zeitreisender äußerst versiert und charismatisch durch die Handlung, doch auch die Sprecher der Nebenfiguren müssen sich zu keiner Zeit verstecken. Gelungene Soundeffekte und ein passender Soundtrack runden den technisch guten Eindruck gelungen ab.

Fazit: Eine klassische Science-Fiction-Geschichte in einer absoluten hörenswerten Hörspieladaption. Empfehlenswert.

Gruselkabinett 123: Die Zeitmaschine
Hörspiel nach der Geschichte von H. G. Wells
Marc Gruppe
Titania Medien 2017
ISBN: 9783785754559
1 CD, ca. 57 min., deutsch
Preis: EUR 8,95

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