Das Schwarze Auge 3: Die Geweihten des Totengottes

Zum nunmehr dritten Mal lässt uns der Verlag WinterZeit AUDIOBOOKS an den Geschicken der zusammengewürfelten Heldentruppe rund um den Zwerg Gundar Gemmenschneider teilhaben. Die Gruppe hat die Irrungen und Wirrungen des zweiten Teils hinter sich gelassen und wandert zielstrebig in die dunklen Lande.

von André Frenzer

Die Erwartungshaltung war durchaus durchwachsen, als ich mich dem dritten Teil der Reihe widmete. WinterZeit AUDIOBOOKS versäumte es in den ersten Teilen mehrfach, aventurisches Flair in seine „Das Schwarze Auge“-Hörspielreihe unterzubringen. Im zweiten Teil versäumten sie es gar, die Handlung der Reihe wirklich voran zu bringen. Der dritte Teil hatte also einiges gutzumachen.

Aber worum geht es eigentlich? Die Helden, bestehend aus dem Zwerg Gundar, dem Auelfen Filoen, der Streunerin Alinne und dem Thorwaler Hothar – verstärkt durch die Kriegerin Leonida von Beilunk – haben die gastlicheren Bereiche des Mittelreiches bereits hinter sich gelassen und befinden sich auf halben Weg in die Warunkei, die – zur Zeit der Hörspielreihe – noch von dem untoten Drachen Rhazzazor beherrscht wird. Hier entdecken sie einen befestigten Boronstempel, bei dem sie Unterschlupf für die Nacht suchen. Doch auch innerhalb der Reihen der Boronsgeweihten gibt es Verräter und schon bald findet sich die Gruppe in einem ungleichen Kampf wieder. Wem können sie noch trauen und vor allem: Werden sie die Nacht überleben?

„Die Geweihten des Totengottes“ lässt mich mit einem reichlich zwiespältigen Eindruck zurück. Zunächst aber möchte ich diesen Teil der Reihe loben: Einige Charaktere innerhalb der Gruppe erhalten endlich mehr Farbe und insbesondere der Thorwaler Hothar darf einmal ein wenig aus seiner Rolle des dümmlichen Hau-Draufs herauskommen. Auch ist die Handlung um die abtrünnigen Boronsgeweihten spannend erzählt und gut aufgemacht. Aber: Ich komme kaum hinterher damit aufzuzählen, welche aventurischen Begebenheiten in meinen Ohren wiederum schlecht getroffen wurden. Sei es, dass Rhazzazor nie beim Namen genannt, sondern immer nur als „der Nekromant“ betitelt wird (als wenn dem Drehbuchautoren der richtige Name nicht geläufig gewesen wäre), sei es, dass der erneute Magieeinsatz der Streunerin kaum etwas mit aventurischer Magie zu tun hat. Auch ist die Grundstimmung, mit der die Gruppe in das Boronskloster tritt, in meinen Augen viel zu misstrauisch: Der Totengott ist immerhin einer der zwölf Götter Alverans und als solcher zwar natürlich mit Respekt zu behandeln – aber eben nicht mit Misstrauen. So geht es immer fort mit den verpassten Chancen, aus einer beliebigen Fantasy-Geschichte eine Geschichte aus Aventurien zu machen. Und gerade im dritten Teil, der mir wieder viel besser gefallen hat, ist das wirklich schade.

Technisch gibt es wiederum kaum etwas zu meckern. Der aus den vorherigen Teilen bekannte Soundtrack findet dankenswerterweise abermals Verwendung und sorgt für einen schönen Wiedererkennungswert. Auch an den verwendeten Soundeffekten habe ich nichts auszusetzen, sie sind stimmungsvoll und passend eingesetzt. Auch den Sprechern kann ich – wie im Vorgänger – eine gute Arbeit attestieren. Erfreut war ich, dass die bekannte Stimme von Roland Hemmo – der zum Beispiel „Stiefelriemen-Bill Turner“ aus „Fluch der Karibik“ oder „Professor Moody“ aus „Harry Potter“ vertont hat – hier einen Gastauftritt als oberster Abt des Tempels hat. Das Cover ist stimmungsvoll gelungen, passt in meinen Augen aber ehrlicherweise nicht wirklich zu der in der Handlung auftretenden Location.

Fazit: Mit „Die Geweihten des Totengottes“ kristallisiert sich heraus, dass die „Das Schwarze Auge“-Reihe von WinterZeit AUDIOBOOKS wohl nie wirklich heimisch in Aventurien werden wird. Was bleibt, ist eine technisch gut aufgemachte und spannend erzählte Fantasy-Story ohne allzu viel Tiefgang.

Das Schwarze Auge 3: Die Geweihten des Totengottes
Hörspiel
WinterZeit AUDIOBOOKS
ASIN: 3960660006
1 CD, ca. 60 min., deutsch
Preis: EUR 9,99

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