Star Wars Marvel Comics-Kollektion 59: Rebellen und Schurken

Der Todesstern ist zerstört, und die Rebellion flieht vor dem Zorn des Imperiums. Um die Flüchtigen aufzuspüren, hat Darth Vader tausende von Suchdroiden quer durch die Galaxis geschickt. Doch die Rebellen planen den Gegenschlag – mit gleich drei Missionen.

von Frank Stein

Der vorliegende, 114 Seiten umfassende Hardcoverband versammelt die US-Comic-Bände „Star Wars #68-72“, die zwischen erstmals Juli 2019 und Oktober 2019 erschienen sind und die ersten fünf Episoden der Storyline „Rebels and Rogues“ erzählten. Die hier fehlenden Episoden folgen dann in „Star Wars Marvel Comics-Kollektion 64: Schurken und Rebellen“. Auf Deutsch ist der Comic bei Panini bereits im September 2020 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen.

Für diese Geschichte tritt ein neues Team an. Greg Pak hat sie geschrieben und Phil Noto illustriert. Und obwohl die Handlung ganz kurz auf den zuvor beendeten Shu-Torun-Handlungsbogen verweist, steht sie im Grunde völlig für sich und könnte problemlos auch direkt nach „Episode IV“ angesiedelt sein. Insofern eignet sich der Comic besser als viele andere zuvor für Gelegenheitsleser, die dann allerdings auch den Abschluss in „Schurken und Rebellen“ brauchen.

Die Handlung beginnt mit einer Einsatzbesprechen an Bord einer Nebulon-B-Fregatte. General Rieekan legt Luke, Han, Leia, Chewie und R2-D2 ihre nächsten Missionen dar – seltsamerweise scheint es sonst keine Spezialisten der Allianz zu geben, denn außer unseren Filmhelden ist niemand dabei. Für die Jobs werden jeweils Zweierteams gebildet. Leia soll mit Han einen Gangsterboss, der schon zahlreiche Rebellen denunziert hat, auf der von Verbrechen beherrschten Kernwelt Lanz Carpo ans Messer liefern. Luke und R2 sollen imperiale Sondendroiden von den Tankanlagen der Allianz im Äußeren Rand weglocken. Chewie und C-3PO schließlich bekommen die Aufgabe, möglichst viele Sternenzerstörer in eine ebenso brachiale wie tödliche Falle zu locken.

Um die Durchführung dieser drei Jobs geht es dann im Folgenden, wobei immer wieder zwischen den einzelnen Handlungssträngen hin und her geschnitten wird, inklusive dem ein oder anderen Cliffhanger. Dass keins der drei Teams seine Aufgabe problemlos durchziehen kann, versteht sich von selbst. Dabei sind mindestens in zwei von drei Fällen die titelgebenden Schurken das Problem, die sich auf ihre Weise einmischen und die Mission stören. Am Ende bleibt natürlich alles offen, genau genommen sieht es für den Erfolg aller drei Jobs nicht gut aus. Wie die ganze Sache ausgeht, muss man dann im Folgeband nachlesen.

Man kann nicht sagen, dass dieser Handlungsbogen die epische Größe des vorherigen hätte. Im Kern geht es doch um drei recht willkürliche Jobs, wie sie die Helden der Allianz schon zu Dutzenden in den Comics der letzten Jahrzehnte erledigt haben. Ein Tanklager schützen, einen Gangsterboss diskreditieren, Sternenzerstörer in einer Falle locken … okay, zumindest die letzte Aufgabe ist etwas extremerer Natur. Aber für das große Ganze hat nichts davon viel Relevanz.

Trotzdem hat man Spaß an der Lektüre, und das aus mehreren Gründen. Zum einen weht ein Anflug von Nostalgie durch diese Seiten, wenn einfach nur unsere Filmhelden losgeschickt werden, um etwas zu erleben. Das erinnert an die Newspaper Strips der 1980er von Archie Goodwin und Al Williamson. Es ist auch durchaus amüsant zu lesen, wie naiv Luke teilweise noch agiert, wie sich Han und Leia zoffen und wie Chewie und 3PO als dynamisches Nebenfiguren-Duo glänzen. Dazu kommen schließlich die gelungenen Zeichnungen von Phil Noto. Ich mag seinen Stil wirklich, weil er einfach gut Figuren zeichnen kann. So trifft er Luke, Han, Leia, überhaupt alle mit einem feinem, präzisen Pinselstrich, um den ihn viele seiner Kollegen beneiden dürfen.

Das Drumherum bleibt der Reihe treu. Die Einleitung ist diesmal ein wenig überflüssig, denn sie fasst praktisch die ersten paar Seiten des Comics nochmal zusammen, statt einen Rückblick auf Vergangenes zu bieten. Ich nehme an, dass hier absichtlich die Shu-Torun-Comics ignoriert wurden, um so Neulesern den Einstieg zu erleichtern. Bebildert wird das passend mit dem unheilvollen Cover von „Star Wars #69“. Die Cover-Galerie am Schluss leistet sich vorbildlich fünf Seiten für fünf ganzseitige Cover. Nur auf Variants muss man leider erneut verzichten.

Fazit: „Rebellen und Schurken“ ist der erste von zwei Comic-Sammelbänden, die sich spürbar von den vorherigen Geschichten lösen, um eine eigene – und eher kleine – Story zwischen „Episode IV“ und „Episode V“ zu erzählen. Manchen mag die Handlung dabei zu unbedeutend sein, es weht aber eine ordentliche Prise 80er-Jahre-Nostalgie durch die Seiten, und die Illustrationen von Phil Noto sind sehenswert. Gut für Neuleser, die sich mal eine „Star Wars“-Geschichte zu Gemüte führen wollen, ohne dabei gleich fünf Sammelbände kaufen zu müssen.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 59: Rebellen und Schurken
Comic
Greg Pak, Phil Noto
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3258-7
114 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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