Gruselkabinett 130: Der Wiedergänger

Die langlebige Hörspielreihe „Gruselkabinett“ von Titania Medien macht aus Meisterwerken der Schauer-Romantik atmosphärische Hörspiele mit den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars, so der eigene Anspruch. Als Vorlagen dienten schon Texte der Phantastik, der Abenteuer- oder auch Science-Fiction-Literatur, Werke bekannter Autoren wie Edgar Allan Poe, Howard Phillips Lovecraft, Jules Verne oder auch H. G. Wells. Die 130. Folge „Der Wiedergänger“ stützt sich auf die Erzählung einer Amerikanerin mit dem selben Nachnamen wie der Letztgenannte. Direkt verwandt mit diesem ist Carolyn Wells aber nicht.

von Simon Ofenloch

Im Jahr 1920 bricht der New Yorker Peter Crane mit Freunden zu einer gefahrvollen Expedition in die unerforschten Weiten von Labrador auf. Peter Crane kommt dabei ums Leben. Hat sich damit die Weissagung einer alten Zigeunerin erfüllt, die schon vor langer Zeit vorhergesehen hat, dass er einmal fernab der Heimat verunglücken würde? Dabei wurde ebenso prophezeit, dass er danach seiner Familie als Wiedergänger erscheinen würde. Wen wundert es da, dass es bald im Umkreis der Familie Crane zu übersinnlichen Phänomenen und Erscheinungen kommt? Der Vater Benjamin Crane hält spiritistische Sitzungen mit einem Medium ab. Und die von Peter verehrte Freundin Carlotta „Carly“ Harper versucht, mithilfe eines Ouija-Bretts Kontakt mit dem Jenseits aufzunehmen. Doch dann kommt es zu einem weiteren Todesfall. Und der Detektiv Pennington Wise und seine Assistentin Zizi übernehmen die Ermittlungen. Angeleitet von der drängenden Frage: Sind hier übernatürliche Mächte und Kräfte am Werk?

Die amerikanische Schriftstellerin Carolyn Wells, die von 1862 bis 1942 lebte, schrieb nachweislich über 170 Bücher  in ganz unterschiedlichen literarischen Kategorien, Gedichte und Humoristisches ebenso wie Kinderliteratur und Detektiv- oder Kriminalgeschichten. Große internationale Berühmtheit wie der Engländer H. G. Wells erlangte sie allerdings nicht, auch nicht mit ihren wohlklingenden kriminalistischen Serienhelden Fleming Stone, Kenneth Carlisle, Alan Ford oder Pennington Wise und Zizi.

Ihre Erzählung „Der Wiedergänger“ hat die beiden Letztgenannten im Figurenarsenal. Wie die Vorlage beginnt auch die Hörspieladaption als Gruselgeschichte. Aus der dann ein leidlich übersinnlich angehauchter Kriminalplot wird. Dessen Auflösung nicht viele großartig überraschen mag. Da sollte man den Weg als das Ziel betrachten. Und der Weg ist recht unterhaltsam, facettenreich und vergnüglich.

Zu hören sind in dieser Folge die überzeugenden Stimmen von Dirk Stollberg, Reinhilt Schneider, Horst Naumann, Uschi Hugo, Jannik Endemann, Matthias Lühn, Marie Bierstedt, Louis Friedemann Thiele, Thomas Balou Martin, Bodo Primus, Tom Raczko und Dagmar von Kurmin. In einer wiederholt gelungenen Kulisse aus passenden Musiken, Geräuschen und Effekten brilliert jeder und jede Beteiligte mit einer Glanzleistung.

Das stimmungsvolle Covermotiv wurde erneut von Illustrator Ertugrul Edirne beigesteuert, einem Garant für passende attraktive Bebilderungen von Produktionen aus dem Hause Titania Medien.  

Fazit: Weniger Horror oder Grusel als vielmehr Krimi und verhaltene Mystery. In der Auswahl der Vorlage ist man der maßgeblichen Ausrichtung der Hörspielreihe vielleicht nicht so ganz gerecht geworden. Für die hochprofessionelle Umsetzung muss man sich aber keine Vorwürfe gefallen lassen. Außerdem darf man stolz sein, der eher vergessen gegangenen Autorin Carolyn Wells eine verdiente neue Bühne bereitet zu haben, als „Wiedergängerin“ in der internationalen Literatur, Kultur und Unterhaltung.

Gruselkabinett 130: Der Wiedergänger
Hörspiel nach der gleichnamigen Erzählung von Carolyn Wells
Marc Gruppe
Titania Medien 2017
ISBN: 978-3-7857-5562-4
1 CD, ca. 73 min., deutsch
Preis: EUR 8,95

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