von André Frenzer

2011 gründete Autor, Regisseur und Hörspielproduzent Markus Winter den Verlag WinterZeit AUDIOBOOKS, der sich seither auf seinen verlegerischen Schwerpunkt, die Produktion von Hörbüchern und Hörspielen, konzentriert. Das Portfolio des Verlages ist mittlerweile denn auch recht breit und viele Titel dürften dem am Fantastischen Interessierten auch bekannt vorkommen; so widmet sich eine Reihe des Verlages neuen Geschichten von Jules Vernes Phileas Fogg, Sherlock Holmes darf neue Abenteuer erleben oder Werke von H. P. Lovecraft erfahren eine neue Vertonung. Nun also hat sich der Verlag auch dem „Schwarzen Auge“, Deutschlands erfolgreichstem Rollenspiel angenommen und Aventurien eine eigene Hörspielreihe spendiert.

Die Auftaktfolge, „Im Kerker von Gareth“, dient in erster Linie dazu, die Protagonisten der weiteren Handlung einzuführen. Als der mit 83 Jahren noch recht junge Zwerg Gundar Gemmenschneider die Hauptstadt des Mittelreiches, Gareth, aufsucht, um hier die Ergebnisse seiner Goldschmiedekunst zu verkaufen, ahnt er nicht, was ihn erwartet. Fälschlicherweise des Diebstahls bezichtigt landet er – ohne viel Federlesen – im namensgebenden Kerker von Gareth, um hier fortan Frondienst an der „Spindel“ leisten zu müssen, einem gigantischen Mahlwerk. Seine Mitgefangenen – der Auelf Filoen, die Streunerin Alinne und der Thorwaler Pirat Hothar – sind ein wahrlich harter Haufen und bilden den Prototyp der klassischen Abenteurergruppe. Kein Wunder also, dass die Handlung des Hörspiels sie nicht dazu verdammt, den Rest ihres Lebens im Kerker zu verbringen …

Der Auftakt zur mehrteiligen „Das Schwarze Auge“-Reihe macht Einiges richtig – aber leider auch Einiges falsch. Während mit dem Zwerg Gundar Gemmenschneider ein wirklich interessant wirkender Charakter eingeführt wird, dessen jugendliche Unbedarftheit frisch und unverbraucht wirkt, verkommt der Rest der neu zusammengewürfelten „Helden“-Gruppe zu platten Abziehbildern. Auch der stete Streit zwischen Elf und Zwerg, bereits von Tolkien in seinem „Herrn der Ringe“ zur Genüge ausgeführt, wirkt hier ermüdend und aufgesetzt. Positiv hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch das gelungene Drehbuch, das es versteht, einen guten Spannungsbogen aufzubauen und an der richtigen Stelle endet, um eine gewisse Spannung auf den zweiten Teil aufzubauen. Negativ wiederum wirkt sich die Einbindung des aventurischen Hintergrundes in das Hörspiel aus, denn diese findet kaum statt. Tatsächlich gibt es – abseits von der Verwendung einiger Namen wie „Gareth“, „Mittelreich“ oder „Warunkei“ kaum Bezugnahme auf Aventurien, sodass „Im Kerker von Gareth“ auch in jeder beliebigen Fantasy-Welt hätte angesiedelt sein können.

Technisch wiederum hat WinterZeit AUDIOBOOKS eine sehr ansprechende Arbeit abgeliefert. Die verwendeten Soundeffekte und insbesondere der Soundtrack sind sehr stimmungsvoll und gut in die Handlung eingebettet. Auch die Sprecher machen eine gute Figur und erwecken die unterschiedlichen Figuren gekonnt zum Leben. Dass in einer Nebenrolle Hörspiellegende Eckart Dux einen Auftritt hat, erfreut den Hörspielkenner zusätzlich. Das Cover wiederum ist hübsch aufgemacht und zeigt eine stimmungsvolle Szene, scheint aber auch nicht unbedingt Bezug auf das Gareth Aventuriens zu nehmen.

Fazit: Der Auftakt in die neue Hörspielreihe zu „Das Schwarze Auge“ ist ein technisch gut umgesetztes Werk, das mit einer klassischen aber linearen Story aufwartet und mit einem gelungenen Cliffhanger endet. Leider bleiben viele der Protagonisten blass und insbesondere die Einbindung Aventuriens scheint ausbaufähig. So muss erst der zweite Teil zeigen, ob es sich lohnt hier weiter am Ball zu bleiben.

Das Schwarze Auge 1: Im Kerker von Gareth
Hörspiel
WinterZeit AUDIOBOOKS
EAN: 9783945624982
1 CD, ca. 56 min., deutsch
Preis: EUR 9,99

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