Star Wars X-Wing Miniaturen-Spiel („Das Erwachen der Macht“-Edition)

Schon seit Monaten beschäftigt der Film „Star Wars – Episode VII: Das Erwachen der Macht“ bereits die Szene. Jede News wurde von Fans begierig aufgesogen, jeder Filmschnipsel millionenfach angeklickt. Mitte September wurde der Countdown bis zum Filmstart Ende Dezember dann mit dem offiziellen Verkaufsstart der Lizenzprodukte so richtig eingeleitet. Auf einmal findet man überall Puzzle, Modelle, Klamotten und Adaptionen klassischer Brettspiele, die die Fans auf den neuen Film einstimmen sollen. Fantasy Flight Games reiht sich mit einem neuen Grundspiel seines beliebten „X-Wing“-Tabletops in den Reigen ein.

von Bernd Perplies

Der Kernfrage, die sich viele Fans stellen, wird wohl die sein: Brauche ich das neue Grundspiel, wenn ich bereits das alte (und außerdem zig Erweiterungen) besitze? Die Antwort darauf lautet ganz klar: Jain. Es kommt darauf an, auf welchem Level man bislang „X-Wing“ gespielt hat. Grundsätzlich ändert sich mit der neuen Box am Spielprinzip nichts. Nach wie vor stellt jeder Spieler zu Beginn seine Flotte zusammen und dann wird über mehrere Runden auf einem festgelegten Spiel-Areal entweder ein freies Duell oder eine Mission gespielt. Die Planungsphase, in der man jedem Raumschiff verdeckt ein Manöver zuteilt, die Aktivierungsphase, in der jedes Schiff entsprechend des gewählten Manövers bewegt wird, die Kampfphase und die Endphase – das alles bleibt gleich. (Wer im Detail wissen möchte, wie sich „X-Wing“ spielt, möge sich die Kritik des alten Grundspiels beim Ringboten anschauen.) Damit ist die neue Box voll kompatibel zu allen früheren Erweiterungen. Für diese Entscheidung muss man FFG ein großes Lob aussprechen, denn es hätte die Besitzer ausufernden Jägerflotten doch extrem verärgert, wenn mit dem „Erwachen der Macht“ ihre bisherigen Käufe wertlos geworden wären – dass die Hälfte der Maschinen nicht mehr kanonisch sind, seit das alte Expanded Universe von Disney gestrichen wurde, ist eine andere Geschichte.

Viele der Änderungen im neuen Grundspiel sind also rein kosmetischer Natur. Da wären natürlich primär die neuen Schiffsmodelle. Auf den ersten Blick möchte man denken, dass es sich nur um neu bemalte Tie-Fighter und einen leicht veränderten X-Wing handelt. Doch der genaue Vergleich zeigt, dass beide Modelle merklich Unterschiede im Detail zu den alten aufweisen. Auch die Tie-Fighter sind kein Repaint, sondern komplett andere Modelle, die noch feiner im Detailgrad daherkommen, was auch daran liegt, dass sie nicht mehr komplett bemalt sind, sondern die schwarze Grundfarbe einfach das schwarze Plastik der Miniatur ist, sodass dünne Linien besser zur Geltung kommen.

Dazu gesellen sich natürlich neue Schiffskarten, wobei die Namen der Piloten weitgehend vage gehalten sind – „Ass Omega“, „Epsilon Eins“ etc. herrschen hier vor. Nur der namentlich bereits bekannte Poe Dameron erhält eine eigene Karte, wobei sein X-Wing prompt falsch dargestellt ist, denn statt der schwarz-orangefarbenen Lackierung ist der Jäger einfach in Weiß-Blau gehalten. Von den Werten her drehen die neuen Maschinen etwas auf. So hat der X-Wing einen Schildpunkt mehr und beherrscht nun die Aktion Schub, die bislang nur den ganz flotten Jagdmaschinen vorbehalten war. Außerdem wurde das neu eingeführte Aufwertungssymbol „Technik“ hinzugefügt. Auch die Tie-Fighter besitzen nun einen Schildpunkt, haben das Aufwertungssymbol „Technik“ und können die Aktion Zielerfassung nutzen. Dazu kommt, dass beide Maschinen nun neue Flugmanöver beherrschen, die Tallon-Rolle (X-Wing) bzw. den Segnor-Looping (Tie-Fighter), beides Varianten der Koiogran-Wende, also einer Drehung des Schiffs im Flug vom Heck zum Bug, wobei die neuen Manöver nicht die Geradeaus-Schablone verwenden, sondern eine enge bzw. eine flache Kurve. Damit werden die klassischen Maschinen, die nach diversen starken Erweiterungssets mehr und mehr an Bedeutung verloren haben, wieder etwas ins Zentrum des Spiels gerückt, wobei sich die besseren Werte gut mit der 30-jährigen In-Game-Entwicklungszeit erklären lassen.



Ansonsten wurde das Regelwerk FFG typisch im neuen Grundspiel in eine Spielregel, ein Referenzhandbuch und ein Missionsheft mit 3 Missionen gesplittet, damit neue Spieler nicht durch zu viele Regeln abgeschreckt werden. Die Formulierungen wurden auch etwas geglättet, sodass gerade der Einstieg noch leichter fallen sollte.

Kommen wir zum einzigen Punkt, der den Neukauf des Grundspiels für „X-Wing“-Spieler zur Pflicht machen: die Schadenskarten. Diese enthalten neue Effekte und Änderungen bekannter Schadenskarten und ersetzen zukünftig bei offiziellen Spielen (also Turnieren) die alten Schadenskarten. Der Grund für die neuen Karten dürften Balancing-Fragen und „unlogische“ Schadenstexte gewesen sein. So wurden etwa „Geblendeter Pilot“ und „Cockpitschaden“ sinnvoll umformuliert, um Schäden realistischer wiederzugeben, „Sensorenausfall“ wurde etwas entschärft, der nur sehr selektive eintretende Schadenseffekt „Ladehemmung“ wurde gestrichen und der enorm heftige „Verletzte Pilot“ ebenfalls entfernt. Unterm Strich also eine gute Verbesserung der alten Schadenskarten.

Fazit: Das „X-Wing Miniaturen-Spiel“ war von Anfang an ein Volltreffer und daran ändert auch das neue Grundspiel nichts. Für Turnierspieler ist das Set aufgrund der neuen Schadenskarten ein Muss, Veteranen erfreuen sich an den neuen Modellen und Novizen wurde der Spieleinstieg noch leichter gemacht. Dass die neue Box dabei mit allen alten Erweiterungen voll kompatibel ist, wird extrem wohlwollend zur Kenntnis genommen. Wer nun die Qual der Wahl hat, muss zwar nicht zwingen, sollte also durchaus zu der neuen Box greifen – und danach beginnen, finanzielle Rücklagen anzusammeln, denn wer einmal vom „X-Wing“-Fieber erwischt wurde, den lässt es so schnell nicht mehr los.

Star Wars X-Wing Miniaturen-Spiel („Das Erwachen der Macht“-Edition)
Miniaturen-Spiel für 2 Spieler ab 14 Jahren
Jay Little
Fantasy Flight Games/Heidelberger Spieleverlag 2015
EAN: 841333100001
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 34,95

bei amazon.de bestellen (Deutsch)