Star Wars Legion – Clone Wars – Grundbox

Viele Jahre beherrschte der Konflikt zwischen den tapferen Rebellen und dem finsteren Imperium den „Krieg der Sterne“. Dann brachte Schöpfer George Lucas um die Jahrtausendwende die „Prequel“-Filme in die Kinos und versetzte uns in die Vergangenheit, die Zeit der Klonkriege. Dort kämpfen die Klonsoldaten der Galaktischen Republik gegen die Droiden-Armeen der Separatisten. Genau diese zwei neuen Fraktionen sind 2019 mit der „Clone Wars – Grundbox“ für das Tabletop-Spiel „Star Wars Legion“ erschienen.

von Frank Stein

Die „Clone Wars – Grundbox“ ist die zweite Box dieser Art nach der ursprünglichen Grundbox, die den Kampf zwischen Rebellen und Imperium zum Thema hatte. Bis heute ist sie auch die letzte ihrer Art geblieben. Es kam keine neue Grundbox zum Kampf des Widerstands gegen die Erste Ordnung in der „Sequel“-Filmtrilogie heraus (durchaus schade, denn die Truppen-Designs der Ersten Ordnung sind schon sehr schick). Die Regeln dieser neuen Box sind übrigens voll kompatibel mit denen der vorherigen. Letzten Endes wurden „Star Wars Legion“ hiermit nur zwei neue Spielfraktionen hinzugefügt, die man – auch wenn es storytechnisch nicht passen mag – natürlich nicht nur gegeneinander antreten lassen kann, sondern auch gegen Rebellen und Imperiale.

Was ist in der Box?

Die optische sehr schöne und auch durchaus geräumig angelegte Box enthält 39 Plastikminiaturen, 8 Plastikbarrikaden, 15 Spezialwürfel, 3 Bewegungshilfen, 1 Entfernungsmesser, 8 Einheitenkarten, 40 Aufwertungskarten, 14 Kommandokarten, 12 Gefechtskarten, 1 Rundenzählen, 107 Marker (für Schaden, Effekte etc.) sowie 1 Spielregelheft. Das ist „im Grunde“ alles, was man zum Spielen erster Partien braucht. Ich setze diese Aussage bewusst in Anführungszeichen, weil es so einfach dann eben doch nicht ist.


    Der Inhalt der Grundbox. Vor dem Spiel wartet noch einige Arbeit.

„Star Wars Legion“ ist ein Tabletop-Spiel, das heißt (nicht immer, aber in der Regel und so auch hier), dass die Miniaturen in Einzelteilen in Gussrahmen geliefert werden. Man muss sie vor dem Spielen erst aus den Rahmen lösen und zusammenkleben. Das ist im vorliegenden Fall aufgrund der dürren Droidenfiguren durchaus Fitzelarbeit. Dann hat man auch erst graue Minis auf einem blanken Tisch stehen. Das verströmt, ganz ehrlich, nur sehr wenig Atmosphäre. Schritt 2 wäre also, die Figuren alle mit Modellbaufarben anzumalen. Das geht nun hier ganz gut, weil die Droiden im Wesentlichen hellbraun sind und die Klonkrieger weiß. Wenn man nicht zu pingelig ist, kriegt man das sogar als ungeübter Maler hin. Mit bemalten Armeen ist schon viel erreicht.

Echte Profis bauen sich dann noch Gelände – also, über die 8 beiliegenden Barrikaden hinaus. Tipps hierzu findet man in Fülle im Internet. Hier bestimmen nur Zeit, Geld und Bastelbegabung die Grenze des Möglichen. Wer einfacher Stimmung erzeugen will, greift zu einer bedruckten Spielmatte aus Neopren oder PVC (wie auf den Fotos als Untergrund verwendet), die man in Hobbyshops erwerben kann. Da sind dann Sand, Gras, eine Eiswüste usw. zu sehen, eine tolle Unterlage für Gefechte auf Planeten wie Tatooine, Naboo oder Hoth. Für eine Standardpartie über 800 Punkte braucht man eine Matte mit den Maßen 90x180 cm, ein schnelleres Gefecht (Skirmish) über 500 Punkte erfordert ein Spielfeld in der Größe 90x90 cm. Mit dem Inhalt dieser Box kann man nur (!) Skirmish-Partien über 500 Punkte spielen, für 800 Punkte sind nicht genug Einheiten enthalten.


