von André Frenzer
Nun liegt also der zweite Teil der Hörspielreihe „Das Schwarze Auge“ vor. WinterZeit AUDIOBOOKS bleibt sich treu, und gönnt auch dem erfolgreichsten deutschen Rollenspiel eine eigene Serie. Blieb der Auftakt der Reihe, „Im Kerker von Gareth“, doch einiges an aventurischem Flair schuldig, so schickt sich nun der zweite Teil der Reihe an, Gundar und seine Kameraden quer durch das Mittelreich zu schicken – eine gute Gelegenheit, reichlich Lokalkolorit einzustreuen. Möchte man meinen.
Doch wenden wir uns zunächst der Handlung des zweiten Teiles zu. Im Finale der Auftaktfolge erhielten der Zwerg Gundar, der Auelf Filoen, die Streunerin Alinne und der Thorwaler Hothar den Auftrag, einige Artefakte aus Warunk zu bergen. Natürlich liegt Warunk inmitten der von borbaradianischen Horden überrannten „Schwarzen Lande“, was einige Aufregung verspricht. Doch zunächst macht sich die Gruppe – verstärkt durch die Kriegerin Leonida von Beilunk – auf den Weg durch wesentlich friedlichere Gegenden des Mittelreiches. Nachdem sie sich bei einer Waffenhändlerin mit der notwendigen Ausrüstung eindecken konnten, geraten sie das erste Mal mit der Garether Stadtwache aneinander, die ihnen auf den Fersen ist. Auf der Flucht fallen sie dem Räuber Renk und seinen Gesetzlosen in die Hände. Kann es da von Vorteil sein, dass Alinne den Räuberhauptmann bereits kennt?
Um ehrlich zu sein, bin ich vom zweiten Teil der „Das Schwarze Auge“-Reihe ernsthaft enttäuscht. Zum einen gestaltet sich die Handlung von „Freund oder Feind“ nicht nur als recht einfallslos, sondern geradezu als inhaltslos. Keine der hier erlebten Etappen bringt die Rahmenhandlung wirklich voran, und auch wenn die Kämpfe spannend inszeniert sind, bleiben sie eben nicht mehr als bloße Lückenfüller. Dazu gesellen sich die Kritikpunkte der Auftaktfolge: In kaum einer Szene ist zu spüren, dass wir uns in Aventurien, der nun wirklich dicht beschriebenen Hintergrundwelt des „Schwarzen Auges“ aufhalten. Seien es die namenlosen Weiler, durch die die Gefährten ziehen oder auch die Anwendung von Magie, die im finalen Kampf der Episode erstmals eingesetzt wird: Nichts davon wirkt wie „Das Schwarze Auge“. So hätte „Freund oder Feind“ in jedem beliebigen Setting funktionieren können. Dass darüber hinaus die einzelnen Charaktere der Gruppe weiterhin kaum an Farbe gewinnen und platte Abziehbilder ihrer eigenen Klischees bleiben, stößt mir gerade vor dem Hintergrund der dünnen Handlung doppelt auf.
Technisch allerdings kann man WinterZeit AUDIOBOOKS keinerlei Vorwurf machen. Der bereits im ersten Teil gut angekommene Soundtrack findet abermals Verwendung und sorgt für einen schönen Wiedererkennungswert. Wieder sind die verwendeten Soundeffekte meistenteils gut gelungen – einzig die niedersausenden Pfeile in den Kämpfen klingen mir etwas zu wuchtig in den Ohren. Auch den Sprechern kann ich – wie im Vorgänger – eine gute Arbeit attestieren. Zu guter Letzt ist auch das Cover ein weiteres Mal gut gelungen und fängt die Stimmung der finalen Konfrontation gut ein.
Fazit: „Freund oder Feind“ ist ein technisch gut umgesetztes Hörspiel, aber leider eine schwache Episode in der Reihe „Das Schwarze Auge“. Weder wird aventurisches Flair verbreitet, noch kommt die Handlung über Versatzstücke und Lückenfüller hinaus. Es bleibt abzuwarten, ob die Reihe mit dem dritten Teil noch einmal Fahrt aufnehmen kann.
Das Schwarze Auge 2: Freund oder Feind
Hörspiel
WinterZeit AUDIOBOOKS
ASIN: 3945624991
1 CD, ca. 60 min., deutsch
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