Star Wars X-Wing Miniaturen-Spiel

Wenn Fantasy Flight Games für eins bekannt ist, dann dafür: Was die Spieleschmiede aus Amerika anpackt, das macht sie richtig. Für das „Warhammer 40.000“-Rollenspiel gibt es mittlerweile fünf Produktlinien. Aus jedem Brettspiel, sei es „Runebound“, „Descent“ oder „Android“, wird ein Franchise. Und das Irre dabei ist: Fast nie fühlt man sich als Käufer abgezockt. Die Produkte sind wirklich gut! Nun haben sie sich die „Star Wars“-Lizenz an Land gezogen – und das erste Ergebnis hiervon ist das „X-Wing Miniaturen-Spiel“.

von Bernd Perplies

Das Spiel, auf Deutsch beim Heidelberger Spieleverlag erschienen, kommt in einer flachen Box daher – die aktuelle Mid-Size-Größe von FFG/Heidelberger. Artwork und Verarbeitung sowohl der Box als auch der Spielmaterialien entsprechen dem hohen Standard, den man von beiden Spieleverlagen gewöhnt ist. Wirklich toll sind die zahlreichen neuen „Star Wars“-Illustrationen, die wir zwar höchstwahrscheinlich dann auch im kommenden Card Game und dem Rollenspiel zu sehen bekommen, aber noch wirken sie frisch und unverbraucht. Alles in allem kann man sehr zufrieden sein. Das gilt ebenso für die drei kleinen Schiffsmodelle, die der Grundbox beigelegt sind. Der X-Wing und die beiden Tie-Fighter sind gut modelliert und bis auf die fragilen Kanonenfühler des X-Wing überhaupt nicht verzogen. Das kennt man auch ganz anders. Die Bemalung gewinnt sicher keine Preise, geht für ein Pre-Painted Tabletop-Game aber völlig in Ordnung und wirkt auf dem Spieltisch hinreichend lebensecht.

Doch worum geht es bei „X-Wing“ nun eigentlich? Der Titel gibt bereits den entscheidenden Hinweis: Wir haben hier einen Raumkampf-Simulator mit Miniaturen vorliegen. Das Ganze erinnert ein wenig an das hauseigene „Wings of War“, allerdings wurde der Spielmechanismus runderneuert. Zunächst stellt man sich eine Staffel zusammen, wobei in der Grundbox eben nur ein X-Wing gegen zwei Tie-Fighter antreten kann. Es existieren allerdings Erweiterungssets mit jeweils einem zusätzlichen X-Wing und Tie-Fighter, sowie den zwei neuen Maschinen Y-Wing und Tie-Advanced. Jedes Schiff kann mit unterschiedlichen Piloten geflogen werden, die im Spiel spezielle Fähigkeiten mitbringen (oder eben nicht). Generische Piloten, wie der „Anfängerpilot“ sind eher Kanonenfutter, namhafte Piloten wie „Luke Skywalker“ oder „Biggs Darklighter“ weisen Spezialtexte auf, die im Duell sehr nützlich sein können. Verstärkt werden die Maschinen zusätzlich durch Aufwertungskarten, die Astromech-Droiden, Elitetraining oder Sekundärwaffen bieten. So ist unser guter R2-D2 ein echter Dorn im Auge jedes imperialen Spielers, denn er lädt beschädigte Schilde bei seinem Schiff wieder auf, was den entsprechenden X-Wing zu einer schwer zu knackenden Nuss macht.

Nachdem die Staffeln feststehen, wird auf einer freien Spielfläche von etwa 90x90 cm gespielt. Das kann jedoch jeder so handhaben, wie er möchte. Kleinere Spielflächen führen zu hitzigeren Kämpfen, größere eignen sich für Szenarien, während derer man auch mal von A nach B fliegen muss. Gespielt wird in Runden, wobei der Jäger mit dem (laut Pilotierwert) schlechtesten Piloten sich zuerst bewegt, dann geht es aufsteigend weiter bis zum besten Piloten. In der Planungsphase weist jeder Spieler jeder Maschine eine Bewegung zu. Die Bewegungsmöglichkeiten eines Jägers werden durch sein Manöverrad festgelegt. Tie-Fighter können beispielsweise extrem enge Kurven fliegen und sind enorm schnell. Dafür beherrschen sie nicht die Kunst des langsamen Geradeausflugs (den man zugegeben eher selten braucht).

In der Aktivierungsphase werden alle Manöverräder aufgedeckt. Je nach Manöver wird dann eine Schablone angelegt, entlang derer sich das Schiff bewegt. Anschließend kann noch eine Aktion durchgeführt werden, die meist Auswirkungen auf die Kampfphase hat. So darf man frühzeitig auf „Ausweichen“ setzen, um später einen Angriffswürfel zu negieren. Man kann Rollen, Zielerfassung durchführen oder sich fokussieren, um seine Kampfergebnisse zu verbessern. In der Kampfphase beginnt der beste Pilot und es geht abwärts bis zum schlechtesten. In dieser Phase prüft der Angreifer, ob ein Ziel in Reichweite ist und würfelt anschließend Angriffswürfel in Höhe seines Primär- oder Sekundärwaffenwerts, modifiziert durch gegebenenfalls vorher ausgeführte Aktionen. Der Verteidiger verfährt genauso, nur mit den Verteidigungswürfeln. Jeder erfolgreiche Angriffwürfel, der nicht durch einen Verteidigungswürfel negiert werden kann, wird zu einem Treffer, der Schilde oder die Hülle abbaut, wobei zusätzlich kritische Treffer auftreten können, die besondere Schadenseffekte erzeugen.

Das geht so lange hin und her, bis ein Spieler alle Maschinen des Gegners zerstört hat oder bis ein besonderes Szenarioziel erreicht wurde.

Fazit: Und erneut hat FFG einen Volltreffer gelandet. Das „X-Wing Miniaturen-Spiel“ ist extrem kurzweilig, leicht zu erlernen, aber schwer zu meistern und baut auf genau die richtige Mischung aus Glück und Taktikgefühl. Durch die unterschiedlichen Piloten und Aufwertungskarten spielt sich jede Partie ein wenig anders. Überhaupt fühlt sich das Spiel herrlich modular an. Schon jetzt sprießen die Communities aus dem Boden, die Szenarien, Bastelanleitungen für Asteroidenfelder, Raumstationen und mehr anbieten. Und durch die Erweiterungssets, die bei FFG und Heidelberger in schöner Regelmäßigkeit herauskommen dürften, ist auch für Langzeitspielspaß gesorgt. Schon in den nächsten Wochen sind vier neue Schiffe angekündigt: A-Wing, Tie-Interceptor und die beiden etwas größeren Schiffe Slave 1 und Millennium Falcon!


Star Wars X-Wing Miniaturen-Spiel
Miniaturen-Spiel für 2 Spieler ab 14 Jahren
Jay Little
Fantasy Flight Games/Heidelberger Spieleverlag 2012
EAN: 4015566011809
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 34,95

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