    Die Helden und Schurken in ihrer ganzen Pracht. (Bemalt von Phantasos Studio.)

Was die Materialqualität angeht, gibt es nichts zu meckern. Die Miniaturen sind sehr schön detailliert und sehen – vor allem bemalt – toll aus. Enthalten sind konkret ein Obi-Wan Kenobi, ein BARC-Speeder sowie zwei 7er-Trupps Klonkrieger (mit je 7 verschiedenen Minis) auf Seiten der Republik sowie ein General Grievous, zwei Droidekas (vier Modelle: ein Paar im Radmodus, ein Paar im Kampfmodus) sowie zwei 9er-Trupps Droiden (mit je 7 verschiedenen Minis) auf Seiten der Separatisten. Alle Spielkarten werden von hübschen Motiven geziert, die Spielmarker bestehen aus stabiler Pappe. Alles top hier.

Wie spielt es sich?

Wie gesagt, gestattet die Grundbox nur die kleineren Gefechte im Skirmish-Format – die Regeln dazu kann man leider nur als PDF von der Asmodee-Website herunterladen, im Grunde ändert sich aber kaum etwas zu den Standardpartien. Man stellt zwei 500-Punkte-Armeen zusammen, spielt auf 90x90 cm Schlachtfeld und die Partie geht über 5 Runden (statt 6 wie im Standardspiel). Da das für einen kurzweiligen Nachmittag völlig reicht, wurde auch nur dieses Format getestet. Etwas ärgerlich dabei: Während sich auf Seiten der Republik 500 Punkte ganz gut erreichen lassen, sind bei den Droiden mit den vorliegenden Einheiten und Aufwertungskarten maximal 467 Punkte drin. Entsprechend startet der Separatisten-Spieler mit einem gewissen Nachteil in die Partie, wenn sich der Republik-Spieler nicht freiwillig beschränkt. Ein Trick, um 100 Punkte mehr zu gewinnen, wäre, den Radmodus der Droideka über einen Marker anzuzeigen, nicht über eine extra Figur. Dann hätte man nämlich vier Droidekas zur Verfügung und könnte zwei Einheiten mit je zwei Figuren aufstellen. Dazu muss man allerdings die Doideka-Einheitenkarte kopieren, da jede Einheit ihre eigene Karte haben sollte. Optimal gelöst ist das jedenfalls nicht von den Machern.


    Ob die Klonkrieger auf diese Konfrontation vorbereitet sind? (Bemalt von Phantasos Studio.)

Nachdem man seine Armeen zusammengestellt hat, wählt man ein Szenario, eine Schlachtfeldaufstellung und eine Umweltbedingung. Dann postiert man seine Truppen, legt alle Einheitenkarten vor sich aus und mischt die eigenen sechs Kommandokarten. Danach gibt es 5 Runden lang jeweils eine Kommandophase, eine Aktivierungsphase und eine Endphase. In der Kommandophase wählt man eine Kommandokarte aus, die man diese Runde nutzen will. Diese legt fest, welche Einheiten auf dem Schlachtfeld einen Befehlsmarker erhalten. Alle übrigen Befehlsmarker (man hat einen pro Einheit, also zu Anfang mehr als man über Kommandokarten zuteilen darf) werden gemischt und als Stapel beiseite gelegt. Beginnend mit dem Spieler, der die Initiative hat, werden in der Aktivierungsphase abwechselnd Einheiten aktiviert. Dabei kann man immer entweder einen zugeteilten Befehlsmarker nutzen oder man muss einen zufälligen vom Stapel ziehen und dann die passende Einheit aktivieren. Hier ist ein bisschen Taktieren gefragt, welche Einheit man am Sinnvollsten wann aktiviert. In der Endphase werden verwendete Kommandokarten abgelegt, Marker entfernt, die nur eine Runde lang gültig sind, und der Befehlsmarkerpool angepasst, falls Einheiten vernichtet wurden.

