5-Minute Dungeon

Die Idee eines Dungeon Crawlers, heruntergebrochen für Gelegenheitsspieler. Keine langen Regeln, kein schwieriges Setting oder Hantieren mit Markern. In 2 Minuten losspielen und 5 Minuten lang zusammen Spaß und spielerisch Stress haben. – Kann funktionieren.

von Lars Jeske

Kooperative Spiele, die mehr oder weniger Dungeon Crawler sind, gibt es seit Längerem wie Sand am Meer. Stundenlang bespielte Szenarien sind in der Szene sehr beliebt und qualitativ hochwertige werden dabei besonders geschätzt. Um dieses Marktsegment auch den Gelegenheitsspielern näherzubringen, gibt es unterschiedliche Wege. Auf alle Fälle gilt es hierbei die Regeln zu vereinfachen, um den Einstieg zu gewähren. Hinzu kommt nunmehr auch ein humoristisches Element, welches das Ganze mehr nach einem Spiel, anstatt nach harter Arbeit aussehen lässt. Natürlich gegen die Zeit, wie beispielsweise bei „Dungeon Time“. Das noch bekanntere „Magic Maze“ ging den Weg, dass die Spieler alle gleichzeitig gegen die Zeit, aber in völliger Stille, die Heldengruppe zusammen durch das Szenario steuern.

Richtig einfach ist der Einstieg bei „5-Minute Dungeon“. Dieses Spiel verfolgt den eher klassischen Ansatz des Hack & Slay ohne Upleveln. Somit gehören zum Packungsinhalt neben der übersichtlichen Regel lediglich 10 Papptableaus und 250 stabile Karten. Jedem der 2 bis 5 Spieler steht heuer ein Heldendeck von 40 Karten zur Verfügung. Auf diesen Karten sind zumeist 1 oder 2 Symbole abgebildet oder es handelt sich um eine weitaus seltenere Ereigniskarte. Mit diesen Spielerdecks gilt es, nomen est omen, in maximal 5 Minuten durch den Stapel an Dungeonkarten zu spielen und auch den Boss zu besiegen. Dabei passiert entweder ein Ereignis, oder weitaus häufiger stellt sich die Gruppe einem Hindernis oder Gegner.

Bekämpft wird dieser ausschließlich durch das Ablegen von geeigneten Karten. Jede Gegnerkarte hat aufgedruckte Symbole (etwa 2x Pfeil, Schwert und Schild), welche sich eben auch auf den Karten der Spieler befinden. So die Spieler als Gruppe eine äquivalente Menge an Symbolen ablegen können, gilt das Monster als besiegt und es wird sofort die nächste Karte des Dungeondecks umgedreht und gegen das nächste Monster „gekämpft“. Der Anreiz des Spiels liegt also darin, schnellstmöglich effektiv die passenden Symbole auszuspielen, Karten nachzuziehen und dadurch den vom Endgegner quantitativ vorgegebenen Deckstapel von Gegnern durchzuspielen. Schafft man dies vor Ablauf der 5 Minuten und hat auch noch den etwas herausfordernden Boss-Gegner besiegt, hat die Gruppe das Spiel gewonnen. Lange Zeit für Diskussionen zwischendurch bleibt also nicht und alles ist sehr aufregend und beinahe unübersichtlich. Also chaotisch, hektisch-kooperativ, gegen die Zeit: die besten Zutaten für ein Fun-Spiel.



Während die gegnerischen Karten je nach Gruppenstärkte und gewähltem Level zufällig bestimmt werden, ist jedes Heldendeck einem charakteristischen Archetypus zugeordnet. 10 verschiedene Helden stehen dabei zur Verfügung, im Wesentlichen die üblichen Verdächtigen wie Paladin, Waldläufer oder Zauberin. Die Spielertableaus sind doppelseitig bedruckt, dadurch und die 5 verschiedenfarbigen Decks kann man also bis zu 5 Helden mit jeweils einer Spezialfähigkeit wählt. Diese Fähigkeiten sind relativ einfach gehalten, können sie durch das Ablegen von 3 Handkarten zumeist die Dungeonkarte (Monster, Hindernis, Person) automatisch besiegen. Hinzu gibt der Magier die Möglichkeit für die Gruppe die Zeit anzuhalten, während andere Charaktere, wie Dieb oder Walküre, es gestatten Karten, zu ziehen oder ziehen zu lassen.

