Star Wars Marvel Comics-Kollektion 65: Der Pfad des Schicksals

Es sieht nicht gut aus für die Rebellion. Nach dem Angriff des Imperiums ist die Rebellenbasis auf Hoth zerstört und die Flotte in alle Winkel der Galaxis verstreut. Luke hat seine Hand, sein Lichtschwert und seinen Glauben verloren, Leia den Mann, dem sie gerade ihre Liebe gestanden hat, und Lando seine Wolkenstadt und einen guten Freund. Schwächere Geister würden daran zerbrechen. Doch unsere Helden sind auch angezählt noch so störrisch, sich zur nächsten Runde im Ring aufzurichten …

von Frank Stein

Mit dem vorliegenden Band ging die „Star Wars“-Comic-Reihe seinerzeit in die zweite Runde und wurde als „Star Wars (2020)“ weitergeführt. Erzählt wurden von nun an die Ereignisse zwischen den Filmen „Episode V: Das Imperium schlägt zurück“ und „Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Hier versammelt sind nun „Star Wars (2020) #1-5“, die in den USA zwischen Januar und September 2020 erschienen sind und den Sechsteiler „The Destiny Path“ umfassen. Neuer Autor ist Charles Soule – der zuvor bereits mit seiner „Vader“-Serie begeisterte –, gezeichnet wurden die Episoden erfreulich einheitlich von Jesús Saiz (wobei allerdings gleich vier Koloristen zum Einsatz kamen). Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im Februar 2021 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen.

Die Handlung setzt unmittelbar nach „Das Imperium schlägt zurück“ ein. Luke, Leia, Lando, Chewie und die Droiden sind mit dem Falken auf der Flucht. Lando, Leia und Chewie streiten über das weitere Vorgehen. Luke dagegen ist noch völlig erschüttert von seiner Begegnung mit Vader. Dieser Moment der tiefsten Verzweiflung wird bildstark eingefangen und setzt gleich ein Zeichen für die weitere Erzählung, in der es für Luke eben auch darum geht, neue Selbstsicherheit nach dieser krachenden Niederlage zu gewinnen.

Doch viel Zeit zur Trauer bleibt nicht. Denn die Rebellion steht unter Druck. Wie es aussieht, wurden ihre geheimen Kommunikationscodes vom Imperium geknackt, was bedeutet, dass die einzelnen Teile der Flotte nicht mehr miteinander sprechen können, wenn sie nicht riskieren wollen, von Sternenzerstörern überrascht zu werden. Vor allem eine imperiale Kommandantin macht Jagd auf die Flüchtigen: Commander Zahra, die den Sternenzerstörer „Tarkins Wille“ befehligt und – wie wir erfahren werden – eine Schülerin von Groffmoff Tarkin war, der ja auf dem ersten Todesstern über Yavin IV zu Tode kam. Nun folgt sie einer persönlichen Vendetta, auch um sich ihrem toten Mentor sowie dem stets drohenden Darth Vader ihren Wert zu beweisen.

Diese neu eingeführte Figur ist eine durchaus interessante Antagonistin. Ihre Motive – Rache – mögen jetzt nicht sonderlich originell sein. Aber wie sie die Zerstörung des Todessterns als den entscheidenden, ihr ganzes zukünftiges Leben bestimmenden Moment wahrnimmt, hat schon etwas Pathologisches. So lässt sie etwa ihren Sternenzerstörer nicht reparieren, obwohl der von einem Stück zerborstenen Todesstern seinerzeit schwer getroffen wurde. Außerdem besteht ihre gesamte Besatzung nur aus Leuten, die jemanden auf dem Todesstern verloren haben. Viel mehr Verbitterung geht kaum.

Doch Zahra ist eher die Gefahr im Hintergrund. Im Fokus stehen sehr deutlich unsere Helden, die es tatsächlich in die mittlerweile imperial kontrollierte Wolkenstadt über Bespin zurückzieht, weil sie dort noch sehr unterschiedliche Dinge zu erledigen haben. Das ist sehr clever gemacht von Charles Soule, denn es schließt ein paar erzählerische Lücken, die man als Fan wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Überhaupt möchte ich den Auftakt von „Star Wars (2020)“ als sehr gelungen bezeichnen. Soule nimmt die relevanten Probleme, die nach „Das Imperium schlägt zurück“ bestehen, und baut darauf auf. Dadurch ist er auf der einen Seite sehr nah und persönlich an den Figuren dran, räumt aber auch auf der anderen Seite dem Kampf der Allianz als Ganzes Platz ein. Nur gegen Ende, in einem alten Jedi-Tempel, eiert die Geschichte kurz ein wenig, und man hat das Gefühl, dass unbedingt noch ein Cameo eingebaut werden sollte.

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort fasst etwas unnötig die Handlung von „Das Imperium schlägt zurück“ zusammen (für die kleine Gruppe Fans, die den Film verpasst haben sollten – hüstel). Begleitet wird der Text passend von einem Cover von „Star Wars (2020) #3“. Die Cover-Galerie am Ende bietet alle sechs Cover in Spielkartengröße auf nur 2 Seiten – eine bedauerliche Angewohnheit, die den Machern dieser Sammlung wohl nicht mehr auszutreiben ist.

Fazit: Mit „Der Pfad des Schicksals“ beginnt die „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ die zweite Runde der „Star Wars“-Comics, diesmal „Star Wars (2020)“ betitelt. Autor Charles Soule erzählt die Filmhandlung mit guten Ideen und unterhaltsam weiter, wobei ihn Illustrator Jesús Saiz und eine Riege versierter Koloristen mit starken Bildern unterstützt. Ein gelungener Einstieg in den nächsten Handlungsbogen, der Lust auf mehr macht.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 65: Der Pfad des Schicksals
Comic
Charles Soule, Jesús Saiz u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3576-2
146 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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