Star Wars Marvel Comics-Kollektion 61: Doktor Aphra – Das Ende einer Schurkin

Irgendwann musste es ja mal schiefgehen. So oft ist Chelli Lona Aphra, die Archäologin ohne Skrupel und Moral, ihrem schlimmsten Gegner entwischt. Nun hat Darth Vader, der Mann, der glaubte, sie erfolgreich ermordet zu haben, sie wieder in seinen Klauen. Ist das das Ende unserer Lieblingsschurkin? Wir werden sehen …

von Frank Stein

Der vorliegende 130 Seiten umfassende Hardcoverband ist der Abschlussband der ersten Staffel der Abenteuer von „Doktor Aphra“. Mit ihm endet die Erzählzeit zwischen den Filmen „Episode IV: Eine neue Hoffnung“ und „Episode V: Das Imperium schlägt zurück“. Dass es danach noch weitergeht, wissen Fans natürlich schon lange (schließlich besteht die „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ bloß aus zeitlich versetzten Reprints), aber wer aus der Reihe aussteigen will, findet hier einen gelungenen Schlusspunkt.

Der Band versammelt die US-Comic-Hefte „Star Wars: Doctor Aphra #37-40“, die zwischen Oktober 2019 und Dezember 2019 erschienen sind und den Vierteiler mit dem englischen Titel „A Rogue’s End“ erzählen, der zwar in sich halbwegs abgeschlossen ist, aber trotzdem eigentlich nicht mit Genuss lesbar ist, wenn man die „Aphra“-Reihe zuvor nicht auch verfolgt hat – es gibt einfach zu viele Verbindungen zur Handlung zuvor. Außerdem ist die Story „The Arrangement“ aus dem „Annual 3“ (Oktober 2019) enthalten und der „Epilogue“ aus „Star Wars: Empire Ascendant 1“ (Dezember 2019). Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im Oktober 2020 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen. Autor der Storys ist erneut Simon Spurrier, gezeichnet wurde das Ganze von Caspar Wijngaard und Elsa Charretier.

Die Geschichte setzt kurze Zeit nach dem Ende des Vorgängerbands ein. Aphra und ihr Mündel Valuuda haben dem Imperator sozusagen das Leben gerettet, und zum Dank dürfen sie nun dem Imperium dienen und zwar an Bord der Executor, Darth Vaders Flaggschiff, das auf der Suche nach der Rebellion ist. Das Ganze fühlt sich wie ein nicht enden wollender Albtraum an, denn einerseits kommt die unangepasste Aphra weder mit blindem Gehorsam noch der Inkompetenz ihres Vorgesetzten klar, andererseits lebt sie in ständiger Angst, dass Vader sie doch noch einfach so im Vorbeigehen wie eine Fliege zerquetschen könnte. Eine Exkursion zu einem Planeten, auf dem sich ein Rebellenversteck befinden soll, kommt ihr daher wie gerufen. Wird ja auch langsam Zeit, ihre Flucht zu planen …

Und so kommt es erneut zu reichlich Irrungen und Wirrungen, wobei diesmal auch Aphras Vater mitmischt, der ihr per Zufall über den Weg läuft. Außerdem tauchten tatsächlich auch Triple-Zero und Beetee wieder auf, allerdings auf andere Weise als gedacht. Und als wäre das noch nicht genug Ärger, erscheinen selbstredend auch die Rebellen erneut auf der Bildfläche, namentlich das Spezialkommando unter Captain Magna Tolvan, der Ex-Geliebten von Aphra. Und wieder braucht Aphra all ihre Finesse, um aus dem Schlamassel halbwegs heil herauszukommen.

Die Geschichte schlägt zwar einmal mehr ihre verrückten Haken, aber trotzdem ist sie ein wirklich schöner, gelungener Abschluss der ersten „Aphra“-Staffel. Das wird vor allem durch den Epilog verstärkt, der auf der Rebellenbasis auf Hoth stattfindet und von einer Nachricht Aphras an all ihre „Liebsten“ geprägt ist, in der sie sehr emotional zusammenfasst, was sich im Laufe der letzten Comics in ihrem Inneren getan hat. Man hat das Gefühl, dass hier ein Wandel in ihr einsetzt, von dem zu hoffen ist, dass er auch von Dauer sein wird. Denn irgendwie ist mir eine Aphra mit Herz doch lieber als eine, die ständig betrügt und hintergeht und vor allem egoistisch handelt. (Andererseits ist sie immer noch mit trauriger Dackelmiene bereit, Leute zu opfern, so ganz zu den Guten wird sie wohl nie gehören.)

Den Abschluss aus dem „Annual“ bildet eine kleiner Trickserei, in der auch die zwei Monsterjäger Winloss und Nokk auftreten. Die ist allerdings nur ein mäßiger Nachtisch, denn visuell eher schlicht gehalten. Abgesehen davon benimmt sich die cholerische Nokk sehr viel fieser gegenüber Winloss, als sie bisher eingeführt worden ist. Das passt irgendwie nicht zum Charakter.

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort lässt bisher Geschehenes Revue passieren, um den Einstieg in diesen hier zu erleichtern. Begleitet wird der Text von einem Cover von „Doctor Aphra Annual #3“. Die Cover-Galerie am Ende bietet die vier Cover von Ashley Witter auf einer läppischen Seite, wobei zugegeben drei davon auch das Cover, die Rückseite des Comics und das Vorwort ganzseitig zieren. Vom Inhaltsverzeichnis übrigens nicht verwirren lassen: Der „Epilog“ und die „Annual 3“-Story wurden versehentlich vertauscht. Das „Annual“ kommt ganz am Schluss, der „Epilog“ natürlich sinnvollerweise davor, am Ende der eigentlichen Haupthandlung.

Fazit: Das Finale der ersten „Aphra“-Staffel ist erreicht. Und es geht wieder richtig rund. Dabei greift Aphra tief in die Trickkiste, um ihre „Liebsten“ zu schützen und sich Vader vom Hals zu halten. Obwohl sie dabei immer wieder Rückschläge erleiden muss, ist es letztlich doch schon staunenswert, wie gut sie alles überlebt. Vor allem ihre Hackerfertigkeiten sind ihr hier mittlerweile zur Allzweckwaffe geworden, die fast zu mächtig ist, um noch glaubwürdig zu sein. Das hat schon etwas von Deus Ex Machina. Gerade der Epilog am Schluss und Aphras lange Fazit-Beichte sorgen jedoch dafür, dass man irgendwie versöhnt aus der Handlung rausgeht.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 61: Doktor Aphra – Das Ende einer Schurkin
Comic
Simon Spurrier, Caspar Wijngaard, Elsa Charretier u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3572-4
130 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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