von Daniel Pabst

Die Kollektion mit dem Titel „Die ultimative Spider-Man Comic-Kollektion“ ist angesetzt auf 35 Ausgaben, die im 14-Tage-Rhythmus erscheinen werden. Am Ende der Sammelreihe wird ein Panorama-Rückenbild im Comic-Regal zu erblicken sein. Der Einstiegspreis für Band 1 beträgt nur 6,99 Euro und umfasst gleich mal 192 Seiten. Da ist man verleitet, sofort zuzuschnappen! Wie also liest sich diese erste Geschichte? Ist sie modern?

Die Geschichte in dieser Kollektion besteht nicht aus der ursprünglichen Version von Spider-Man aus dem August 1962, sondern enthält die ultimative Version („Ultimate Spider-Man“), welche von Brian Michael Bendis und Bill Jemas ab 2000 erzählt wurde. Gezeichnet wurde sie von Mark Bagley. Denkt man an die 2000er Jahre zurück, so erinnert man sich an die drei „Spider Man“-Kinofilme (2002 bis 2007), die mit großem Erfolg die Geschichte des Spider-Man mit „Tobey“ Maguire und Kirsten Dunst (als Mary Jane) einem Kinopublikum zeigte. Ebenso einsteigerfreundlich in das Marvel-Universum präsentiert sich der erste Band von „Die ultimative Spider-Man Comic-Kollektion“. Wie schon die „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ veröffentlicht Panini Comics jeden Band der Kollektion als Hardcover-Version, die alle zusammen am Ende ein Rückenbild ergeben (hier in Form von drei durch die Hochhausschluchten von New York City „fliegenden“ Spinnenmännern).

In der Geschichte von „Die ultimative Spider-Man Comic-Kollektion 1 – Lektionen fürs Leben“ beginnt alles harmlos. Der schüchterne und strebsame Schüler Peter Parker, der bei seiner Tante und seinem Onkel lebt, macht mit seiner Schulklasse einen Ausflug in die Fabrik namens „Osborn Industries“. Diese wird von dem Vater seines Klassenkameraden Harry geleitet. Unglücklicherweise macht Peter dort mit einem der Forschungs- und Versuchsobjekte von Osborn die Bekanntschaft. Eine genetisch veränderte Spinne beißt ihn! Von da an verändert sich das Leben von Peter Parker unaufhaltsam. Sein Körper ändert sich – nicht jedoch durch die Pubertät, sondern durch das Spinnengift, das in seinem Körper Mutationen auslöst. Vom Außenseiter wird er zum Mädchenschwarm. Sein kariertes Hemd tauscht er bei nächtlichen Schaukämpfen gegen ein blau-rotes Spinnenkostüm ein, das dankbarerweise sein Gesicht unerkennbar macht. Nachdem er dann das ersehnte Patent seines verstorbenen (?) Vaters zur Vollendung gebracht hat und eine Art Leim entwickelt hat, schwingt er sich zum freundlichen Spider-Man aus der Nachbarschaft empor und „fliegt“ durch die Lüfte New Yorks.

Der erste Comic Band zeigt sehr gut, warum Spider-Man so sehr an Beliebtheit gewonnen hat. Es geht um einen Teenager, der sich auf die Suche nach sich selbst und seinem Platz in der Gesellschaft macht und gleichzeitig durch Superkräfte Gutes bewirkt. Und der die Hausaufgaben vernachlässigt, um sich „wichtigeren“ Dingen zu widmen. In „Die ultimative Spider-Man Comic-Kollektion 1“ bekommt es unser Held dann auch schon mit dem ersten Superbösewicht zu tun, dem eine Lektion erteilt werden muss! Es ist der Auftakt eines Abenteuers, das prima unterhält, und dennoch hat man den Eindruck, dass trotz der außergewöhnlichen Gabe von Spider-Man stets mächtige Rivalen die Fäden in der Hand halten. Dazu gibt es zum Spannungsaufbau natürlich noch jede Menge Neugierige – wie etwa die Presse, die das wahre Gesicht des Spidermans ablichten möchte. Dass sich die Boulevardzeitung „Daily Bugle“ für die Action interessiert, wird bereits im ersten Band angerissen. Es bleibt daher viel Stoff für weitere Comic-Geschichten in dieser Reihe.

Der Zeichenstil von Mark Bagley hat etwas sehr raues und wirkt insgesamt schon etwas aus der Zeit gefallen. Aber trotzdem entwickelt sich ein ordentliches Lesevergnügen. Die glorreichen Auftritte sind in Band 1 allein den männlichen Charakteren gegönnt worden. Mary Jane und auch Tante May wirken sehr blass (und das liegt bei Tante May nicht allein daran, dass ihre Haare weiß-grau koloriert wurden – anders als bei der Neuinterpretation in „Spider-Man: Homecoming“). Dagegen ist Onkel Ben derjenige, der Peter die entscheidenden Worte mitgibt: „Große Dinge werden in deinem Leben geschehen Peter … und damit hast du auch große Verantwortung“. Und als Peter Parker auf einer Party von einem angetrunkenen Mädchen angeflirtet wird, ist das Gezeichnete schon klischeebelastet. Aber die Kollektion heißt nicht grundlos: „Die ultimative Spider-Man Comic-Kollektion“. Peter ist und bleibt in dieser Geschichte nun mal der klare Titelheld – für die männliche Leserschaft. Wer weibliche Heldinnen und starke Frauenrollen sehen möchte, für den bietet das Marvel-Universum in neuester Zeit viel mehr Abwechslung und Anspruch als es in den 2000er Jahren noch der Fall gewesen war.

Wer Spidey ins Netz gehen möchte, kann dafür gerne ins Netz gehen. Denn dort gibt es eine Leseprobe, die dazu einlädt, sich diesen ersten Band – für einen absolut fairen Preis – zu sich nach Hause zu holen. Diese „Heimkehr“ von Spider-Man in die Verkaufsregale ist insgesamt sehr zu begrüßen. Gerne können in Zukunft auch noch weitere Helden oder Heldinnen ihre eigene Comic-Kollektion erhalten!
 
Leseprobe

Fazit: Für einen Preis von nur 6,99 Euro bietet dieser Einsteigerband ein sehr gelungenes Preis-Leistungsverhältnis. Selbst wenn nach diesem ersten Band die eigene Faszination für Spider-Man nachlassen sollte, so wird man den Kauf der „Lektionen fürs Leben“ nicht bereuen. Im Vergleich zu modernen Comic-Adaptionen betritt man hiermit beinahe eine kleine Zeitreise, die an die Kinoerlebnisse der „Spider Man“-Filme in den 2000er Jahre zurückdenken lässt. Das macht diese Kollektion empfehlenswert und bereitet Spaß beim Lesen.

Die ultimative Spider-Man Comic-Kollektion 1 – Lektionen fürs Leben
Comic
Brian Michael Bendis, Bill Jemas, Mark Bagley
Panini Comics 2022
ISBN: 978-37416-3116-0
192 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 6,99

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