Star Wars Marvel Comics-Kollektion 64: Schurken und Rebellen

Die Mission der Rebellen ist noch nicht vorbei! Im zweiten Teil der Doppelausgabe, die mit „Rebellen und Schurken“ („Star Wars Marvel Comics-Kollektion 59“) begann, verschränken sich die Missionen unserer drei Heldenteams immer mehr und es kommt zu einem unglaublichen Finale.

von Frank Stein

Der vorliegende Band versammelt nun die US-Comic-Hefte „Star Wars #73-75“, die zwischen Oktober und November 2019 erschienen sind und Teil 6 bis 8 der Story „Rebels and Rogues“ umfassen. Geschrieben wurde die Geschichte weiterhin von Greg Pak, gezeichnet von Phil Noto. Als Epilog ist außerdem noch die Kurzgeschichte „An Echo of Victory“ aus „Star Wars: Empire Ascendant 1“ aus dem Dezember 2019 enthalten. Hier führte Charles Soule die Schreibfeder und Luke Ross den Zeichenstift. Die Farben stammen von Guru-eFX. Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im Dezember 2020 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen.

Die Geschichte setzt nahtlos da ein, wo sie zuletzt aufgehört hat. Han Solo, der heimlich mit Prinzessin Leia auf Lanz Carpo einen Unterweltboss gegen das Imperium ausspielen wollte, wurde von eben selbigem geschnappt und steckt nun arg in der Klemme. Chewie und C-3PO sehen sich zwischen ihrer Mission, einen Planeten zu sprengen, der sich leider als von Steinwesen bewohnt erwies, und der Anwesenheit von Darth Vader persönlich gefangen. Luke schließlich jagt auf Sergia der Diebin Warba hinterher, die sein Lichtschwert geklaut hat. Dabei versucht er, naiv optimistisch, wie er ist, und fortlaufend erfolglos Warba von einem Leben „für die gute Sache“ zu überzeugen.

In allen drei Handlungssträngen ist ordentlich was los, wobei vor allem bei Chewbacca und C-3PO buchstäblich die Hütte brennt. Man merkt, dass man sich auf das Finale eines längeren Comics hinbewegt. Auch wird die Verknüpfung der Stränge dichter, denn die bisher eher eigenständig operierenden Helden sind nun ziemlich lückenlos und ohne Zeitverlust via Komm verbunden. Das mag über galaktische Entfernungen nicht ganz glaubhaft wirken, aber es sorgt für elegante Szenenwechsel.

Apropos Glaubhaftigkeit: Ich will nicht sagen, dass die Handlung nicht denkbar wäre, aber sie bewegt sich schon im Grenzbereich dessen, was man bei „Star Wars“ normalerweise erlebt. Stellenweise muss man sich schon sehr in Erinnerung rufen, dass „Star Wars“ von seiner Herkunft her tief im Pulp verwurzelt ist – und dass dort im Grunde alles erlaubt ist, egal wie hanebüchen es auch anmutet. Ich sage nur „Steinwesen“. Wer da nicht bereit ist, am Ende eine große Überraschung zu verdauen, der sollte lieber einen Bogen um diese Doppelfolge machen. Zumal man – ganz ehrlich – nicht wahnsinnig viel verpasst. Die Story ist flott und unterhaltsam inszeniert, gar keine Frage. Aber die Missionen der Helden sind beliebig und klein und in ähnlicher Art und Weise schon oft dagewesen.

Auch der Epilog auf der Hoth-Rebellenbasis reißt das nicht heraus. Wir erleben die Eltern von Poe Dameron – Shara Bey und Kes Dameron –, wie sie bei der Arbeit an der neuen Basis einen Unfall erleiden und anfangen, ihr Engagement für die Allianz zu hinterfragen. Natürlich nimmt das Ganze ein gutes Ende, schließlich wissen Kenner, dass beide noch in der Schlacht um Endor kämpfen werden.

Visuell weiß der Comic zu gefallen. Vor allem Phil Notos sauberen Stil sehe ich immer wieder gern. Wenn es nach mir ginge, könnte er alle „Star Wars“-Comics zeichnen. Luke Ross kommt da nicht ganz dran, liefert aber auch eine sehr solide Optik ab, bei der Proportionen und Mimik stimmen.

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort fasst die Handlung des Vorgängerbands zusammen, falls jemand so dumm war, diesen auszulassen. Begleitet wird der Text passend von einem Cover von „Star Wars #74“. Die Cover-Galerie am Ende bietet alle vier Cover auf je einer ganzen Seite, was zwar diesmal im Wesentlichen die Motive auf dem Cover, der Umschlagrückseite und der Seite rechts neben dem Vorwort doppelt, aber dennoch immer gern gesehen wird. Wie immer wären auch Variant Cover schön gewesen.

Fazit: „Schurken und Rebellen“ stellt den Abschluss der ersten „Star Wars“-Serie des Disney-Kanons dar, einer Handlung, die seinerzeit mit „Skywalker schlägt zu!“ begann und die Zeit zwischen „Eine neue Hoffnung“ und „Das Imperium schlägt zurück“ überbrückte. Vor allem im Mittelteil gab es starke Momente um die Bildung und Vernichtung einer Rebellenflotte. Die Suche nach einer neuen Basis kam mir dabei tatsächlich stellenweise zu kurz. Als Etappenziel ist der vorliegenden Band, obwohl an sich schon unterhaltsam, dann auch etwas enttäuschend. Zu unwichtig sind die letzten Missionen der Rebellen vor dem Eintreffen auf Hoth. Wer nur ausgewählte „Star Wars“-Comics liest, könnte auch bei „Star Wars Marvel Comics-Kollektion 52: Der Untergang Shu-Toruns“ schon aussteigen und hätte wenig verpasst (denn anders als von mir erhofft ging es in der vorliegenden Doppelfolge nicht um die Suche nach der neuen Rebellenbasis – die ist vielmehr auf einmal so da …)

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 64: Schurken und Rebellen
Comic
Greg Pak, Phil Noto u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3575-5
98 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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