Das Brettspieldebüt von Connor Reid ist gelungen. Bei diesem sehr einfachen Spiel wurde fast alles richtiggemacht. Stabile Karten mit einfacher Symbolik und einfachste Regeln eröffnen diesem Spiel eine potenziell sehr große Zielgruppe. Hinzu kommt, dass es schnell einmal zwischendurch zu spielen ist. Jede Spielerfarbe hat zudem ein Hauptsymbol im Stapel und die Dungeonkarten sind optisch ansprechend mit lustigen Bildern und Namen gestaltet. Dies erinnert einen an Spiele a la „Munchkin“, wenn man auf Kartennamen wie „Ein Zauberer mit schlechtem Ruf“, „Ein Haufen schreiender Kinder“, „Ein Kaktus, der umarmen will“ oder „Ein Bonsai-T-Rex“ stößt. Um sich darüber zu amüsieren oder auch nur darauf zu achten hat man zwar während einer Spielrunde keine Zeit, aber dennoch ein Hingucker. Zumeist vorher beim Spielerklären oder nachher beim Auseinandersortieren der gespielten Karten.

Bei so einen Fun- beziehungsweise Familienspiel muss man zwar nicht die Skalierbarkeit der Herausforderung bewerten, es ist aber immer recht einfach und wird umso einfacher, desto mehr Spieler teilnehmen. Logisch, sind es doch immer 40 weitere Karten pro Spieler, die dem Team helfen. Die 3 möglichen Schwierigkeitsstufen pro Gegner sind allerdings eher langweilig, da einfach die Anzahl der Karten verändert wird. Dies bietet auf alle Fälle noch ein Potenzial für Erweiterungen. Verpackungstechnisch ist das auch schon gut vorbereitet. „5-Minute Dungeon“ liegt knapp unter der Größe des Standardkartons für Großspiele, ist dennoch stark überdimensioniert. Dafür passt natürlich alles bequem rein. Das Plastikinlay ist auch so gefertigt, dass die Kartensets einzeln einsortiert werden können, um die nächste Runde schnell zu starten, und dass sogar noch Platz für weiteres Material wäre …



Der Langzeitspaß ist bei „5-Minute Dungeon“ eher überschaubar, jedoch auch nicht die Hauptaufgabe. 5 verschiedene Boss-Gegner gibt es mit jeweils 3 Schwierigkeitsstufen. Wenn man immer wieder andere Mitspieler hat oder einen Abend mit einem einfachen Spiel starten beziehungsweise enden lassen will, ist es ein sehr passendes Spiel. Solange man ein paar Minuten Hektik vertragen kann.

Leider wurde dem Spiel keine Sanduhr zum Zeitstoppen beigelegt, was eine wertige Bereicherung gewesen wäre. Dennoch ist es kein essentielles Manko, haben gängige Smartphones doch eine entsprechende System-Applikation. Apropos: Als nettes Gimmick kann man natürlich auch eine 5-Minute Dungeon Countdown-App herunterladen. Unterschiedliche Sprecher in Deutsch oder Englisch sorgen für zusätzlichen Spaß passend zum Thema. Ein Dungeon Crawler, der sich selber nicht so ernst nimmt.

Fazit: „Wahre Helden gegen die Zeit“ – der Untertitel ist Programm. Symbolübereinstimmung unter Zeitdruck finden. Reaktion, Reflex, Koordination der Hände und eine sinnvolle Strategie der Kooperation. Leichte, wenige Regeln, einfache Symbolik. „5-Minute Dungeon“ ist ein kurzes und kurzweiliges Spiel. Wären nicht die Aktionskarten in den Heldendecks, das Spiel wäre ab 5 Jahren spielbar. Nett für zwischendurch, der Preis geht hierbei für die Qualität des Spielmaterials beinahe in Ordnung.

5-Minute Dungeon
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler ab 8 Jahren
Connor Reid
Franckh-Kosmos 2017
EAN: 4002051692889
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 22,95

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