Spider-Man – Blue

„Spider-Man – Blue“ zeigt uns die andere Seite des jungen Superhelden. Im Dunkeln sitzt Peter Parker vor einem Tonbandgerät und spricht zu Gwen Stacy. Besser gesagt: Er versucht die richtigen Worte zu finden. Denn zu diesem Zeitpunkt lebt Gwen Stacy nicht mehr. Dieser Comic gleicht einer Achterbahnfahrt. Hier gibt es Emotionen, warme Erinnerungen und Gedanken an Momente, zu denen es nie mehr kommen konnte.

von Daniel Pabst

Ursprünglich ist die Geschichte im Jahre 2003 erschienen. Jetzt ist sie bei Panini Comics im Rahmen der „Marvel-Must-Have“- Reihe veröffentlicht worden. „Spider-Man – Blue“ ist Teil der „Color“-Reihe („Daredevil: Yellow“, „Hulk: Gray“ und „Captain America: White“). Das Kreativ-Duo aus Jeph Loeb (Autor) und Tim Sale (Zeichnungen) kennt man vielleicht durch den „Batman“-Klassiker „Das lange Halloween“. Ein weiterer bekannter („Batman“-)Titel von Jeph Loeb ist „Batman Hush“. Hier steht Spider-Man im Vordergrund.
 
Das „Blue“ im Titel springt schon durch die Covergestaltung ins Auge. Es hat jedoch nichts mit einer neuen Kostümfarbe für Spider-Man zu tun. Vielmehr steht der Zusatz „Blue“ (Blau) für Trauer und Melancholie. Im Englischen spricht man ja auch von „I feel blue“ oder „I’ve got the Blues“, wenn man trübsinnig ist.

So geht es Peter Parker in diesem Comic. Er sitzt in seinem Zimmer und spricht seine Erinnerungen an seine verstorbene Freundin Gwen Stacy ein. Dabei erleben wir die vergangenen Ereignisse und lesen auf den Seiten parallel die Aufnahmen in kleinen blauen Textfeldern. Da sagt Peter Parker beispielsweise, dass sein Leben erst nach viel Mist etwas besser geworden ist. Ein trübsinniger Superheld? So was ist man gar nicht gewöhnt, oder?

Gerade der lustige Spider-Man lässt in „Spider-Man – Blue“ tief in sein Inneres blicken. Der Autor Jeph Loeb versteht es, die glückseligen Erinnerungen von Peter Parker mit den traurigen Momenten zu verbinden. In den Zeichnungen von Tim Sale werden diese Stimmungsschwankungen hervorragend an die Leserschaft herangetragen. Bis zum Tod von Gwen Stacy erleben wir, wie Spider-Man gegen den grünen Goblin, Vulture und einen Doppelgänger von Vulture, Lizard und Kraven den Jäger kämpft. Neben Heldentaten sehen wir die Freundschaften und die erste Liebe. Als Mary Jane Watson auftritt, verdreht sie nicht nur Peter Parker den Kopf.

Die einzelnen Geschichten in „Spider-Man – Blue“ wurden nicht direkt von Jeph Loeb erfunden, sondern erzählen die Storys aus „The Amazing Spider-Man“ (1962-1973) nach. Für die Umsetzung hat sich der Zeichner Tim Sale ausführlich mit den alten Zeichnungen von Steve Ditko und John Romita Sr. beschäftigt. Dieser Comic ist zu einer fabelhaften Reminiszenz an die Anfangszeit von Spider-Man geworden. In Verbindung mit den sehr emotionalen und „persönlichen“ Sätzen von Peter Parker entsteht eine Sogwirkung.  

Fazit: Natürlich wird niemand von uns ein so spektakuläres Leben haben wie eine Comic-Figur. Dennoch bewegt das Schicksal von Peter Parker. Hier wird ein unausweichliches Thema angesprochen: Der Umgang mit dem Tod von Geliebten und innere Narben. Wie man nach dem Verlust wieder gestärkt zurück ins Leben findet und weiter macht, versuchen die Macher dieses Comics zu verbildlichen. So ist dieser Comic einerseits eine Hilfe im Umgang mit Trauer und andererseits eine Verbeugung vor den „Spider-Man“-Pionieren Stan Lee, Steve Ditko und John Romita Sr. Dies macht den Comic „Spider-Man – Blue“ trotz seines Alters immer noch sehr lesenswert.

Spider-Man – Blue
Comic
Jeph Loeb, Tim Sale
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3392-8
172 S., Hardcover, deutsch
Preis: 19,00 EUR

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