Ist eine Einheit aktiviert worden, kann sie zwei Aktionen sowie gegebenenfalls freie Aktionen durchführen. Aktionen sind Bewegen, Angreifen, Zielen, Ausweichen, Erholung, Bereitschaft oder Kartenaktionen. Es soll hier nicht alles im Detail ausgeführt werden, daher nur ein paar Einblicke. Bewegungen etwa werden sehr elegant mithilfe einer Bewegungshilfe ausgeführt. Je nach Schnelligkeit der Einheit legt man die kurze, mittellange oder lange Bewegungshilfe an den Anführer der Einheit an, zieht diesen dann beliebig weit an der Hilfe entlang und wenn der Anführer steht, werden einfach alle anderen Figuren des Trupps drumherum platziert (sofern vorhanden, Anführer wie Obi-Wan Kenobi handeln natürlich allein). Beim Angriff wählt man eine Zieleinheit aus, prüft die Entfernung, bildet dann aus den Waffen der Angreifer einen Angriffswürfelpool  und würfelt den Angriff. Zielmarker und Angriffsenergie können dabei die erwürfelte Treffermenge erhöhen. Deckung, Ausweichmarker und der Verteidigungswurf des Ziel reduzieren diese dann wieder. Treffer, die am Ende übrig bleiben, verursachen Schaden. Alles kein Hexenwerk, wenngleich man die Passage „Deckung“ im Regelwerk genau studieren sollte, denn je nachdem, wie man selbst oder das Ziel in Deckung steht, kann das Ziel nur erschwert oder gar nicht getroffen werden oder man selbst nicht mit allen Figuren angreifen.


    Die Separatistenarmee der Grundbox erreicht leider keine 500 Punkte.

Einfache Truppler haben meist nur einen Lebenspunkt, sodass jeder Treffer eine Figur entfernt, bis die Einheit aufgerieben ist. Anführer und Fahrzeuge sind natürlich robuster. Obi-Wan hat beispielsweise 6 Lebenspunkte, Grievous sogar 8, wobei ihre Fähigkeiten sie zu noch härteren Gegnern machen. Der clevere Einsatz der Kartenfähigkeiten ist natürlich das A und O, um die eigenen Einheiten effizient zu nutzen. So besitzen die B1-Kampfdroiden etwa die Fähigkeit „Koordinieren: Droiden-Truppler“, das heißt erhält eine Einheit einen Befehl, kann sie einer direkt benachbarten auch einen erteilen. Das setzt sich in Kette fort, sodass man diese Droiden praktisch nie zufällig aktivieren muss. Klontruppen dagegen haben „Feuerunterstützung“, was de facto bedeutet, dass zwei Einheiten gleichzeitig auf einen Feind schießen können, auch wenn sie dadurch beide aktiviert werden. Ein sehr starker Effekt.

Ein wichtiges Konzept in „Star Wars Legion“ ist das Niederhalten. Figuren, die beschossen oder anderen negativen Effekten ausgesetzt werden, erhalten mitunter Niederhalten-Marker. Das bedeutet, dass sie den Kopf einziehen, in Deckung gehen, womöglich eine Aktion in ihrer Runde verlieren und im schlimmsten Fall sogar in völliger Panik fliehen. Glücklicherweise baut sich dieser Stress sowohl durch „Sammeln“ zu Aktivierungsbeginn als auch in der Endphase nach und nach ab. Starke Anführer helfen zudem, eine Panik zu vermeiden. Trotzdem ein sehr wirkungsvolles Mittel, um Gegner zu blockieren, zumal einfache Truppler (Klonsoldaten wie Droiden) kaum Resistenz gegen diesen Stress haben (anders als in den Kinofilmen, wo Klontruppler echt hartgesotten wirken).


