Gruselkabinett 108: Der Kapitän der Polestar

Der Walfänger „Polestar“ liegt im Packeis fest. Doch als wenn die Lage der Besatzung nicht bereits dramatisch genug wäre, gesellen sich schon bald übernatürliche Phänomene zu den sehr weltlichen Problemen. Was hat der Kapitän der „Polestar“ damit zu tun? Willkommen beim Gruselkabinett!

von André Frenzer

Sir Arthur Ignatius Conan Doyles schriftliches Schaffen war reichhaltig. Neben seinen berühmten Geschichten rund um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes und den Ausflügen von Professor Challenger in „Vergessene Welten“ schrieb er historische Romane, Essays, Sachbücher oder auch Kurzgeschichten. Eine dieser Geschichten, „Der Kapitän der Polestar“ wählte Marc Gruppe, seines Zeichens Mastermind hinter der erfolgreichen „Gruselkabinett“-Reihe aus dem Titania Medien Verlag, nun für die 108. Folge der Erfolgsserie aus.

Im Jahre 1884 liegt das Walfänger-Schiff „Polestar“ im Packeis fest. Mit an Bord ist der junge Medizinstudent John McAllister Ray, der als Bordarzt angeheuert hat. Aus Sicht seines Tagebuchs werden die folgenden Tage beschrieben. Während sich der junge Mann mehr und mehr mit dem wortkargen und wechselhaften Kapitän des Schiffes, Nicholas Craigie, anfreundet, überschlagen sich die Ereignisse. Jede Nacht hallen unheimliche Schreie über das Eis an Bord des Schiffes und die Mannschaft vermutet mehr und mehr, dass ihr Kapitän mehr darüber weiß, als er zu verraten gewillt ist.

„Der Kapitän der Polestar“ lebt von der gespannten Stimmung, die das Hörspiel gekonnt heraufbeschwört. Mit Bedacht eingesetzte Klangeffekte, die Sprechleistung der Akteure und nicht zuletzt der ein oder andere Schockeffekt sorgen dafür, dass man getrost darüber hinwegsehen kann, dass in der eigentlichen Handlung verhältnismäßig wenig Gruseliges stattfindet. Gerade der mit „klassischen“ Gruselgeschichten vertraute Hörer erahnt recht schnell, welcher Art die geisterhaften Umtriebe rund um die Polestar sind und wie des Rätsels Lösung aussehen könnte. Tatsächlich löst sich die Geschichte denn auch wie bald erwartet auf. Doch das tut – wie gesagt – dem Hörspielgenuss und der wohligen, gekonnt inszenierten Spannung keinen Abbruch.

Wie man es von der Reihe „Gruselkabinett“ kennt, konnte Marc Gruppe auch für „Der Kapitän der Polestar“ einige illustre Sprecher hinter dem Mikrofon versammeln. Den jungen Schiffsarzt übernimmt gekonnt Louis Friedemann Thiele – einigen wohl eher als Schauspieler aus dem „Tatort“ oder „Alarm für Cobra 11“ ein Begriff. Seinen Gegenpart Kapitän Craigie spricht Matthias Lühn, der zu den beliebtesten deutschen Hörbuchsprechern gehört. Auch die übrigen Sprecher – in einer Nebenrolle ist sogar die bekannte Stimme von Eckart Dux zu hören – erfüllen ihre Rolle hervorragend. Ein wie immer recht gelungenes Cover rundet die CD ab.

Fazit: Wenig Grusel aber viel Atmosphäre und Spannung erwarten den geneigten Hörer. „Der Kapitän der Polestar“ ist ein gutes Hörspiel, das ich interessierten Genre-Freunden vorbehaltlos empfehlen kann.

Gruselkabinett 108: Der Kapitän der Polestar
Hörspiel nach der Geschichte von Sir Arthur Conan Doyle
Marc Gruppe
Titania Medien 2016
ISBN: 9783785752500
1 CD, ca. 66 min., deutsch
Preis: EUR 8,99

bei amazon.de bestellen