Sphärenklang #2: Siebenwindküste

„Das Schwarze Auge“ ist in seiner fünften Edition eine wahrlich multimediale Erfahrung. So wird im Kielwasser jedes Regionalbandes auch eine eigene CD mit untermalender Musik veröffentlicht. Wie gelungen ist die CD, die Ulisses für die Siebenwindküste vorlegt?

von André Frenzer

Aventurien wird immer lebendiger. Nachdem bereits die Regionalbeschreibungen der vierten Edition mit einer Detailtiefe glänzten, die Mancher bereits als kreativitäts- und freiheitsberaubend befand, verdichtet sich die aventurische Welt mit der fünften Edition noch mehr. So wird jede Region nicht nur mit einem Regionalband bedacht, sondern auch gleich mit ergänzenden Ingame-Texten (den „Heldenbrevieren“), zusätzlichen Regelbüchern und eben CDs aus der „Sphärenklang“-Reihe.

Ralf Kurtsiefer unter dem Label Orkpack zeichnet für die Musik verantwortlich. Und der Gute bringt reichlich Erfahrung mit, konnte er doch bereits einige Rollenspielsoundtracks in seine künstlerische Vita aufnehmen; unter anderem stammen zwei „Splittermond“-CDs aber auch die „Aetherklänge“ für „Space 1889“ oder „Klangwerk“ für „Dungeon Slayers“ aus seiner Feder. Beste Voraussetzungen also, um musikalisch an die geheimnisvolle, feenreiche Siebenwindküste entführt zu werden?

Leider konnte mich das Ergebnis jedoch nicht wirklich überzeugen. Das Album beginnt eigentlich recht stimmungsvoll mit dem Track „Albernia – die Weiße“, das mit bedachtsam eingesetzten Soundeffekten und atmosphärischen Klängen zu punkten vermag. Doch leider geht es nicht in dieser Form weiter. Viele Stücke – darunter „Sturmgestade“, „Erzlose Lande“, „Wasserholz“ oder „Ziegenherz“ versuchen, kleine Geschichten zu erzählen und bringen damit viel zu viele Stimmungsschwankungen in zu kurzer Zeit unter. Wenn Dur- und Molltöne sich im Minutentakt abwechseln und Dramatik und Entspannung eine Sache von kurzen Phrasen wird, dann wird die Musik zur Untermalung einer Szene schlicht zu hektisch.

Es gibt noch andere Punkte, die mir nicht zusagen. Einige Stücke enthalten lange, gesprochene Passagen – Gedichte oder Geschichten – die am Spieltisch natürlich für reichlich Ablenkung sorgen können, wenn die Spielgruppe plötzlich mehr dem Text denn dem Spielleiter lauscht. Dazu kommen einige Stücke, deren Stil eher an moderne Diskotheken-Töne erinnert – „Tanz in den Gassen“ oder „Havenas Glockenspiel“ könnten auch problemlos als Techno-Stücke durchgehen. Das bricht mit der angestrebten Stimmung. Auch die Idee, Karaoke-Versionen einiger Lieder unterzubringen, erscheint mir wenig durchdacht; was bei einem Havener Trinklied über Ferdoker Bier noch eine lustige Integration am Spieltisch nach sich ziehen kann, wirkt bei minutenlangen Bardengesängen mit recht komplexen Texten dann doch eher wie Zeit- und Trackzahlschinderei.

Es ist aber sicherlich nicht alles schlecht an der aktuellen Ausgabe der „Sphärenklänge“. Gerade in der zweiten Hälfte der CD haben sich einige stimmungsvolle Stücke – wie „Ruinen im Nebel“ oder „Die Toteninsel“ versammelt, die deutlich entspannter komponiert und damit für ihren gedachten Einsatz viel besser geeignet sind.

„Sphärenklänge #2: Siebenwindküste“ eignet sich vom Aufbau damit weniger als sachte Hintergrundmusik in Dauerschleife. Vielmehr warten einzelne Stücke auf einen bedachten und gezielten Einsatz am Spieltisch, was die angedachte Anwendung als Rollenspielmusik in meinen Augen unnötig verkompliziert. Doch auch als reinen Hörgenuss abseits des Spieltisches konnte mich die CD nicht überzeugen: Vom Klangbild war ich auch nach mehrmaligem Durchhören enttäuscht. Zu deutlich hört man den Konservenklang aus einzelnen Stücken heraus.

Fazit: „Sphärenklänge #2: Siebenwindküste“ enthält einige gute Stücke, um Abenteuer in dieser Region stimmungsvoll zu untermalen. In Gänze konnte mich die CD aber nicht überzeugen. Gerade als Hintergrundmusik gibt es deutlich bessere Rollenspielmusik.

Sphärenklang #2: Siebenwindküste
Rollenspiel-Soundtrack
Ralf Kurtsiefer (Orkpack)
Ulisses Spiele 2017
ISBN: 4260091157182
1 CD, ca. 70 min., deutsch
Preis: EUR 14,95

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