    Obi-Wan mischt Droiden auf. Doch das Unheil naht im Hintergrund. (Bemalt von Phantasos Studio.)

Das alles funktioniert im Prinzip sehr gut und spielt sich angenehm flüssig. Knifflig wird es, wie bei so vielen Tabletop-Spielen, wenn man später komplexere Szenarien und Armeen verwendet. Dann kommen Höhenunterschiede ins Spiel, man muss die Schäden von Fahrzeugen im Auge behalten und es gilt, zahlreiche Sonderfähigkeiten und Schlüsselwörter der Einheiten und Aufwertungskarten zu berücksichtigen. Erfreulicherweise herrscht hier kein Zwang. Jeder kann eine Partie für sich so komplex oder einfach gestalten, wie er mag.

Welche Grundbox soll ich kaufen?


Steht man vor der Qual der Wahl, welche Grundbox (Imperiumszeit oder Klonkriege) man kaufen soll, muss man sich zwei Fragen stellen: 1) Welche Ära gefällt mir besser? Wer gern mit Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi Klappergestelle umhaut, wer Charaktere wie Darth Maul, Padmé, Captain Rex oder Count Dooku mag, für den ist natürlich die „Clone Wars – Grundbox“ der bessere Einstieg in dieses Hobby. Fans der klassischen Filmtrilogie rund um Luke Skywalker, Han Solo, Prinzessin Leia und Darth Vader sollten die andere Box vorziehen. 2) Wie gut bin ich im Miniaturenbau? Die Figuren der Imperiumsbox sind deutlich einfacher zu bauen, weil sie aus weniger Teilen bestehen. Meist müssen nur Arme an die Figur geklebt und diese dann auf ihrer Basis befestigt werden. Das ist im Falle der „Clone Wars – Grundbox“ um einiges mühseliger, gerade bei den Droiden. Ansonsten finde ich persönlich die Effekte der Sturmtruppen und Rebellen etwas ansprechender als die der Droiden und Klontruppler. Aber das ist Geschmackssache. Unterm Strich spielen sich beide Boxen sehr ähnlich.


    Duell um 12 Uhr mittags. Wer wird wohl den Sieg davontragen? (Bemalt von Phantasos Studio.)

Fazit: Wenn man bereit ist, die nicht geringe Vorarbeit zu investieren (Figuren kleben und bemalen, Gelände kaufen oder herstellen), dann bekommt man mit der „Clone Wars – Grundbox“ einen sehr schönen Einstieg in das Spiel „Star Wars Legion“. Für erste Partien reicht das gebotene Material gerade so (mit kleinen Abstrichen oder Tricksereien, siehe oben), allerdings wird man sehr schnell mehr Einheiten haben wollen. Schön dabei: Es gibt reichlich Spielmaterial für „Star Wars Legion“. Der Nachteil: Auch hier wird wieder Bau- und Bemalarbeit fällig. Empfehlenswert für „Star Wars“-Fans, die sich auf das Abenteuer Tabletop-Spiel einlassen wollen, wobei ich tendenziell zur älteren Grundbox „Rebellen vs. Imperium“ raten würde, nicht zuletzt weil diese – ganz knapp – zwei vollwertige 500-Punkte-Armeen enthält. Spieler, die dagegen sofort aus der Box losspielen wollen, sollten sich auf dem Gebrauchtspielmarkt nach „Star Wars: Imperial Assault“ oder nach „Star Wars Miniatures“ umschauen.

Star Wars Legion – Clone Wars – Grundbox

Miniaturenspiel für 2 Spieler ab 14 Jahren
Alex Davy,  Luke Eddy
Fantasy Flight Games/Asmodee 2019
EAN: 4015566028227
Sprache: Deutsch
Preis: ca. EUR 99,99

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